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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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meine, ein Skelett in einer Schau ist das eine, aber echte Leichen …«
    »Du hast Mr Belding gesehen«, sagte Juno. »Er und Sybil hatten einen schlimmen Streit gehabt. Er hat ihr vorgeworfen, sie liebe ihn nicht, und Minuten später lag sie von einem Pferdefuhrwerk überfahren auf der Straße. Er wünschte sich weiter nichts als die Möglichkeit, sich anständig von ihr zu verabschieden. Und diese Möglichkeit haben wir ihm verschafft.«
    »Zumindest denkt er, ihr hättet sie ihm verschafft«, grübelte Pin. »Aber ich werde die Wahrheit herausfinden.«
    Juno betrachtete Pin mit spöttischem Lächeln. »Du glaubst wirklich, dass du das kannst, wie?«
    Er nickte. »Jedenfalls weiß ich, dass die ganze Geschichte nicht möglich sein kann. Wenn man tot ist, ist man tot, so wie ich die Welt verstehe.«
    »Du solltest ein bisschen mehr Glauben in dir haben. Manchmal ist es nämlich ganz gut, an Magie zu glauben.«
    »In dieser Stadt gibt es keine Magie«, sagte Pin.

Kapitel 22

    Aluph Buncombe
    M
rs Cynthia Ecclestope saß in ihrem gepolsterten Sessel mit der hohen Rückenlehne und blickte immer wieder nervös zur Uhr auf dem Kaminsims. Die goldenen Zeiger standen auf halb elf. Ihre Freundinnen waren versorgt mit Tee (ihrer ganz persönlichen Mischung) und Kuchen (am Vormittag frisch hergestellt aus den besten Zutaten, samt – unbeabsichtigt – Schweißtropfen von der Stirn des Kochs und – beabsichtigt – Spucke des Butlers). Sie saßen auf verschiedenen Stühlen und Sesseln um die Gastgeberin herum, jede mit bestmöglicher Sicht auf Cynthia. Hinter vorgehaltenen Händen plauderten sie angeregt miteinander. Gesprächsthemen waren der Leichenmagier, das Gefräßige Biest und der Silberapfel-Mörder. Die Schwierigkeit dabei: Wie sollte man einen Besuch bei den Ersteren beiden bewerkstelligen, ohne dem Dritten in die Hände zu fallen?
    Um Punkt elf Uhr wurde die Tür geöffnet und der Butler trat in Begleitung eines anderen Mannes ein. Er hüstelte leise und die Damen sahen auf.
    »Mr Aluph Buncombe, Eure Ladyschaft«, kündigte derButler an, bevor er sich mit dem gewissen unterschwellig höhnischen Grinsen zurückzog, das er für so feine Gesellschaften bereithielt. Aluph blieb einen Augenblick ruhig stehen und bot den Damen somit Gelegenheit, sein Äußeres würdigen zu können: sein dichtes, dunkel glänzendes Haar und sein gewinnendes Lächeln. Er hörte, wie sie kurz nach Luft schnappten, lächelte gleich noch eine Spur strahlender und zeigte dabei seine schönen Zähne, die er kurz zuvor noch mit der Spitze eines Zweiges poliert hatte. Zum Glück hatte er in der Eingangshalle in einen Spiegel geschaut und konnte vor seinem Eintritt in den Salon noch schnell das Petersilienblättchen entfernen, das zwischen seinen Zähnen hängen geblieben war – Petersilie kauen sorgte für frischen Atem. Als Aluph den Moment für gekommen hielt, schritt er mit beneidenswertem Selbstbewusstsein auf Mrs Ecclestope zu (für die Ausstrahlung eines solchen Selbstbewusstseins hatte er stundenlang in seinem Zimmer geübt) und war mit vier Schritten bei ihr, obwohl der Raum gut sechs Meter maß.
    »Ah, Mrs Ecclestope«, sagte er, »welch unvergleichliches Vergnügen, in Euer liebreizendes Angesicht zu blicken.«
    Er beugte sich vor, nahm ihre Hand und küsste sie – vielleicht eine Spur zu lange, wenn man ihren Stand als verheiratete Frau bedachte, aber dieses Auftreten gehörte zu seinem unnachahmlichen Charme. Mrs Ecclestope kicherte, wurde rot und wedelte heftig mit ihrem Fächer, die Hand entzog sie ihm aber erst nach mehreren Sekunden.
    »Und wer sind all die bezaubernden Damen hier?«, fragteAluph und lächelte auf eine Art, die jeder Einzelnen das Gefühl gab, er habe nur Augen für sie allein.
    »Meine geschätzten Freundinnen«, sagte Cynthia und stellte sie ihm eine nach der anderen vor. Und einer nach der anderen küsste Aluph die weiche weiße Hand und sah ihre Wangen erröten.
    »Meine Damen«, sagte er, als sich alle wieder auf ihren Plätzen niedergelassen hatten, »wie Ihr wisst, bin ich Aluph Buncombe, ein Kraniologe. Mit diesen Fingern« – er hielt seine schlanken Hände hoch und spreizte die Finger – »erspüre ich die kleinsten Unebenmäßigkeiten auf einem menschlichen Schädel. Diese Täler und Gräben sind komplizierte und ausführliche Anhaltspunkte für sämtliche Aspekte Eurer Persönlichkeit, sogar für solche, die Ihr lieber geheim halten würdet. Korrekt gedeutet, enthüllen sie einem

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