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Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melinda Cross
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große Schiebetüren an der Frontseite, die sich zu den Pferdekoppeln hin öffneten. Tana folgte Hazels schnell verwehten Spuren zu einer Seitentür, die zu einer Traktordurchfahrt führte, schlüpfte hinein und schloss erleichtert die Tür hinter sich. Es war immer noch bitterkalt, aber drinnen, geschützt vorm Wind, der die Körperwärme in Sekundenschnelle sinken ließ, war es besser.
    Eine Mauer zu Tanas Linken teilte die Durchfahrt von dem offenen Rund, das beinahe das gesamte Erdgeschoß des Gebäudes einnahm. Als Tana und Hazel spätnachmittags die Rinder hereingetrieben hatten, hatten Pillar und die Kühe verloren auf der Fläche ausgesehen, die mehr als dreihundert Rinder während der Winterstürme beherbergen sollte. Aber sie schienen glücklich genug, als die Schiebetüren sich hinter ihnen geschlossen hatten.
    Rechts von Tana führte eine Leiter zum Dachboden in den ersten Stock, der voll mit herrlich nach Sommer duftenden Heuballen war. Trotz ihrer umfangreichen Bekleidung stieg sie behände hinauf und gesellte sich zu Hazel. Sie arbeiteten schweigend, während der Wind an den dünnen
    Aluminiumblechen der Scheune rüttelte und die Kälte durch jede Ritze kroch. Innerhalb von Sekunden war ihr kondensierter Atem gefroren und ließ ihre Wimpern und Brauen weiß werden und die Halstücher steif, die sie sich vors Gesicht gebunden hatten. Vor Anstrengung keuchend, packten sie die Ballen an den Schnüren, mit denen diese zusammengehalten wurden, und zogen sie zu den Falltüren, um sie zu den Rindern hinunterzustoßen.
    Obwohl sie dick vermummelt waren, zitterten die beiden Frauen vor Kälte, und Hazel stöhnte, als sie einen besonders schweren Ballen über den Boden rollte. "Wenn es nach mir ginge, würden wir all diese verdammten Viecher töten und essen."
    Tana lächelte und stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen einen Ballen. "Du findest das schlimm? Wart doch erst mal, bis sich der Sturm gelegt hat und wir das Heu auf die Koppeln tragen müssen."
    "Bis dahin wird es Cody besser gehen", stieß Hazel hervor,
    "und ich werde dann behaglich in meiner Küche sitzen, während ihr beide euch draußen zu Tode schuftet."
    "Cody will uns verlassen", erinnerte Tana sie.
    "Es ist völlig belanglos, was er will. Der Mann kommt gar nicht weg, bevor der Pass nicht geräumt ist, und denk dran, ebenso wenig kann Zachary ihn passieren. Dieser Blizzard wird zunehmend zu einem Geschenk des Himmels."
    Tana, die immer noch auf den Knien lag, verharrte in der Bewegung und schlug sich dann verzweifelt auf die Schenkel.
    "Hazel, was du sagst, entbehrt jeglicher Logik. Zach hat sich hier neun Jahre lang bestens bewährt. Cody dagegen kennen wir nicht. Wie kommst du also dazu, einem uns völlig fremden Mann derart gewogen zu sein?"
    Hazel sah auf und blickte Tana sekundenlang starr an. "Nicht nur ich bin ihm gewogen", sagte sie nachdrücklich und nickte dann, als Tana den Blick senkte. "Außerdem, Cody gehört hierher. Das wusste ich seit unserer ersten Begegnung."
    Tana seufzte und rappelte sich mühsam auf, wohlwissend, dass streiten sinnlos war. "Komm, lass uns weitermachen, du alte Mystikerin, da warten noch dreißig weitere Ballen auf uns, und wenn ich noch hungriger werde, könnte ich versucht sein, glatt etwas von diesem Zeug selbst zu essen."
    Über eine Stunde später kämpften sich die beiden Frauen durch den windgepeitschten Schnee über den Hof, stapften in den hinteren Garderobenraum und legten dort ihre äußeren Hüllen ab. Dann stießen sie, erschöpft und die Wangen tief gerötet von der Kälte, die Küchentür auf und blieben wie erstarrt stehen, die empfindungslosen Lippen vor Überraschung leicht geöffnet.
    "Du meine Güte", sagte Hazel, die als Erste die Sprache wiederfand, "sieh dir das an!"
    Der große Holztisch, auf dem eine Schüssel mit grünem Salat stand, war für drei Personen gedeckt, und der appetitanregende Duft von Keksen erfüllte den Raum. Cody, der gerade durch das Glas der Ofentür gespäht hatte, richtete sich auf, streifte die Hände an seiner Kleidung ab und hinterließ dort weiße Mehlspuren.
    "Schlimm draußen?" fragte er gespielt locker und tat so, als wäre er ungeheuer damit beschäftigt, was in dem Schmortopf auf dem Herd vor sich ging.
    "Schlimm genug", antwortete Hazel. "Die Auffahrt ist von hohem Schnee bedeckt, der, vom Wind zusammenpresst, hart ist wie Zement. Du wirst hier eine Zeit lang festsitzen, Cowboy, falls deine Frage darauf abzielt."
    Cody zog die Brauen zusammen.

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