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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wuehrmann
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auf altem Pergamentpapier gedruckt. Aber ich habe sie zur Seite gelegt, weil sie für mein Thema nicht zu verwenden war. Der Maßstab stimmte nicht, und die Gegend ist viel zu weit nördlich, weil der Golfstrom, über den ich schreibe, viel weiter südlich in Richtung Europa abdriftet.«
    Katja nickte und gähnte ausgiebig. Frank setzte sich auf, und sie legte ihren Kopf an seine Schulter. Es war jetzt fast halb zwei Uhr morgens, und Katja war von Frank über das Thema seiner Diplomarbeit in den letzten Wochen mehr als ausreichend informiert worden.
    »Ich glaube, mir reicht es für heute. Ich bestehe darauf, dass du morgen die Geschichte der Polizei erzählst, aber jetzt schlafe ich am liebsten gleich hier ein«, sagte sie.
    Frank umarmte sie. Michael bemerkte es und hörte abrupt auf, mit seinen Füßen den auf dem Boden liegenden Winkelschleifer hin und her zu schaukeln. Er stand auf und griff nach seinen Autoschlüsseln.
    »He, du musst jetzt nicht gehen«, sagte Frank.
    »Doch, doch, ich habe noch eine Pizza im Ofen«, sagte Michael. Dann schien ihm etwas einzufallen.
    »Wo ist diese ominöse Karte denn jetzt?«, wollte er wissen.
    »Na, ich habe sie Professor Pfleiderer zurückgegeben, was soll sie hier auch rumliegen?«, sagte Frank und betrachtete seine dösende Freundin. Dann blickte er auf und sah, dass Michael zwar schon in der Tür stand, aber anscheinend abwartete, ob Frank noch etwas sagen würde.
    »Ich schaue morgen bei dir vorbei«, fügte Frank hinzu, »wenn ich bei der Polizei gewesen bin.«
    Dann sah er wieder Katja an. »Vielleicht.«

    Es war ein trüber und grauer Freitagmorgen in Hamburg. Es regnete, als Einstein aus seinem Hotel auf die Straße trat. Er überlegte, ein Taxi herbeizurufen, doch weil es so früh am Morgen war, ging er schließlich die zwei Kilometer bis zur Universität zu Fuß. Mit einem Regenschirm von der Hotelrezeption marschierte er in Richtung Universität und dachte darüber nach, wie er möglichst unauffällig ein Treffen mit Herrn Professor Dr. Anton Pfleiderer arrangieren konnte. Um halb acht Uhr morgens war es für den Besuch einer Vorlesung noch zu früh. Er konnte auch schlecht einen Termin mit Pfleiderers Sekretärin vereinbaren und in ihrem Vorzimmer mit einer Motorradmaske über dem Kopf aufkreuzen, um sich beim Professor anmelden zu lassen. Wenn er andererseits seine Maske nicht trug, würde Pfleiderer ihn erkennen und wahrscheinlich sofort die Flucht ergreifen – nach allem, was in der Vergangenheit zwischen ihnen vorgefallen war.
    Auf keinen Fall war zu erwarten, dass Pfleiderer ihm die Seekarte freiwillig überlassen würde. Es war nicht einmal auszuschließen, dass er um den Besitz der Karte verbissen kämpfen würde, aber darauf war Einstein vorbereitet.
    Er dachte daran, was Mr. Van gesagt hatte, einen weiteren Fehler durfte er sich nicht erlauben …
    Einstein tastete in seiner hellgrauen Aktentasche, die er zur Tarnung bei sich trug, nach seinem .38er-Colt und spürte das beruhigende kalte Metall der kantigen Waffe. An deren Einsatz am helllichten Tag war allerdings kaum zu denken. Wenn er während einer gut besuchten Vorlesung mitten im Seminarraum auf Pfleiderer schießen würde, wäre die Gefahr, in einer Panik festgehalten zu werden, viel zu groß.
    Einstein brauchte dringend eine andere Möglichkeit, Professor Pfleiderer zu zwingen, ihm widerstandslos sein Eigentum zurückzugeben: die historische Seekarte der Clan-Familien von Neuschottland.
    Er erreichte die Eingangstreppe, die zu den Hörsälen der Universität führte, und setzte sich auf die unterste Treppenstufe. Mit seinen vierzig Jahren hatte er sich ein so jugendliches und sportliches Aussehen bewahrt, dass er trotz seiner Körpergröße auch in der Universität nicht auffiel.
    Lediglich die helle Aktentasche passte nicht zu der Erscheinung des zwei Meter großen Hünen mit den kurz geschnittenen schwarzen Haaren und den dunklen Augen. Sie würde jedem, der darauf trainiert war, auf verdächtige Personen zu achten, sofort ungewöhnlich vorkommen.
    Doch Einstein war sich sicher, dass er nichts zu befürchten hatte. Er vergewisserte sich noch einmal, dass ihn niemand beobachtete. Dann griff er nach einem der roten Ziegelsteine, mit denen der Fahrradweg vor der Universität neu gepflastert wurde, und ließ ihn unauffällig in seine Aktentasche gleiten.
    Dann nahm er zwei Treppenstufen auf einmal, um seinem alten Bekannten, dem Professor für Geografie an der Universität Hamburg, Herrn

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