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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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besuchen? Ja, der ist schon lange hier, ein freundlicher Patient. Aber Sie sind jetzt schon der Zweite innerhalb einer Woche, der von außerhalb kommt … Sie sind auch aus Hamburg? Na ja, bei einer so weiten Anreise können Sie selbstverständlich so bald wie möglich mit ihm sprechen. Aber melden Sie sich doch bitte vorher bei mir an, damit ich mehr über den Anlass erfahren kann. Und vorbereiten muss ich Sie natürlich auch noch auf den guten Franz. Nein, ganz so einfach dürfte es nicht werden … Aber kommen Sie doch gleich vorbei, damit wir das persönlich besprechen können … Nein, es ist nicht weit von der Altstadt, natürlich können Sie zu Fuß gehen. Machen Sie einen schönen Morgenspaziergang, ich erwarte Sie, bis gleich.«
    Der Vorschlag entsprach genau dem, wonach Professor McCully der Sinn stand. Ein Morgenspaziergang durch die Berner Altstadt. Sie machten einen kleinen Abstecher zum berühmten Berner Münster und schauten beim Rathaus vorbei. Im Vorbeigehen besahen sie sich die wichtigsten touristischen Attraktionen und gelangten an der Spitze der Halbinsel, auf der die Altstadt lag, zur Untertorbrücke, eine der beiden Brücken, die über die Aare führten. Der Fluss wand sich unterhalb der Brücken in einem engen Halbkreis um die Altstadt herum und schien sie wie ein mittelalterlicher Festungsgraben zu beschützen. Am anderen Ufer des Flusses bogen die drei nach links ab und gelangten bald zum Krankenhausgelände des Johanniter-Spitals. Den Hinweisschildern auf dem Gelände entnahmen sie, dass die Psychiatrische Abteilung in einem der vielen einzeln stehenden Gebäude untergebracht war. Gleich hundert Meter rechts, am Ende der frisch geteerten Straße, erblickten sie den Eingang, der an einem überdimensionalen Steinbogen leicht zu erkennen war. Das Portal war das einzig aus dem Rahmen fallende architektonische Element des ansonsten unauffälligen Hauses. Zweistöckig, weder eingezäunt noch mit vergitterten Fenstern versehen, stand es inmitten eines parkähnlichen Bereichs, umsäumt von einzelnen Bäumen und zahlreichen Sitzbänken, an denen es als Krankenhausgebäude dann doch wieder zu erkennen war.
    Nachdem sie das Portal durchschritten hatten, führte sie eine Krankenschwester aus dem Empfangsbereich zum Leiter der Psychiatrischen Abteilung, Herrn Dr. Friedrich Dufner, der nicht weit davon entfernt, zwei oder drei Zimmer den Gang hinauf, sein Büro hatte. Wie schon das Telefongespräch gestaltete sich auch die Begrüßung überraschenderweise wenig förmlich, hatte Frank doch, vorurteilsbehaftet, den Schweizern eine beträchtliche Portion Umständlichkeit zugeschrieben. Dass sie zu dritt kommen würden, hatte er dem Direktor bereits angekündigt, und als alle in seinem Büro Platz genommen hatten, wiederholte er seinen Wunsch, Franz Felgendreher zu einer alten Seekarte befragen zu dürfen.
    »Sehen Sie, es handelt sich um diese Karte hier«, erklärte er Dr. Dufner und entrollte die Karte. Dr. Dufner warf nur einen kurzen Blick darauf, mehr aus Höflichkeit als aus Interesse, wie es Frank schien, sodass er die Karte schnell wieder in der Pappröhre verstaute und dann an Peter zurückreichte.
    »Mein Freund hier«, er deutete auf Peter, »und ich arbeiten beide an einer ähnlichen Diplomarbeit, bei der es um Meeresströmungen im Nordatlantik geht, nur dass Peter in London studiert und ich in Hamburg. Professor Kenneth McCully …«, McCully nickte Herrn Dr. Dufner freundlich zu, »… betreut die Abschlussarbeit von Peter und ist noch wegen einiger anderer geophysikalischer Forschungen in der Schweiz unterwegs. Er hat die Gelegenheit genutzt, uns zu begleiten. Die Karte steht im Mittelpunkt unserer Arbeiten, auch wenn sie für Außenstehende vielleicht nicht danach aussieht. Mein Hamburger Professor, Professor Pfleiderer, war ja schon letzte Woche bei Franz Felgendreher. Er sagte, dass Herr Felgendreher der ursprüngliche Besitzer der Karte sei, und riet mir, mit ihm zu sprechen.«
    Den Mord an Professor Pfleiderer erwähnte Frank lieber nicht, in der Hoffnung, dass Dr. Dufner davon noch nichts gehört hatte. Gespannt wartete er jetzt auf dessen Antwort.
    »Es freut mich sehr, Sie im Johanniter-Spital begrüßen zu dürfen, meine Herren, seien Sie alle drei herzlich willkommen. Als Sie heute Morgen angerufen haben, hatte ich zunächst große Bedenken, dass eine so große Anzahl von Besuchern Franz vielleicht überfordern könnte, aber ich glaube nun, ich kann Sie alle drei zu ihm lassen.

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