Silberne Sterne über Montana
nachdenklich hochgezogen, betrachtete, nachdem er sich umgedreht hatte, eine Zeit lang versonnen seinen Rücken. Etwas ausgesprochen Merkwürdiges, so fand sie, strahlte dieser Mann aus.
Sie machte zwei große Dosen mit dem Öffner auf und stellte sie in der Nähe des Feuers ab, von dem jetzt leichte Rauchfahnen aufstiegen. Als schließlich die Kohle durchgeglüht war, stellte sie die Dosen in die Glut, und bei dem Gedanken ans warme Essen lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen und er wahrscheinlich auch nicht.
"He", sagte sie plötzlich und setzte sich auf ihre Hacken.
"Mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch nicht einmal Ihren Namen kenne."
Er wandte sich zu ihr um. Tana bemerkte, dass er zögerte.
Das deutete darauf hin, dass er ein ungehobelter Bursche, einer dieser unbeständigen Hilfscowboys war mit einer Biografie, die nur Ärger verhieß, die sie von Ranch zu Ranch verfolgte und sie meistens arbeitslos und zu Einzelgängern werden ließ.
"Keine Sorge", sagte sie und lächelte scheu, "ich bin schon so lange vom Weinstock weggewesen, dass ich nicht mehr weiß, welche Trauben die unbekömmlichen sind. Mir ist es egal, für wen Sie zuletzt gearbeitet haben oder in welche Schwierigkeiten Sie dort geraten sind. Und selbst wenn ich es wissen würde, was sollte ich schon tun? Sie entlassen und einen anderen einstellen?"
Er lächelte nicht, wie sie es erwartet hatte.
"Cody", sagte er ruhig und beobachtete dabei genau, wie sie reagieren würde. "Douglas Cody."
Sie streckte ihm die behandschuhte Hand entgegen, und als er sie nahm, zuckte er aus einem unerklärlichen Grund leicht zusammen. "Ich freu mich, Sie kennen gelernt zu haben, Cody, und hätte das eigentlich schon längst sagen sollen. Inzwischen hat sich ja herausgestellt, dass es doch nicht so schwierig war, wie es zunächst den Anschein hatte, diese Herde zu finden. Und sie zur Ranch hinunterzutreiben wird ein Leichtes sein. Die Tiere aber zu füttern und über den Winter zu bringen dürfte für Hazel und mich zu viel werden. Ich bin froh, dass Sie bei uns eingestiegen sind, und verspreche, mich eines Tages erkenntlich zu zeigen."
Er drehte sich weg und atmete tief ein. "Eigentlich hatte ich nicht vor, den Winter über zu bleiben."
"Oh." Sie runzelte die Stirn, weil er plötzlich so kühl reagierte, tat es dann aber ab als Marotte eines Arbeiters, der die Gesellschaft anderer Menschen - insbesondere aber von Frauen -
nicht gewöhnt war.
"Schade", sagte sie ruhig. "Ich habe wohl zu viel erwartet.
Normalerweise sucht so spät im Jahr einer nur einen Job, wenn er dort auch überwintern will."
Lange herrschte zwischen ihnen ungemütliches Schweigen, dann rückte Tana näher ans Feuer und damit zwangsläufig auch zu ihm heran. "Es ist Ihnen sicherlich nicht sehr angenehm", meinte sie.
"Was wollen Sie damit sagen?" fragte er so scharf, dass sie zusammenzuckte. "Ich meinte ... bei einem solchen Wetter draußen zu sein und die Nacht auf halber Berghöhe mit einer Frau zu verbringen, die Sie nicht einmal kennen."
Er lachte laut.
"Ich habe nichts dagegen, die Nacht mit einer Frau zu verbringen", sagte er, ohne nachzudenken, und zog die Augenbrauen hoch. "Ich meine das natürlich nicht so, wie es klingt", verbesserte er sich dann schnell.
Tana schluckte. "Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Cody", erwiderte sie betont locker und nannte ihn, wie es in der Gegend üblich war, bei seinem Nachnamen. "Ich bin unter Arbeitern aufgewachsen und denke, dass Sie genau das meinten, was Sie sagten. Und ich möchte wetten, dass ein Mann wie Sie zahlreiche Frauen mit gebrochenem Herzen auf dem Gewissen hat." Sie zog fröhlich den Reißverschluss ihrer Jacke auf und errötete, als Cody den Blick über ihre wohlgerundeten Kurven schweifen ließ, die trotz ihrer übereinander gezogenen Kleidungsstücke zu sehen waren. "Wir stellen die da wohl besser ins Feuer." Sie deutete mit dem Kopf auf die geöffneten Dosen.
Cody folgte ihrer Aufforderung und runzelte dann die Stirn.
"Es tut mir Leid", sagte er brüsk.
"Was?" fragte sie gespielt unschuldig.
Er lächelte leicht. "Dass ich Sie als Frau bemerkt habe, natürlich."
Tana atmete scharf ein, überrascht von seiner Direktheit.
Er lachte laut los. "Und jetzt tut es mir Leid, dass ich Sie schockiert habe, indem ich es auch noch ausgesprochen habe.
Takt war noch nie meine Stärke."
Sie spürte, wie sie tief errötete, erinnerte sich dann aber daran, wo sie war,
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