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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wirklich nur gekommen, um dich zu warnen!«
    »Mich zu
warnen? Wovor?«
    »Ich bin
gekommen, um dir zu sagen, dass du besser die Tür verschlossen und den kleinen
Distel im Haus behältst!«
    »Oh, warum
das?«, fragte sie und suchte mit Magiersinnen das Ungewisse ab. Die
Einheimischen dachten, im Wald von Tamhasg spuke es. Sie aber hatte bisher nur
einen Geist hier gesehen – den von Manus … Doch in dieser Gegend hauste
mancherlei anderes Volk: Kobolde und Unselige, die von Zeit zu Zeit um ihr
Häuschen huschten, sodass sie sich wiederholt gezwungen gesehen hatte, ihre
Abwehrzauber zu verstärken. Die meisten dieser Wesen waren harmlos, doch selbst
die sanftesten unter ihnen konnten, wie Ginny seit langem wusste, recht
gefährlich werden, wenn man sie neckte oder reizte.
    »Heute Nacht
zieht ein Schwarzer Jäger durchs Moor«, sagte Manus jetzt.
    »Ein Schwarzer
Jäger?«, rief sie und warf ihm einen strengen Blick zu. »Was hattest du vor?«
    »Nur, was ein
Geist so kann«, erwiderte er grinsend.
    »Ich meine es
ernst, Manus, was hast du getan?«
    »Oh, das war
vor langer Zeit, Kind. Jahre, ehe du, tropfnass und deiner selbst und deiner
Macht so ungewiss, an meine Tür geklopft und um Obdach gebeten hast.«
    »Und was
geschah damals?«
    »Ich war eines
Nachts im Moor unterwegs, und da ist es mir begegnet.«
    »Es?«, staunte
sie und fixierte ihn mit ihrem allerschärfsten Blick.
    »Der Schwarze
Jäger«, erwiderte er.
    Sie wusste,
was Schwarze Jäger waren. Manche hielten sie für seelenlose Menschen, andere
aber für die Geister derer, die zu Lebzeiten Böses getan hatten. Ganz sicher
aber waren sie Arawns Diener und mussten in finsteren Nächten ausreiten und
Seelen für seinen Großen Kessel suchen – Seelen, die in der Letzten Schlacht
zwischen Dunkel und Licht als seine Krieger für ihn kämpften.
    »Weswegen hast
du dir seinen Zorn zugezogen?«, hakte sie nach.
    »Wegen einer
Kleinigkeit«, versetzte er. »Es war eine unselige Nacht. Und das Heidebier war
besonders süß. Und ich noch so voll des Schmerzes dessen, der das verlor, was
er am meisten geliebt hat! Aber könnten wir nicht hinein ans Feuer, Kind? Das
ist keine kurze Geschichte, die ich da mitzuteilen habe, und der Wind ist
bitter kalt!«
    »Den spürst du
doch gar nicht!«, entgegnete sie und runzelte die Stirn.
    »Nein, aber
der arme Distel zittert doch vor Kälte!«
    Ginny
verdrehte die Augen. Der Gedanke, einen Geist ins Haus zu lassen, behagte ihr
wenig, mochte er auch einst hier zu Hause gewesen sein. Denn wenn sie ihm erst
erlaubte, die magischen Linien zu übertreten, die sie zu ihrem Schutz gegen
Unheil und Ungemach gezogen hatte, könnte sie ihn nie mehr fern halten. Aber … es
hatte auch Zeiten gegeben, da sie selbst bei ihm Schutz und Obdach gesucht
hatte, und da hatte er sie nicht von der Tür gewiesen.
    »Gut denn«,
sagte sie also. »Aber glaub nicht, dass du von jetzt an kommen und gehen
kannst, wie es dir beliebt!«
    »Traust du mir
das zu?«, protestierte er und hob ironisch die Braue, während sie schon
kehrtmachte und voranging.
    Und wie sie so
seine magische Essenz spürte, als er sich der Schwelle näherte und davor stehen
blieb, drehte sie sich zur Tür, schwenkte einladend die Hand und sprach: »Tritt
ein, und sei willkommen, Manus Mac Greeley!«
    Sichtlich
erleichtert, trat der Geist über ihre Schwelle und ließ sich, während sie den
Riegel vorschob, am Kamin schwer zu Boden sinken. Distel kam zu seinem früheren
Herrchen gehüpft und sprang vor lauter Betteln um seine Zärtlichkeiten wieder
und wieder durch ihn hindurch.
    »Du hast ihn
anscheinend vernachlässigt, Kleines«, sagte Manus, wohl enttäuscht darüber,
dass er diese Liebesbezeigungen des Terriers nicht erwidern konnte.
    »Nicht mehr … als
er mich«, versicherte sie und begab sich zu ihrem Lieblingssessel. »Er ist dir
ja recht ähnlich, wenn es ums Moor geht …« Damit nahm sie Platz und musterte
ihren Lehrer und Meister, der nun am Kamin kaum mehr als ein Dunst oder Nebel
schien.
    »Du wirst
schon blasser«, sagte sie.
    »Das ist der
Feuerschein«, erwiderte er.
    »So, erzählst
du mir jetzt, was geschah?«, fragte sie. »Oder sollen wir weiter Höflichkeiten
austauschen, bis der Morgen dich zum Aufbruch zwingt?«
    »Du warst nie
ein geduldiges Mädchen!«
    »Das kommt vom
Umgang mit dir!«
    Manus zog ein
finsteres Gesicht und starrte ins Feuer. »Ja«, seufzte er, »du hast Recht. Ich
wünschte nur, ich hätte etwas von deinem gesunden

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