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Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melinda Cross
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und lachte plötzlich über ihre eigene Vorstellung von Zivilisation. "Du lieber Himmel", sagte sie, seufzte glücklich und fühlte sich zum ersten Mal seit Jahren herrlich befreit, "ich habe beinahe vergessen, wie es ist, sich mit jemandem zu unterhalten, der nicht um den heißen Brei herumredet. 'Tacheles reden' pflegte mein Vater das zu nennen.
    Er sagte immer, hier draußen habe man für etwas anderes keine Zeit. Ich bin nur nicht mehr in Übung."
    "Ihr Vater muss wirklich ein ganzer Mann gewesen sein", sagte Cody sanft und blickte dabei ins Feuer.
    "Das war er wirklich. Ein Mann." Tana sah gebannt in die Flammen, atmete den Duft der warm werdenden Bohnen ein und wunderte sich, dass in der Gegenwart dieses Mannes ihr Schmerz nachließ. Warum hatte der Gedanke an ihren Vater plötzlich etwas Tröstliches und nichts Schmerzliches mehr? Sie lächelte versonnen bei der Erinnerung an ihn. "Er kannte dieses Land und das Vieh ganz genau", meinte sie nachdenklich. "Er begann mit zehn Rindern und brachte es innerhalb von zehn Jahren auf zweitausend. Keine zweitklassigen, wie Sie vielleicht jetzt denken, sondern jedes ein kräftiges, prämiertes Hereford-Rind. Die Leute kamen sogar aus Texas, um Tiere von meinem Vater zu beziehen. In alten Zeiten wurden beinah alle Rinder lange vor Wintereinbruch als Zuchttiere verkauft."
    Während sie sprach, hatte Cody ihr Profil betrachtet und beobachtet, wie der flackernde Widerschein des Feuers über ihre seidenweiche Haut huschte. Jetzt aber runzelte er die Stirn, als er sich ihre Worte ins Gedächtnis rief, die er unbewusst registriert hatte.
    "Zweitausend?" fragte er ungläubig. "Sie hatten zweitausend Rinder?"
    Tana sah ihn mit zu Herzen gehender Unschuldsmiene an.
    "Ja. Warum fragen Sie?"
    "Wie lange ist das her?" fragte er ungeduldig, beinahe grob.
    Sein ungewöhnlich eindringlicher Tonfall ließ Tana den Kopf heben. "Soweit ich weiß, hatten wir bis zum Unfall meines Vaters im letzten Frühling immer so viele." Bei der Erinnerung an die Aufzeichnungen im alten Hauptbuch über die schrecklichen Verluste schloss sie kurz die Augen. "Im letzten Dürresommer verloren wir durch Krankheiten an die tausend Rinder, und offensichtlich musste mein Vater viele auch verkaufen, damit die anderen genügend Futter bekamen."
    "Tana", sagte er bestimmt und nannte sie zum ersten Mal beim Vornamen, "das ist kaum zu verstehen. Selbst bei größter Trockenheit kann dieses Land mit Leichtigkeit zweitausend Rinder ernähren. Ich sehe darin keinen Grund für ihren Vater, die Herde so drastisch zu verkleinern. Wenn er das aber getan hat, muss er sehr viel Geld verdient haben. Der Rindfleischpreis war in diesem Sommer extrem hoch."
    Tana zuckte die Schultern. "Er muss Spielschulden gehabt haben", sagte sie sorgenvoll, "denn es ist mit Sicherheit kein Geld mehr da. Er konnte nicht einmal die Hypothek für die Ranch ablösen. Deshalb haben sie diese auch für verfallen erklärt."
    Cody schloss die Augen und presste die Lippen zusammen.
    "Die Bohnen kochen", sagte er, zog ein Taschentuch hervor und langte vorsichtig nach den heißen Dosen. Sie aßen schweigsam, während sie ins Feuer blickten.
    "Legen Sie Ihren Keks, nachdem Sie abgebissen haben, auf die Dose", wies er Tana an. "Er wird den Inhalt warm halten und dabei gleichzeitig auftauen."
    Sie befolgte leicht zweifelnd seinen Rat und lachte, als sie wenig später in den Keks biss und feststellte, dass er so mürbe war, als hätte Hazel ihn aus dem Ofen geholt. "Oh, das ist fantastisch! Warum hat Dad mir das vorenthalten?"
    Cody warf fortwährend kleine Zweige ins Feuer und kuschelte sich tiefer in seine Jacke. Hoch über sich hörten sie das Heulen des Windes, und obwohl sie auf dieser Höhe dem Wetter nicht so ausgesetzt waren, ließ sie das Rascheln in den Tannen ahnen, was auf sie zukommen würde. Sobald es dunkel wurde, senkte sich die Kälte wie ein schweres Laken auf sie nieder, und Schnee fiel jetzt so dicht, dass er sich auftürmte.
    "Pillar wird das gar nicht gefallen", sagte Tana mehr zu sich als zu Cody.
    "Nicht nur Pillar. Ich glaube, es wird Zeit, die Schlafsäcke herauszuholen." Er packte beide aus und breitete sie dicht vor dem Feuer aus. "Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, und tun Sie sie ans Fußende Ihres Schlafsacks."
    "Das hält sie warm, richtig?" fragte sie, während sie seine Anweisungen befolgte.
    "Warm im Winter und schlangenfrei im Sommer."
    Tana nickte und kroch in den kalten Schlaf sack und bibberte, bis er ihre Körperwärme

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