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Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melinda Cross
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einige Tage schonen", meinte sie und duzte ihn einfach.
    Über seine Gesichtszüge huschte ein Schatten, dann schob er sich eine Gabel voll Ei in den Mund und murmelte: "Ich werde ihn untersuchen lassen, wenn ich in der Stadt bin."
    Tana setzte sich mit ihrem Teller zurück auf ihren Stuhl, ließ den Blick zum Fenster schweifen und dann zu Hazel. Diese schüttelte plötzlich den Kopf. "Hazel hat mehr Verstauchungen und gebrochene Knochen verarztet als jeder Doktor in Montana", sagte sie, "und man kann von Glück sagen, dass sie es getan hat. Sieh aus dem Fenster. Du wirst nirgendwohin allein gehen - und schon gar nicht die neunzig Meilen zur Stadt."
    Cody hörte auf zu kauen, den Blick auf seinen Teller gerichtet. "Ich kam mit einem vierradangetriebenen Auto", sagte er, ohne aufzusehen, "und genau das wird mich zur Stadt zurückbringen."
    "Nicht, bevor es nicht Flügel bekommen hat", erwiderte Hazel kichernd aus ihrer Ecke. "Laut Aussage der Range Patrol letzte Nacht ist der Pass schon geschlossen. Sieht so aus, als müsstest du hier bleiben, Cowboy."
    Er bewegte sich so plötzlich, dass sein Teller kippelte und ein Stück Ei auf die Decke rollte. "Was willst du damit sagen?"
    Sein scharfer Ton ließ Hazel den Kopf schütteln.
    "Es ist Winter in Montana, mein Sohn", sagte sie langsam, während sie sein Gesicht beobachtete. "Nur Schneemobile kommen ins Tal rein oder raus. Jeder Rancharbeiter weiß das."
    Ohne dass es ihr recht bewusst wurde, schossen Tana wirre Gedanken durch den Kopf, wie Fledermäuse in einer dunklen Höhle, auf der Suche nach einem Ausweg.
    Doch bevor sie diese ordnen konnte, sprach Cody schon weiter.
    "Nicht umsonst habe ich mich lange genug in den Bergen herumgetrieben. Ich weiß sehr gut, dass man mittels der Technik dem Winterwetter heutzutage schon ein Schnippchen schlagen kann." Peinlich genau, als würde er die Zeit nutzen, seine Gedanken zu sammeln, entfernte er das verirrte Stück Ei von der Decke und tat es zurück auf seinen Teller. "Ich muss unbedingt telefonieren."
    "Die Leitung war plötzlich tot, als ich mit der Range Patrol gesprochen habe." Hazel zuckte die Schultern. "Weiß der Himmel, wann sie wieder funktioniert. Nach einem solchen Blizzard können Verbindungen wochenlang unterbrochen sein."
    Er fluchte leise, schloss dann die Augen und ließ sich tief seufzend gegen die Lehne sinken. "Nichts ändert sich hier jemals, nicht wahr? Es bedarf nur eines kleinen Wintersturms, und ihr seid wieder mit Haut und Haaren Pioniere, ganz wie im letzten Jahrhundert. Eingeschlossen, ohne Telefonverbindung und Energieversorgung, und abgeschnitten von der Außenwelt
    ..." Er öffnete wieder die Augen und blickte zur Nachttischlampe, die einen steten Lichtschein verbreitete.
    "Generator", beantwortete Hazel seine unausgesprochene Frage. "Ich habe ihn angekurbelt, als die Energieversorgung letzte Nacht ausfiel, direkt nach dem Telefongespräch."
    "Natürlich." Er nickte traurig, als würde er sich an etwas erinnern, was er schon vor Jahren abgetan hatte.
    "Komm schon, Tana." Hazel stand unvermittelt von ihrem Stuhl auf und ging auf die Tür zu. "Wir lassen den Mann lieber in Ruhe. Und du", sie zeigte mit dem Finger auf Cody, "du bleibst liegen, bis dein Knöchel wieder Normalgröße hat. Hast du gehört?"
    "Hazel", sagte
    Cody, der bei ihrer Lautstärke
    zusammengefahren war, "man kann dich wahrscheinlich noch in Idaho hören."

7. KAPITEL
    "Wohin gehst du?"
    Tana, die gerade schwere Snowboots anzog, sah auf, als Cody auf der Türschwelle der großen Küche stehen blieb und sich mit einer Hand an der Mauer abstützte.
    Während des Tages hatte sie mehrmals zu ihm
    hereingeschaut, aber er war unter den Decken des alten Himmelbetts verborgen gewesen wie Saat, die auf den Frühling wartete. Und so traf seine plötzliche Anwesenheit sie völlig unvorbereitet. Das Haar, noch feucht vom Duschen, hatte er sich glatt aus der Stirn gestrichen, und sein Gesicht war aschfahl vom anstrengenden Treppensteigen. Er war barfuß und trug ein kurzes braunes Hemd, dessen Ausschnitt bis in Brusthöhe geöffnet war und das seine Beine nicht bedeckte. Tana ertappte sich dabei, wie sie auf die gekräuselten blonden Haare auf seiner Brust, die das Hemd freigab, starrte und dann schnell ihre Aufmerksamkeit auf das Zuschnüren ihrer Schuhe lenkte.
    "Im Haus ist es zugig." Sie sagte es so bedächtig wie ein unsicheres Schulmädchen, das zum ersten Mal laut liest. "In diesem Aufzug wirst du dich erkälten."
    "Du bist

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