Silent Control | Thriller
denn, man verabreicht Psychopharmaka, was bei Menschenmassen wie im Financial District natürlich nicht infrage kommt.«
»Wer weiß, vielleicht kippen die bei Starbucks neuerdings Psychodrogen in den Cappuccino.«
Der Kellner kam und servierte ihr das Frühstück. Grinsend deutete sie auf den schaumgekrönten Cappuccino.
»Da kommt ja schon meine tägliche Dosis.«
Kilian musste lachen. Er stopfte sich den Rest seines Käsetoasts in den Mund, während er mit der anderen Hand die Begriffe Gedankenkontrolle und psychische Manipulation in das Suchfenster eingab.
»Boah, das ist ja der reinste Horror.« Er nahm seine Serviette und betupfte sich die Lippen. »Hör mal, was hier steht. Der Wissenschaftler Edgar Schein hat untersucht, dass nur brutale Gewalt das Ich zerbrechen kann. Er vergleicht die Inquisitionsfolter, die chinesische Gedankenreform und die stalinistischen Schauprozesse mit den erzwungenen Geständnissen von Guantanamo!«
Nova trank einen Schluck Cappuccino. Den Toast ignorierte sie. »Aber hier geht es doch viel raffinierter zu! Großer Gott, stell dir vor, sie könnten wirklich mit einer Strahlenwaffe Demos auflösen!«
»Technisch möglich wäre das bestimmt«, überlegte Kilian laut und fing wieder an zu lachen.
Nova sah ihn verdutzt an. »Was ist denn jetzt?«
»Wenn ich mir so mein eigenes Leben anschaue, frag ich mich, inwieweit mein Vater und mein ganzes Umfeld mich gedanklich indoktriniert haben. Dazu waren nicht mal irgendwelche Maschinen nötig.« Schmunzelnd stützte er das Kinn auf die gefalteten Hände. »Hat immerhin funktioniert.«
»Und wie gut! Der angepasste, brave Sohn, der keine Fragen stellte.«
Sie zwinkerte Kilian zu und widmete sich ihrem Frühstück, als dessen Handy auf dem Tisch vibrierte.
»Rogan?«
»Junge, ich wollte dir nur sagen, dass ich mit etwas Glück morgen an jemanden von der CIA rankomme. Such du weiter nach den Forschungen im abgesprochenen Bereich.«
Etwas ratlos starrte Kilian auf den Laptop. »Ich habe schon den ganzen Morgen damit verbracht und bin auf nichts gestoßen, was mich zu Torben bringt. Wonach soll ich genau suchen?«
»Schau mal, ob du etwas über Black Budgets oder sonstige Vorfälle findest, die auf ein neues Programm hindeuten könnten.«
»Rogan, es gibt nichts im Netz. Nur ein paar Experimente mit eingepflanzten Elektroden im Hirn, um Schwerstgelähmten die Kommunikation zu ermöglichen – Stephen Hawking lässt grüßen. Ach ja, und außerdem kann man neuerdings Waffen durch Gedanken steuern.«
»Frag dich immer: Cui bono? Wem nützt es? Achte darauf, wer die Forschungsprojekte bezahlt.«
»Hm.« Kilian klickte fieberhaft die einzelnen Artikel durch, die er bei seinen Recherchen aufgerufen hatte. »Warte mal, hier ist es. Die gedankengesteuerten Waffensysteme wurden von privaten Unternehmen erforscht, aber mit Geldern der CIA finanziert.«
»Sehr gut«, lobte Rogan ihn. »Das sind die verräterischen Spuren. Schau nach einzelnen Forschern, besonderen Ereignissen oder Verknüpfungen. Streng dich an. Wir sehen uns morgen.«
»Kilian, hör mal!« Nova stupste ihn an.
In der Ecke des Hotelrestaurants stand eine halbrunde Bar, die mit Furnierholz verkleidet war. Darüber hing ein Fernseher, auf dem der Nachrichtensender CNN lief, allerdings sehr leise. Es waren die Bilder, die Novas Aufmerksamkeit geweckt hatten, eine Guy-Fawkes-Maske und der Untertitel: Schlag gegen Anonymous.
Wie auf Kommando standen sie beide auf und gingen zum Fernseher.
… das FBI bestätigte unterdessen, dass es sich bei einem der in der vergangenen Nacht verhafteten Anonymousaktivisten um den wegen Cyberterrorismus gesuchten Commander Zero handelt. Man vermutet, dass er für ein Sabotageprogramm verantwortlich ist, das seit Tagen das hohe Datenaufkommen in Teilen des Internet-Backbones verursacht. Ziel der Attacke waren die Domain-Name-System-Server.
Nova stieß Kilian mit dem Ellenbogen an. »Aber das war doch Torbens Superprogramm!«
Kilian legte einen Finger an die Lippen und hörte weiter zu.
… für Duke Calligan, den Leiter der Abteilung Computerkriminalität des FBI, ist dies nur der guten Kooperation zwischen CIA und NSA zu verdanken. Man habe Schaden für die Allgemeinheit verhindern können und …
Verwirrt sahen Nova und Kilian einander an.
Nova fing sich als Erste. »Denkst du, wir sind wirklich auf der richtigen Spur?«
KAPITEL 36
LONDON – TAVISTOCK INSTITUTE
Es schüttete wie aus Eimern, als Clark das Tavistock Institute in
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