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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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denn keinen näher gelegenen Schacht benutzen?« fragte ich.
    Und mit der Logik des Volltrunkenen antwortete er, es gebe keinen.
    »Schönen Dank!« sagte ich und tippte an die Kante von Maias Hut.
    Ich wußte, daß ich die Silberschweine gefunden hatte.
     
    Da lagen wir, nebeneinander – ein hoffnungslos Betrunkener, dessen nackter Bauch hervorschimmerte, und sein Saufkumpan unter einem Strohhut – und ich versuchte, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Eigentlich war ich nicht überrascht, als aus der Richtung der Hauptstraße rasche Schritte auf uns zukamen und an uns vorbei die Gasse hinuntergingen. Ich schob Maias Hut ein wenig zurück und sah, wie ein Mann, den ich kannte, in der Einfahrt des Lagerhauses verschwand.
    Ich hatte gerade noch Zeit, die Gasse entlangzuhüpfen und mich in dem kaputten Wagen zu verstecken, als er wie explodierender Lupinensamen wieder auf die Gasse hinausschoß. Auch er mußte den Schlüssel entdeckt haben, der noch immer im Schloß steckte. Ich duckte mich und hörte, wie er auf den Schacht zuging, den das verrottende Gefährt früher versteckt hatte. Anscheinend hielt er kurz inne und lauschte; ich hielt den Atem an. Ich hörte, wie er ein Schwefelhölzchen anzündete. Dann schwang er sich in die Öffnung und stieg die eiserne Leiter hinab, während ich lautlos vom Wagen herunterglitt und mich so dem Loch näherte, daß mein Schatten nicht hineinfiel. Ich wartete, bis das Geräusch seiner Schuhe auf der Eisenleiter verklungen war und gab noch ein paar Sekunden zu, falls er, unten angekommen, noch einmal hochsah.
    Ringsum war niemand zu sehen: ich raffte mich auf und glitt die Leiter hinab.
    Der Schacht mündete in einer kleiner Kammer, von der zur Hofmauer hin ein Gang abzweigte, so hoch, daß man sich nicht zu bücken brauchte. Der Boden war glatt, alles sauber verputzt und vollkommen trocken. Von oben drang so viel Licht herein, daß ich mich zu einer schweren Tür vortasten konnte, die offen stand. Ich blieb stehen und konnte von der sicheren Dunkelheit aus beobachten, wie der Mann, den ich verfolgt hatte, mit Helena sprach. Es war ihr Onkel Publius.
    Ich wußte allerdings nicht, ob er als Bösewicht gekommen war, der sich um seine Beute sorgte, oder wie ich – als harmloser, von bloßer Neugier getriebener Bürger.

LIX
    Publius und Helena hielten jeder eine Lampe in der Hand. Hinter den winzigen Flämmchen, die ihre Gesichter in ein kränkliches Licht tauchten, türmte sich etwas dunkles Rechteckiges.
    »Was tust du denn hier?« rief Camillus Meto und schien etwas erstaunt darüber, daß sich ein junges Mädchen den Triumphzug entgehen ließ. Am Klang seiner Stimme erkannte ich, daß sie in einer kleinen, vollgepackten Kammer standen. »Habe ich dich erschreckt?«
    Keiner von beiden schien sonderlich beunruhigt; nur ich war es. Ich hörte mein Herz pochen wie ein Wasserrohr aus Bronze, in dem sich irgendwo Luft festgesetzt hat.
    Helena Justina hatte ruhig dagestanden, wie in Gedanken versunken. Sie mußte die Schritte ihres Onkels gehört haben, aber sie schien nicht überrascht. Sie sprach unbefangen mit ihm. »Sieh dir das an! Der Safrankeller birgt ein hübsches Geheimnis. Ich wollte wissen, ob die Soldaten es entdeckt haben. Anscheinend nicht!«
    »Du kanntest diese Kammer? Hat Pertinax dich hierher mitgenommen?«
    »Ein paarmal, um mir Parfüms zu zeigen. Als wir schon verheiratet waren. Sein trockener Keller mit der Geheimtür, in dem er die kostbarsten Gewürze unter Verschluß halten konnte. Ein einfacher Trick, den Eingang nach draußen, auf die Gasse zu legen – ich wollte nie glauben, daß das sicher ist … Da sind noch ein paar Lampen –« Sie zündete sie mit einem Span an. Dann sahen beide sich um.
    Es war ein niedriges Gewölbe. An den Wänden Borde aus roh behauenen Steinplatten, auf denen wie in einer Apotheke Tonkrüge und Glasgefäße standen. Außer dem Safran, den getrockneten Blütennarben bunter bithynischer Krokusse, der dem Keller seinen Namen gab, verwahrten Pertinax und Publius Meto hier ihre wertvollen Öle vor dem Zugriff der Steuereinnehmer und der Langfinger aus den Reihen ihrer eigenen Lagerarbeiter. Der Geruch des Safran wurde überlagert von den Parfüms, die den Raum mit ihren sehr viel stärkeren ambrosischen Düften erfüllten. Aber Helena und ihr Onkel achteten nicht auf Düfte. Den größten Teil des Bodens nahm ein düsterer, bis in Brusthöhe aufragender Block ein, bei dessen Anblick einem ehemaligen Grubensklaven das Herz stockte:

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