Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melinda Cross
Vom Netzwerk:
angenommen hatte. Sie drehte sich auf den Bauch, stützte das Kinn auf die Hände und betrachtete den Fremden neben ihr mit unverhohlenem Interesse. Er hatte sich tief in den Schlaf sack verkrochen, blickte in die Flammen, den Kopf aufgestützt. Das Feuer zauberte ihm goldfarbene Strähnen ins Haar und gelbe Funken in die blauen Augen. Plötzlich erinnerte sich Tana an eine Puppe, die sie als Kind besessen hatte. Für ihre damaligen Begriffe war sie etwas Magisches, Außergewöhnliches gewesen mit den blauen Glasaugen und dem glänzenden goldfarbenen Haar. Und der Unterschied zwischen ihr und dieser Puppe war für sie wie ein Wunder gewesen. Konnte es in einer Welt, die auch ihr, Tanas, dunkles Haar und ihre dunklen Augen hervorgebracht hatte, ein solch blondes blauäugiges Ding geben?
    "Ist das nicht alles komisch?" sagte sie plötzlich.
    Er sah sie ungläubig an, dann lachte er laut. "Sie sind schon erstaunlich, Lady."
    Sie zuckte die Schultern, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. "Oh, Sie verstehen gar nichts. Aber wie sollten Sie auch? Sie machen diese Arbeit ja immer. Ich dagegen ... Nun, es ist lange her, dass ich hier draußen gewesen bin. Jetzt weiß ich endlich, warum sich ein Mann wie Sie für so ein Leben entscheidet."
    "Und was für ein Mann bin ich?" fragte Cody ruhig und ließ den Blick über ihr Gesicht schweifen.
    "Ein einsamer", sagte sie bestimmt. "Einer, der auf eigene Rechnung arbeitet, einer, der niemanden braucht."
    Er wandte den Blick von ihr ab und blickte starr ins Feuer.
    "Sie haben zu viele Westernromane gelesen", murmelte er. "Es gibt weder einen solchen Mann noch eine solche Frau. Wir alle brauchen irgendjemand."
    Sie rollte sich auf die Seite, um ihn belustigt anzusehen.
    "Sogar Sie?"
    "Auch ich."
    "Und haben Sie jemanden?"
    Er lächelte leicht. "Sie meinen eine Frau? Nein, zurzeit nicht.
    Und was ist mit Ihnen? Haben Sie einen schneidigen Liebhaber, der da draußen im Osten auf Sie wartet?"
    "Nein", antwortete sie sanft, sich wohl bewusst, dass dies das Vorspiel war. Und obwohl er die Fragen wie beiläufig stellte und diese ganz unverfänglich klangen, war es klar, dass sie es nicht waren. Sie kuschelte sich in ihren Schlafsack, runzelte die Stirn und fühlte sich plötzlich unwohl in ihrer Haut.
    "Kalt?"
    "Ein bisschen", gab sie zu. "Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen. Ich befürchte, bevor die Nacht vorüber ist, wird mir noch kälter sein."
    "Rücken Sie doch zu mir", forderte er sie auf. Sie blickte ihn unsicher an. "Nun kommen Sie schon, ich beiße nicht."
    "Ich weiß", sagte sie scheu und senkte den Blick. "Ich ... nun, ich kenne Sie nicht sehr gut. Ich werfe mich schließlich nicht jeden Tag einem fremden Mann an den Hals."
    "Auf den Weiden gibt es keine fremde Menschen", zitierte er ein altes Sprichwort, das sie oft von ihrem Vater gehört hatte.
    Sie schalt sich, unnötigerweise nervös zu sein, und kuschelte sich tiefer in ihren Schlafsack. Allein der körperliche Kontakt mit einem anderen Menschen war tröstlich, und sie schmiegte sich glücklich an Cody, bis ihr Kopf sein Kinn berührte. Es war, als würde sie sich an Hazel oder ihren Vater drücken, die ihr während ihrer Jugend Wärme und Zärtlichkeit gegeben hatten, und sie merkte nicht, dass er sich leicht versteifte.
    "Sind Sie sich auch sicher, so etwas vorher noch nie getan zu haben?" flüsterte er rau, und sie erstarrte sofort, weil ihr plötzlich bewusst wurde, was sie gerade tat.
    "Du meine Güte!" Sie fuhr im Schlaf sack hoch, setzte sich aufrecht hin und errötete tief.
    "Nein, nein." Er zog sie zu sich herunter, bis ihr Kopf auf seiner Schulter lag. "Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Es ist alles in Ordnung. Wirklich, entspannen Sie sich."
    Aber nichts war in Ordnung, und es war auch nicht so, als würde sie sich an Hazel oder ihren Vater schmiegen. Und sogar nachdem sie sich wieder entspannt hatte, sagte sie sich, dass es besser sei, aufzustehen und wegzurennen, und zwar nicht vor Douglas Cody, sondern vor den Gefühlen, die er in ihr wachrief.
    Tat sie das jedoch, würde er wissen, was sie fühlte, und das wäre schlimm.
    Wie erstarrt lag sie in seinen starken Armen und fragte sich, was mit ihr, verflixt noch mal, los sei. Trotz zahlreicher Kleidungsstücke und angesichts eines lebensgefährlichen Blizzards zu bibbern, mit dem Gebrüll von hundert ruhelosen Rindern als Hintergrundmusik, das alles war so unromantisch wie das Leben. Weshalb also fühlte

Weitere Kostenlose Bücher