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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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auch am Airport eingecheckt. Dank der mentalen Bearbeitung der netten Dame am Schalter durch die Vampire reisten wir jetzt als Miguel und Antonio Perez und Ever Morgan. Zumindest wusste ich jetzt, wie es den Vampiren gelang, unentdeckt zu bleiben. Eine interessante Methode, jede Polizeikontrolle zu bestehen: »Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. «
    »Sehen Sie mir tief in die Augen. Sie haben meine Papiere schon überprüft. Ich darf jetzt weiterfahren.«
    Fünfzehn Stunden Flugzeit waren eine Menge Freizeit, in der ich die letzten Tage und meine Situation aus allen erdenklichen Perspektiven betrachten konnte. Es fühlte sich richtig an, weggelaufen zu sein. Meine Adoptiveltern hatten mich auf das Schlimmste hintergangen. Dass auch Michelle mir nicht gesagt hatte, dass Kelly nicht wegen der Drogen gestorben war, darüber konnte ich hinweg sehen. Sie war niemand, dem ich blind vertrauen musste. Aber von Eltern erwartete ich etwas anderes. Vielleicht erwartete ich im Allgemeinen zu viel von meiner Umwelt. Für Eltern jedoch sollte ein Kind das Wichtigste in ihrem Leben sein. Ihre Aufgabe wäre es gewesen, mich zu lieben und für mein Wohlerg ehen zu sorgen. Indem sie mich glauben ließen, dass ich Kelly getötet hatte, hatten sie als Eltern versagt. Irgendwelche Gesetze konnten doch nicht wichtiger sein als ihre Tochter.
    Und dabei hatten sie es sich leicht gemacht. Indem sie nichts unternommen hatten, hatten sie nicht nur mich, sondern all meine Mitschüler in dem Glauben gelassen. Sie hatten diese Situation schamlos ausgenutzt, um die Wahrheit zu vertuschen. Es war viel leichter, die Anwesenden denken zu lassen, was sie für die Wahrheit hielten, als mit fadenscheinigen Erklärungen aufzuwarten, die angezweifelt werden könnten. Jeder in S ilence hatte gedacht, dass Kelly an den Drogen gestorben war, die Jason und ich mitgebracht hatten.
    Das war der wirkliche Grund für ihr Schweigen. Ich wurde zum Sündenbock gemacht. Als ich das erkannte, war es, als würden auch die letzten Zweifel ausgelöscht. Da blieb kein Fünkchen Liebe mehr zurück. Nur noch die unendliche Enttäuschung einer Tochter, die von den Eltern verraten wurde. Was ich aber bei all meinen Überlegungen und der Wut in mir vergaß, war die bevorstehende Wandlung.
    In mir begann der Vulkan wieder zu kochen. Ich konnte spüren, wie die Lava gefährlich an die Oberfläche drängte. Meine Finger begannen zu zittern. Dann fühlte es sich an, als würde etwas an den Knochen ziehen. Die Nägel begannen zu kribbeln. Als ich auf meine Hände blickte, konnte ich sehen, wie diese sich zu Klauen verformten. Die Nägel wurden länger und bogen sich wie die Krallen einer Raubkatze. Die Finger krümmten sich und die Hände bekamen mehr und mehr Ähnlichkeit mit denen eines Schäferhundes, nur ohne Fell. Mein Herz sprang mit Kraft gegen meinen Brustkorb. Panisch sandte ich Giovanni einen Hilferuf in den Kopf, weil ich nicht wagte zu sprechen. Wahrscheinlich würde nur noch ein Jaulen aus meinem Mund kommen.
    Giovanni blickte mich erschrocken an. »Ganz ruhig. Was auch immer dich aufgeregt hat. Das ist jetzt vorbei. Denk an was anderes. Ich würde dich ja wieder auf die schöne Rosenwiese schicken, aber ich komm gerade nicht mental zu dir durch«, sagte er mit hypnotisch samtener Stimme.
    Ermano warf mir eine Jacke über meine verformten Hände.
    Die Stewardess näherte sich uns mit Getränken. Sie stand nur noch zwei Sitzreihen vor uns und reichte einem Krauskopf eine Flasche mit Wasser. »Mach die Augen zu!«, zischte er. »Deine Zähne.«
    »Was ist mit meinen Zähnen?« Mit der Zungenspitze berührte ich die Zähne meines Oberkiefers. Die Eckzähne waren so lang geworden, dass sie mir in die Unterlippe stachen. Ich konnte den Mund nicht schließen. Mittlerweile hatte sich das Zittern auf meinen ganzen Körper verteilt. Es fühlte sich an wie eine Panikattacke. Mein Mund war trocken. Ich hatte das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Wenn ich jetzt hätte aufstehen sollen, wäre ich nicht dazu fähig gewesen.
    Giovanni zog mich zu sich und bedeckte meine Lippen mit seinen, bevor die Stewardess zu uns kam und einen Blick auf meinen Mund werfen konnte.
    Die Stewardess kam. »Kann ich ihnen etwas anbieten?«
    Ich zwang mich, die Augen geschlossen zu halten, und konzentrierte mich nur auf Giovanni; wie er schmeckte, wie er roch, wie sein Mund sich auf meinem bewegte. Giovanni schloss mein Gesicht in seine warmen Hände. Die Berührung jagte mir kleine

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