Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
legte eine Visitenkarte auf den Tisch. „Sie können mich jederzeit anrufen, wenn noch was ist. Sonst melde ich mich in einigen Tagen wieder bei Ihnen.“ Er nickte kurz in die Runde, dann winkte er den Mädchen zu, die gerade mit ihren Rucksäcken die Stube betraten. „Kommt, wir gehen.“
Mit offenem Mund starrte Hannes Herrn Cordes hinterher. „Jetzt muss ich mich erst mal setzen“, murmelte Ursula und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Krass“, nickte Annit.
„Hab ich das jetzt richtig verstanden, dass der Typ den Schaden an der Scheune bezahlen wird?“, hakte Mannito ungläubig nach.
„Genau das“, bestätigte Hannes. „Und er gibt nicht uns die Schuld, sondern seiner Tochter.“
„Dieser Herr Cordes scheint wirklich nett zu sein, ganz anders als seine Tochter“, befand Ursula und blickte an sich herunter. „Ach du Schreck! Und ich in meinen ältesten Klamotten! Wie peinlich! Was muss der von uns denken?“ Annit musste grinsen. „Schätze, er erwartet nicht wirklich, dass man sich in ein Abendkleid wirft, wenn der Hof brennt.“
Hannes legte den Arm um Ursula. „Jedenfalls gibt es erst mal keinen Grund zur Panik“, erklärte er. „Das Ganze geht für uns wohl glimpflicher ab als befürchtet.“
„Hoffentlich“, seufzte Ursula, doch in ihren Augen spiegelte sich mindestens so viel Sorge wie in den Augen ihres Mannes. Denn was die Zukunft für sie bringen würde und ob sie den Bauernhof tatsächlich halten konnten, blieb erst mal ungewiss.
Gegen Mittag verließ der Rest der Schulklasse dann den Hof. Der Minibus wartete schon, als Denise zum Abschied die Arme um Annits Hals schlang und sie fest an sich drückte. „Es war super bei euch“, sagte sie. „Du musst mir unbedingt ein Foto von Ilses Fohlen schicken.“
„Mach ich“, versprach Annit lächelnd.
„Sicher?“
„Klar. Du kannst uns auch jederzeit wieder besuchen.“
„Cool!“ Denise löste ihre Arme und stieg in den Bus. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder“, meinte sie noch, bevor sie im Businneren verschwand.
„Ja, hoffentlich“, erwiderte Annit und meinte es auch so. Sie hatte das Mädchen in der kurzen Zeit richtig ins Herz geschlossen. Sie winkte dem Bus noch nach, als er schon lange um die Ecke verschwunden war.
„Na?“ Mannito knuffte sie in die Seite. „Und was jetzt?“
Annit blies die Backen auf. Jetzt muss ich mich erst mal austoben und eine Runde ausreiten. Kommst du mit?“ Mit großen Schritten lief sie Richtung Stall, Mannito hinterher.
Sie sattelten und zäumten die Pferde, und wenig später trabten sie gemeinsam vom Hof. Annit auf Silberstern, Mannito auf Ranja. Zunächst ging’s in gemächlichem Tempo den breiten Feldweg entlang, vorbei an Mais- und Getreidefeldern. Als sie eine abgemähte Wiese erreichten, trieb Annit Silberstern zum Galopp an. Ein leichter Schenkeldruck genügte, und der Rappe beschleunigte das Tempo. Sofort feuerte auch Mannito seine Ranja an. Nach einer Weile zügelten sie ihre Pferde und folgten im Schritttempo einem schmalen Waldweg.
Eine Zeit lang ritten sie schweigend nebeneinander her, als Mannito den Kopf zu Annit drehte und sie ganz unvermittelt fragte: „Du hast deiner Mutter die Sache mit Gracia noch nicht verziehen, stimmt’s?“, begann er. „Das seh ich dir an deiner Nasenspitze an.“
Annit guckte den Freund ernst an. „Na, wundert dich das?“ Sie schnaufte tief durch. „Wer weiß, vielleicht wär das alles nicht passiert, wenn wir ihr früher die Meinung gesagt hätten? Stattdessen musste ich mich bei dieser arroganten Tusse auch noch entschuldigen. Ich versteh nicht, wieso Ursula das von mir verlangt hat! Obwohl sie wusste, was vorgefallen war. Das war nicht fair.“ Mit einer schnellen Bewegung warf sie ihre Haare zurück. „Es ist doch im Grunde das Gleiche wie mit meiner Adoption. Warum sagen sie mir nichts davon? Wenn ich nicht rein zufällig draufgekommen war, hätten sie es mir vielleicht nie erzählt.“
Mitfühlend sah Mannito sie an und nickte. „Ich kann dich gut verstehen, Annit. Aber bei der Sache mit Gracia ging es halt auch um die Existenz deiner Eltern, um die sie fürchteten.“ Mannito beugte sich nach vorne und klopfte Ranjas Hals. „Ich glaube, deine Mutter bereut das alles inzwischen sehr. Du solltest es ihr nicht allzu sehr nachtragen. Jeder macht schließlich mal Fehler.“
Annit schluckte nur, sagte nichts und ritt in Gedanken versunken ein kleines Stück voraus. Oh Mann, warum ist alles nur so schwierig? Ihre
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