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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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Großbuchstaben gekennzeichnet. Aluph nahm einen kurzen, mit einem doppelten Scharnier versehenen Zeigestab aus seiner Tasche. Mit einer eleganten Bewegung des Handgelenks schnippte er ihn auseinander und die Halterung rastete ein. Er klopfte dreimal mit dem Stab auf das Schaubild.
    »Das hier«, sagte er feierlich, »ist eine Karte der wichtigen Regionen des menschlichen Schädels. Jede Region ist mit einem Buchstaben versehen und jeder Buchstabe steht für ein bestimmtes Merkmal des menschlichen Charakters. Anhand der Messungen, die ich durchgeführt habe, sowie des Betastens jedes einzelnen Areals bin ich zu einer Reihe ganz interessanter Schlussfolgerungen gelangt.«
    Bis zu diesem Moment hatte er alle Damen gleichermaßen angesprochen. Nun wandte er sich an Cynthia und sah ihr in die Augen.
    »Cynthia«, sagte er, »es war mir eine Ehre, Eure Schädeltopografie zu ertasten. Wäre ich Euer Ehegatte, wäre ich ein sehr stolzer Mann, denn er hat eine Frau von unbegrenzten Fähigkeiten geheiratet.«
    »Ooh, Mr Buncombe«, hauchte Cynthia, die kaum Worte fand.
    »Diese Erhöhung hier«, fuhr Aluph fort und zeigte auf den oberen Teil des Hinterkopfs auf der Schautafel, der mit einem T gekennzeichnet war, »ist bei Euch besonders ausgeprägt, genau wie die Stellen hier und hier, P und R .« Der Stab tippte energisch auf das Schaubild, sprang von einer Kopfansicht zur nächsten und von einem Buchstaben zum anderen. Cynthia versuchte, dem Stab zu folgen; sie legte die Hand auf ihren Kopf und tastete langsam ihren Schädel ab. Dabei gelang es ihr irgendwann schließlich doch noch, ihre Frisur teilweise zum Einsturz zu bringen. Überrascht sah sie Aluph an.
    »Ihr habt ganz recht, Mr Buncombe, in der Region mit dem T ist bei mir eindeutig etwas vorhanden. Wie merkwürdig, dass ich das noch nicht gespürt habe.«
    »Ihr habt nie danach getastet«, sagte Aluph schlicht.
    »Aber was bedeutet das nun?«, kam eine Stimme aus der Menge, deren Besitzerin sich nicht länger beherrschen konnte.
    »Ja, was bedeutet das alles?« Der Ruf wurde von den anderen Damen aufgenommen.
    Aluph gestattete sich ein kleines Lächeln angesichts der Begeisterung seines Publikums. Er ließ sie ganz gern ein wenig im Ungewissen.
    »Nun, die Region I gibt Aufschluss über den Verstand, und Ihr dürft versichert sein, Cynthia, dass Ihr Euch als eine geistreiche, humorvolle Dame mit dem Talent zu schlagfertigen Antworten betrachten könnt.«
    »Es ist genau, wie Ihr sagt!«, staunte Mrs Cynthia. »Wie oft sagt mein Mann, der gute Arthur, dass ich ihm ein Quell großer Erheiterung bin. Und was ist mit den Regionen P und R ?«
    »Ah ja«, fuhr Aluph fort, der inzwischen ganz in seinem Element war. » P weist darauf hin, dass Ihr eine aufrichtige Frau seid, achtbar und mit einem Sinn für Gerechtigkeit. Ich vermute, dass Ihr äußerst verständnisvoll seid, wenn es um die Rechte anderer geht.«
    Ungläubig schüttelte Cynthia den Kopf. »Mr Buncombe, Ihr verblüfft mich! Habe ich nicht erst gestern diesen Bettler weggeschickt? Er war der reinste Schandfleck in unserer Straße. Die Nachbarn waren mir so dankbar!«
    »Und R verweist auf Wohlwollen, was auch Geld und Großzügigkeit einschließt. Ihr seid zweifellos eine ausgesprochen großzügige Frau, fast bis zur Schwäche, wenn Ihr mir meine Ausdrucksweise nicht übel nehmt. Schließlich ist es die Pflicht der Hausfrau, sparsam zu sein. Doch hier kommt nun T ins Spiel und die besondere Ausprägung dieser Stelle bei Euch legt nahe, dass Ihr klug und umsichtig seid, jedoch auch entschlossen handeln könnt, wenn dabei Geldangelegenheiten im Vordergrund stehen.«
    Die Zuhörerinnen nahmen diese Erklärungen mit unterschiedlichen Reaktionen auf. Offenbar stimmten die meistender guten Beurteilung zu, die Aluph ihrer Freundin aussprach. Aber hier und da wurde doch auch eine Augenbraue hochgezogen oder ein leises ungläubiges Lachen laut.
    »Es gibt da noch ein anderes Feld, das mich sehr freut: das Feld E «, sagte Aluph, und Cynthia beugte sich eifrig vor. »Es ist etwas, das wir in diesen Tagen so dringend nötig haben in unserer Stadt, in der uns nachts auf den Gehwegen die Verzweiflung packt, solange dieser Mörder noch auf freiem Fuß ist. Es ist das Feld, in dem die Hoffnung angesiedelt ist. Ich muss sagen, Cynthia«, er senkte respektvoll die Stimme, »Ihr zeigt selbst im Angesicht des Unglücks eine grenzenlose Hoffnung, dass sich die Dinge bessern werden. Optimismus ist gewiss das größte Geschenk.

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