Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
ist. Okay?“
„Versprochen!“
Eine Woche später war es so weit. Es war am frühen Morgen. Annit ging in den Stall, um nach den Pferden zu sehen. Plötzlich stutzte sie, schlug die Hand vor den Mund und traute ihren Augen nicht.
Sekunden später machte sie kehrt, raste aus dem Stall, über den Hof ins Haus, und rief den Tierarzt an. Danach rannte sie in Windeseile zurück in den Stall, vor Ilses Abfohlbox blieb sie stehen. Sie konnte immer noch nicht ganz glauben, was sie da sah.
Im Stroh neben Ilse lagen zwei niedliche Fohlen, braun wie ihre Mutter. Liebevoll beschnupperte die Stute ihre Kleinen, säuberte sie und leckte sie trocken. Ganz ruhig lagen die Fohlen da und genossen die Liebkosungen. Annit konnte den Blick gar nicht mehr von ihnen lassen.
Wenig später kam auch schon der Tierarzt in den Stall. Dr. Reber war nicht mehr der Jüngste, hatte kurze graue Haare und leichte Geheimratsecken.
„Da! Schauen Sie“, stieß Annit gleich hervor, als sie den Tierarzt erblickte, und deutete auf den Boden. „Da!“
„Nicht zu fassen“, murmelte Dr. Reber vor sich hin. „Das ist ja nicht zu fassen. Das sind ja Zwillingsfohlen.“ Er schüttelte den Kopf. „Dass ich das noch erleben darf! Seit fünfunddreißig Jahren arbeite ich jetzt als Tierarzt und kenne in der Gegend nur einen Fall von Zwillingsfohlen, und den auch nur vom Hörensagen.“
Annit konnte gar nichts mehr sagen. Sie lehnte an der Wand und betrachtete die beiden Fohlen.
Während eins der beiden Pferdekinder noch erschöpft von den Strapazen der Geburt im Stroh lag, versuchte das andere bereits aufzustehen. Doch das war gar nicht so einfach. Etliche Male knickten die langen dünnen Beinchen ein, und das Fohlen plumpste wieder zurück ins Stroh. Aber es gab nicht auf - und schließlich stand es, wenn auch noch wackelig, aber es stand.
„Bei Hauspferden kommen auf tausend Fohlen etwa fünfzehn Zwillingsgeburten“, fuhr Dr. Reber fort und wischte sich mit dem Arm über die Stirn. „Und sie verlaufen meist nicht ganz einfach. Aber die beiden hier scheinen gesund und munter“, stellte er fest und beobachtete, wie das erste Fohlen auf staksigen Beinen nach dem Euter der Mutter suchte. Behutsam half Ilse nach und schubste ihr Kleines mit dem Kopf in die richtige Richtung - und da fing es auch schon an zu saugen. Die Schmatzgeräusche veranlassten offenbar das zweite Fohlen, ebenfalls aufzustehen. Aber auch das ging nicht ohne Misserfolge. Es stolperte und wusste zunächst nicht so recht, wohin mit den Beinchen. Aber mit jedem Mal ging es ein bisschen besser, und mit Mamas Hilfe klappte es schließlich: Das Kleine stand. Auf unsicheren Beinen startete es sogleich seine ersten Gehversuche und suchte hungrig nach Mamas Bauch.
Annit war so gerührt, dass sie immer noch keinen Ton herausbrachte. Sie konnte immer nur auf die süßen Fohlen starren, die nun beide an Ilses Euter nuckelten.
„Seh ich doppelt, oder sind das gleich zwei?“, ertönte da eine Stimme. Hannes, gefolgt von Mannito, stand in der Stalltür. Ungläubig blickten die beiden auf das Mutterglück.
„Du musst dir um deine Sehkraft keine Sorgen machen“, erklärte der Tierarzt schmunzelnd. „Denn in diesem Fall ist wohl ein kleines Wunder geschehen.“
Als die zwei Fohlenkinder getrunken hatten, öffnete Dr. Reber seinen Arztkoffer und untersuchte sie gründlich. .Alles bestens, die zwei hier sind gut entwickelt“, stellte er danach fest. Er griff erneut in seine Tasche und zog eine Spritze heraus.
„Was wird das denn?“, fragte Annit erstaunt, die langsam ihre Stimme wiederfand. „Ich dachte, die Fohlen sind beide gesund?“
„Sind sie auch“, beruhigte sie der Tierarzt. „Neugeborene werden gegen Fohlenlähme geimpft. Keine Sorge, das macht man immer.“ Anschließend überprüfte Dr. Reber noch kurz das Euter der Stute, dann verließ er die Box und klopfte Hannes auf die Schulter. „Zwillingsgeburten gelten in der Pferdewelt als Glückszeichen, alter Junge.“
Hannes lachte. „Mag schon sein, aber ich gehöre nicht zu der abergläubischen Sorte. Dank dir jedenfalls für deine Hilfe, Jürgen.“
„So, und jetzt lassen wir die drei am besten in Ruhe!“, meinte Dr. Reber dann. „Damit sich Mutter und Kinder ungestört kennenlernen können. Allerdings solltet ihr öfters nach ihnen schauen. Wenn was ist, ruft ihr an.“
Hannes begleitete Dr. Reber nach draußen.
Annit warf noch einen Blick auf die Fohlenkinder, bevor sie zusammen mit Mannito ebenfalls den
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