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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sich an mich, »wie kommt es, daß Sie hier einfach so hereinspazieren?«
    Ich strahlte ihn an, harmlos wie ein Dorftrottel. »Ich suche nach Silberschweinen!«
    Da ich sie nun endlich gefunden hatte, trat ich näher, um sie zu untersuchen, und begrüßte sie, wie es jeder Bergwerkssklave getan hätte, mit einem freundschaftlichen Fußtritt. Mein großer Zeh hatte das Nachsehen, aber das war mir egal; so wußte ich jedenfalls, daß diese schemenhafte Masse wirklich war. Ich bückte mich, um meinen schmerzenden Fuß zu reiben, und stieß dabei mit der Hand an einen kleinen Gegenstand, der im Dunkel neben dem Bleiberg gelegen hatte. Ich hob ihn auf: es war ein einfaches Tintenfaß aus Messing, dessen Inhalt längst eingetrocknet war. Alle drei betrachteten wir es, aber keiner sagte etwas. Langsam steckte ich es in die Tasche meiner Tunika, dann packte mich in meinem Festtagsgewand ein Frösteln.
    Helena Justina rief mit beschwörender Stimme: »Sie gehen zu weit, Falco! Ich möchte, daß Sie uns verlassen.«
    Ich drehte mich zu ihr um. Als sich unsere Blicke begegneten, spürte ich Munterkeit in mir aufsteigen. Und ich war mir sicher, daß wir der gleichen Schauspielertruppe angehörten.
    Jetzt, da wir zu dritt in diesem Gewölbe standen, war eine neue Spannung entstanden. Es war, als gehörte ich zu einem geometrischen Problem, und wir konnten, ausgehend von bestimmten festen Größen, eine Figur zeichnen, wenn wir nur den Regeln des Euklid folgten. Ich lächelte Helena an.
    »Ich habe schließlich herausgefunden, daß ein paar Fässer Muskat nicht ausreichen, die Cloaca Maxima immer wieder zum Einsturz zu bringen. Aber mit Bleibarren ist das etwas anderes! Die politische Verschwörung ist zusammengebrochen; jetzt wird der Anführer des Komplotts die Barren wahrscheinlich für sich haben wollen. Ich habe auch herausgefunden, daß er sich die Silberschweine holen und mit ihnen verschwinden will. Draußen steht eine hübsche Reihe von schweren Lastwagen, die vermutlich heute abend mit einer Silberladung abgehen sollen, sobald der Verkehr freigegeben ist. Wenn er sie holen kommt, bin ich da.«
    »Falco!« rief Helena, anscheinend außer sich vor Empörung. »Es ist mein Vater, Sie können ihn nicht verhaften!«
    »Titus kann. Aber in Fällen von Hochverrat ersparen wir Senatoren die Unannehmlichkeit eines öffentlichen Gerichtsverfahrens. Er kann damit rechnen, daß er rechtzeitig benachrichtigt wird und Gelegenheit erhält, sich in der Zurückgezogenheit seines eigenen Hauses ins Schwert stürzen –«
    »Es gibt keine Beweise«, wandte Helena ein.
    Ich widersprach ihr mit trauriger Miene. »Vieles hat schon immer gegen Decimus gesprochen. Von der Bereitwilligkeit, mit der er seinen Freund, den Prätor unterstützte, über den Hinterhalt, mit dem man Sie und mich nach unserer Rückkehr hier in Rom begrüßt hat, und bis hin zu einem unappetitlichen Individuum, das in meine Wohnung eingeschleust wurde, während Ihr Vater dort für mich die Miete bezahlte … Übrigens, was mich interessiert, Verehrteste, warum haben Sie eigentlich nie dieses Gewölbe erwähnt? Was haben Sie vor – wollen Sie ihrem Vater helfen, mit dem Silber zu entkommen? Welche Treue! Ich bin zutiefst beeindruckt!« Sie schwieg. Ich wandte mich an ihren Onkel, immer noch in der Rolle des Unbefangenen. »Das kommt alles etwas überraschend für Sie, nicht wahr? Daß Ihr ehrenwerter Bruder Domitians Zahlmeister sein soll –«
    »Halten Sie den Mund, Falco«, schimpfte Helena, aber ich fuhr fort:
    »Und die Dame hier, die einen Kaiser, der rechnen kann, angeblich so sehr bewundert und dennoch ihrem Vater mit aller Kraft hilft, den Staat zu beschwindeln … Helena Justina, Sie wissen, daß Sie damit nicht durchkommen!«
    »Sie wissen nichts über mich, Falco«, murmelte sie.
    Ich schlug zurück, vielleicht heftiger, als ich gewollt hatte: » O meine Seele, aber ich wollte es herausfinden! «
    Ich mußte sie unbedingt von hier wegschaffen, bevor es drunter und drüber ging – und das würde nicht mehr lange dauern.
    »Mein Herr, dies ist kein Ort für eine Dame«, appellierte ich an ihren Onkel. »Bitte sagen Sie Ihrer Nichte, sie möge sich entfernen.«
    »Darüber kann sie selbst entscheiden, Falco.«
    Ich hatte dem kalten Stapel der Bleibarren den Rücken zugekehrt. Helena stand links von mir, ihr Onkel rechts. Ich sah, daß ihm nichts von dem, was ich ihr sagte, neu war. Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Ich versuchte es noch einmal.
    »Hören Sie,

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