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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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ich hätte die Karte an Professor Pfleiderer zurückgegeben. Das stimmte nicht. Die Karte war hier in London, und meine Lüge hatte zur Folge, dass sich Einstein die Karte von Professor Pfleiderer holen wollte. Damit habe ich ihm seinen Mörder sozusagen auf den Hals gehetzt. Einstein hat ihn umgebracht, davon ist auch die deutsche Polizei überzeugt, und wahrscheinlich tat er das aus reiner Enttäuschung, weil Pfleiderer die Karte nicht hatte. Irgendetwas steckt dahinter, irgendetwas, nach dem wir schon den ganzen Tag suchen, ist an dieser Karte dran. Was ist es bloß, das sie so wertvoll macht, dass jemand einen Mord begeht, um in ihren Besitz zu gelangen?«
    Das Lächeln in Professor McCullys Augenwinkeln war mit einem Mal verschwunden. Er stellte sein Whiskyglas ab und beugte sich vor.
    »Wussten Sie eigentlich, dass ich Professor Pfleiderer gekannt habe?«, fragte er.
    »Nein, gewusst haben wir es nicht, aber wir haben es vermutet«, antwortete Peter.
    »Flüchtig nur und rein beruflich, sonst wäre ich wahrscheinlich schon vor Ihrem Erscheinen über seinen Tod informiert worden. Ich habe ihn ein paarmal auf Kongressen und ich glaube auch einmal anlässlich einer Preisverleihung getroffen. Wir haben uns nur kurz unterhalten. Aber das ändert nichts an meiner Bestürzung über seinen Tod. Es ist für mich gänzlich unvorstellbar, dass ein hoch geschätzter Kollege ermordet worden sein soll, nur weil er im Besitz eines historischen Dokuments war. Wenn so etwas häufiger passiert, wäre das gesamte wissenschaftliche Kollegium in Gefahr. Ich versichere Ihnen beiden, dass ich Ihnen, so gut es geht, helfen werde. Die Polizei können wir morgen immer noch hinzuziehen, da haben Sie völlig Recht. Aber während das Auge des Gesetzes schläft, ist für unzählige Wissenschaftler die Nacht die Zeit ihrer produktivsten Tätigkeit. Also, nun lassen Sie mal sehen.«
    McCully setzte seine Lesebrille wieder auf, während Frank die Karte auf dem Tisch ausrollte. Er machte den Professor auf verschiedene Details aufmerksam, vor allem auf die Pfeile, die an den Kartenrändern die Himmelsrichtungen anzeigten und die sie sich bisher überhaupt nicht hatten erklären können. Peter zog auch das karierte Stoffband hervor, mit dem die Karte zusammengebunden gewesen war.
    »Das ist doch ein Schottenmuster oder Tartan, wie es im Original heißt, nicht wahr?« McCully untersuchte das Stück Stoff interessiert.
    »Das ist ein Stück aus einem Wickeltuch, es könnte sogar von einem Kilt stammen«, bestätigte er Peters Vermutung. »Hm, mal sehen, das ist ein höchst ungewöhnliches Muster … , ja, jetzt erkenne ich es, es ist ein McCory-Tartan. Die McCorys sind ein ziemlich kleiner Clan von den Äußeren Hebriden, ein paar fast menschenleeren Inseln im äußersten Nordwesten Schottlands, da wo Europa ins Meer plumpst. Es ist dort so ungastlich, da fühlen sich nur noch die Schafe wohl. Der größte Teil der Einwohner ist nach und nach ausgewandert, ich glaube sogar nach Neuschottland in Kanada.«
    »Aber damit hätten wir doch schon einen ersten Zusammenhang mit der Karte«, sagte Peter.
    »Richtig, durchaus möglich, dass ein Mitglied des McCory-Clans für die Karte verantwortlich ist oder sie an sich genommen hat.«
    »Waren die Clan-Mitglieder besonders wohlhabende Leute, die irgendwo einen Schatz vergraben haben könnten?«, fragte Frank.
    »Nein, das würde mich doch sehr wundern. Wie gesagt, es ist nur ein sehr kleiner Clan, und das Land, das sie auf diesen abgelegenen Inseln besessen haben, ist so gut wie nichts wert. Außer natürlich für die Familie selbst als Teil ihrer eigenen Geschichte. Wenn wir Geldgier als Motiv für die Jagd nach der Karte in Betracht ziehen wollen, müssen wir, falls es tatsächlich eine Verbindung zu schottischen Clans geben sollte, uns unter den größeren und reicheren des schottischen Festlandes umsehen. Von denen haben es viele Familien zu wertvollen Gütern mit hochherrschaftlichen Schlössern und in der modernen Zeit auch zu umfangreichem Grundbesitz in Übersee gebracht.«
    »Dann könnte die Landkarte möglicherweise für Landeigentümer, also für die Clans selbst, wertvoll sein?«, hakte Peter nach. McCully führ mit dem Finger über die Karte, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Nein, sehen Sie, dafür ist der Maßstab der Karte viel zu klein. Dies ist eine Seekarte, außerdem sind keine Grenzlinien eingezeichnet«, sagte er.
    »Das kommt mir doch alles sehr unwahrscheinlich vor. Schließlich

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