Silent Control | Thriller
eine entscheidende Rolle. Dabei kommen die elektromagnetischen Wellen zum Einsatz. Aber Telepathie, und darüber reden wir hier, erreicht noch keine nachhaltige Veränderung des Verhaltens. Sie wirkt immer nur für kurze Zeit.«
Ungeduldig wippte Clark mit seinem rechten Bein. »Können Sie nun Gedanken kontrollieren oder nicht?«
Orlando legte den Kopf schräg. »Ja und nein. Die Hormone und Neurotransmitter bewegen sich zwischen den Zellen und übermitteln dabei ihre chemischen Botschaften. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen diesen Transmittern und den elektromagnetischen Strahlen. Inzwischen …«
»Orlando, verdammt, kommen Sie zum Punkt.«
»… lässt sich jede menschliche Verhaltensweise mittels der Wellen beeinflussen. Bisher war es aber nicht möglich, das Ganze in Form von implantierten Gedanken zu verankern.« Orlando zog unbeirrt eine Skizze aus einem Stapel hervor, auf der verschiedenfarbige Felder zu sehen waren. Clark schaute sichtlich bemüht auf das Papier und rieb sich die Stirnfalten. »Dann habe ich vor zwei Jahren eine Entdeckung gemacht. Beim Aussenden psychotronischer Signale wird nicht die elektromagnetische Welle, sondern jedes einzelne Photon mit einer Information moduliert. Bevor es das Nervensystem und somit das Gehirn erreicht, muss es auf die Netzhautzwischenschicht treffen. Dort erfolgt die Trennung des Signals von seinem elektromagnetischen Träger, und so gelangt mit jedem Photon, quasi holografisch, die Information ins Unterbewusstsein, wo sie sich unbemerkt einnistet. Das gelingt in Echtzeit über den Magnet-Explosionsgenerator.«
Mit halb unterdrücktem Aufstöhnen beugte sich Clark nun über die Skizze. Er wusste, dass er vor einem Genie der Hirnforschung saß. Die Leidenschaft, immer weiter in die Geheimnisse des Geistes vorzudringen, schien Orlando die Kraft zu verleihen, den Bunker überhaupt noch zu ertragen.
Orlando war in seinem Element. Seine müden Züge glätteten sich, in seinen Augen lag auf einmal ein metallischer Glanz. Was er hier präsentierte, waren die Früchte seines Forscherlebens.
»Theoretisch können Sie auf diese Weise Befehle telepathisch transportieren, ohne dass sich der Empfänger darüber im Klaren ist, woher sein Gedanke kommt. Die Pointe besteht darin, dass durch die strahlengestützte Manipulation der bewusste Zugriff auf Areale wie das Langzeitgedächtnis unmöglich wird. Allerdings wissen wir noch nicht, für wie lange. Außerdem kann die Strahlung irreparable Hirnschäden anrichten. Wir haben noch zu wenige empirische Daten, um solche Schäden ausschließen zu können.«
Mit regloser Miene hatte Clark zugehört. Auch wenn er nicht alle Details verstand, so war ihm doch klar, dass sich hier ungeahnte Optionen auftaten.
»Nur weiter. Noch kann ich folgen.«
»Man muss eine spezifische Empfangsbereitschaft erzeugen«, fuhr Orlando fort. »Aber die Testpersonen hier sind allesamt in ihrer Persönlichkeit gebrochen und damit untauglich oder resistent, wie Sie wollen.«
Clark strahlte über das ganze Gesicht. Jetzt könnte er vielleicht zwei Probleme gleichzeitig lösen. Er dachte an die langwierigen Verhörmethoden in Guantanamo. Bisher hatte man den Gefangenen dort zunächst Grundbedürfnisse wie Schlaf, Wärme, Kommunikation, Essen und Trinken verweigert und ihnen dann die rettende Hand gereicht – in der Regel bekam man daraufhin die Informationen, die man wollte. Außerhalb von Gefangenenlagern ließ sich das natürlich nicht durchsetzen. Aber mit Orlandos Waffe brauchte man das auch gar nicht mehr. Wenn sich psychische Labilität durch elektromagnetische Wellen erzeugen ließ, hatte man ein universal einsetzbares Manipulationsinstrument, sei es in Gefangenenlagern oder anderswo.
»Es ist völlig egal, ob wir einen Menschen psychisch oder physisch brechen. Wir kommen immer ans Ziel.« Seine Stimme klang kühl und berechnend. »Aber mit Ihrer Arbeit können wir uns viele Umstände ersparen, wenn ich Sie richtig verstehe.«
Der Wissenschaftler goss sich zitternd ein Glas Wasser ein und trank einen kleinen Schluck. »Ja, doch, das wäre – möglich.«
Prüfend sah er den Mann an, den er zutiefst verachtete.
»Na das ist doch was! Wie hoch ist die Reichweite bei diesem Prototyp?«
»Sie entwickelt bei einem maximalen Abstand von fünfzehn Metern einen Radius von etwa drei Metern. Entscheidend ist, dass die Netzhaut der Person getroffen wird, und je nach Informationsmenge braucht das eine gewisse Zeit. Ich habe eine Tabelle
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