Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberne Sterne über Montana

Silberne Sterne über Montana

Titel: Silberne Sterne über Montana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melinda Cross
Vom Netzwerk:
verwirrt." Er klang amüsiert, und sie errötete und wagte ihn nicht anzusehen.
    "Ich bin nicht an Männer gewöhnt, die halb angezogen in meinem Haus herumlaufen."
    "Falls mich meine Erinnerung nicht täuscht", sagte er langsam, "hast du mich schon in weniger gesehen. Oder hat Hazel mich ausgezogen und all meine Kratzer versorgt?"
    "Das war etwas anderes. Du hast geschlafen."
    "Oh, ich verstehe." Er lachte kehlig. "Der Anblick nackter Männer stört dich also nur, wenn sie bei Bewusstsein sind, oder?"
    "Schluss jetzt." Sie zog energisch das Schuhband zu, band es zur Schleife und stampfte heftig auf, während sie zu Cody emporsah.
    "Tut mir Leid." Er zuckte die Schultern und lächelte entwaffnend. "Es ist einfach zu verführerisch, dich aufzuziehen.
    Ganz nebenbei bemerkt - um die Wahrheit zu sagen -, dieses Hemd war das Einzige, was im Wandschrank des kleinen Zimmers hing. Ich brauchte einfach etwas, das ich nach dem Duschen anziehen konnte. Meine Tasche ist nämlich noch draußen im Jeep."
    Tana schluckte und langte nach der weißen Wollmütze auf dem Tisch. Sie zog sie sich ungestüm über den Kopf und begann, ihr fülliges Haar darunter zu stopfen, um ihn ja nicht ansehen zu müssen. "Ich werde sie holen. Ich gehe ohnehin nach draußen."
    "Zeit, das Vieh zu füttern?"
    Als sie nickte, glitt eine Haarsträhne unter der Mütze hervor und fiel Tana auf die Wange. Tana runzelte die Stirn und schob sie unwillig zurück.
    "Zwei Mal pro Tag, morgens und abends, und jetzt ist beinah Sonnenuntergang." Sie sah plötzlich hoch. "Hazel wird dir das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie dich hier vorfindet."
    Er lächelte leicht, als er ihrem Blick begegnete. "Den ganzen Tag im Bett zu sein treibt mich allmählich zum Wahnsinn."
    Sie stand auf und zog einen schweren Wollparka von der Lehne eines Stuhls, um ihn anzuziehen, verharrte dann aber in der Bewegung, gefesselt von Codys Blick. Es war, als würde sie im Herbst, wenn die Sonne tief am Horizont stand, zum Himmel emporschauen. Die Welt war dann ruhig, hielt den Atem an, bevor mit Ungestüm der Winter nahte. Und genau das verhieß ihr Codys Blick, als würde etwas Folgenschweres, etwas Atemberaubendes und Gefährliches dicht vor ihr lauern. Das Gefühl nahm sie ganz gefangen, versetzte sie unter Spannung, sandte einen Adrenalinstoß durch ihren Körper und ließ sie erröten und ihr Herz schneller schlagen.
    "Schön, dich ab und zu zu sehen!" sagte sie etwas atemlos.
    "Bin ich froh, dass du nicht ernsthaft verletzt bist."
    Sein Ausdruck wurde unvermittelt ernst, und ein Muskel zuckte in seinem Kinn. "Der Tag wird kommen, an dem du dir wünschen wirst, es wäre anders."
    Tana runzelte die Stirn, unsicher, wie sie auf eine so sonderbare Bemerkung reagieren sollte. Die merkwürdige Ruhe im Raum und Codys intensiver Blick ließen sie sich unwohl fühlen. Sie schnellte hoch, als der alte Kühlschrank mit einem lauten Summen ansprang.
    "Hazel ist schon draußen", sagte sie und zog den Reißverschluss ihres Mantels schnell hoch. "Ich muss gehen."
    "Ich komme mit."
    "Barfuß? Wir schaffen das schon allein. Und du gehst zurück ins Bett."
    Sie schlüpfte zur Tür hinaus und zog sie hinter sich zu, sank dann dagegen und schloss die Augen, als wäre sie gerade etwas Schrecklichem entkommen. Und da vernahm sie durch die dicke Holztür etwas, was sie niemals hatte hören wollen: den einnehmenden Klang von Codys Stimme, der sagte: "Verdammt, zur Hölle noch mal!"
    Tana erstarrte sekundenlang, die Brauen zusammengezogen vor Überraschung. Einerseits hätte sie gern gewusst, warum er so verzweifelt und hilflos klang, andererseits wollte sie es gar nicht erfahren.
    Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich an der kalten Luft des schneebedeckten Hofs und angesichts der frostigen Erhabenheit der Natur sicherer und nicht zuletzt von ihren Gedanken abgelenkt. Der auffrischende Wind spürte sich im Gesicht wie Sandpapier an, und Minischneestürme wirbelten bei jedem ihrer Schritte von den Hacken ihrer Stiefel hoch. Sie senkte den Kopf und ging schnell auf die Scheune an der am weitesten entfernten Seite des Hofs zu, die im Schneetreiben kaum sichtbar war. Wir müssen morgen vom Haus aus eine Führungsleine spannen, wenn es schlimmer wird, dachte sie. So wie sie es während der Pionierzeit gemacht hatten. Cody hatte Recht: Der Winter warf diese Region um ein volles Jahrhundert zurück.
    Die Scheune, ein gewaltiges rechteckiges Gebäude, schmiegte sich mit der Rückseite an den Hang. Sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher