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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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waren, die er bei dieser Konferenz durchsetzen wollte.
    »Sehen Sie zu, dass Sie das Netz wieder hochfahren«, raunte er. Dann wandte er sich der Runde zu, alle Muskeln angespannt wie ein Tiger, der nur auf den richtigen Moment wartete, um zu springen.
    »Ich kann es mir nicht mehr mit ansehen, wie diese vermummten Chaoten uns vorführen!« Lou Strieber sah Clark vorwurfsvoll an.
    »Okay, meine Herren, kommen Sie zur Ruhe.« Gerald Kennan, der Leiter des State Department, ein alerter Mittfünfziger mit Halbglatze und einer vergoldeten Nickelbrille, erhob sich.
    »Was heißt hier Ruhe!«, empörte sich Strieber. »Jeder Tag, an dem das Netz ausfällt, kostet weltweit 250 Milliarden Dollar.«
    »Ich denke, die NSA und die CIA kriegen das in einigen Stunden wieder in den Griff«, erwiderte Kennan mit einem Blick zu Clark, der es mit gespielter Selbstsicherheit bestätigte. »In erster Linie geht es jetzt darum, die Massen zu beruhigen. Wir haben Ihnen vor ein paar Wochen zugesagt, dass wir die Occupy-Bewegung und Anonymous unter Kontrolle bekommen. Das FBI, Interpol und die nationalen Polizeibehörden unserer Verbündeten bekommen Zugriff auf die digitalen Auswertungen der NSA und CIA. Wir nennen es die Operation Mindvision.«
    »Ach, und das finden Sie etwa adäquat? Irgendeinen digitalen Hokuspokus, den Sie nachschieben, wenn längst alles passiert ist?«
    Alle schauten zu dem Zwischenrufer. Er war einer der wenigen jüngeren Herren in der Runde. Nick Torices, ein erfolgreicher Börsianer aus Michigan, hatte es durch Wetten gegen den Euro zu beträchtlichem Reichtum gebracht und für die kommenden Präsidentschaftswahlen einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung gestellt. Er war ein mexikanischer Einwanderer der zweiten Generation, der sich aus dem Nichts nach oben spekuliert hatte.
    »Wir haben es doch oft genug diskutiert«, sagte er selbstbewusst. »Wir können die Quellen nur besser schützen, aber keinesfalls nachträglich zensieren. Das würde nach hinten losgehen.«
    Kennan fixierte ihn verärgert. »Von Zensur ist auch keine Rede mehr. Wir müssen das Problem bei der Wurzel packen. Genau das tut Mindvision. In den nächsten beiden Tagen werden wir im ersten Schritt 3587 Personen aus 25 Ländern wegen Computersabotage und Hochverrats verhaften – sie wurden allesamt durch unsere digitale Auswertung identifiziert. Damit bekommen wir wieder Hoheit über die veröffentlichte Meinung.« Er hob eine Augenbraue, während er Nick Torices ironisch anlächelte. »Und das nennen Sie Hokuspokus?«
    Trotz seiner Konkretisierung schauten viele Kennan skeptisch an. Auch Clark wusste, das Mindvision unzureichend war, um der Lage Herr zu werden. Mittlerweile gab es mehr als achttausend Hacker, doch diese Information behielt er erst einmal für sich.
    »Außerdem haben wir ein Budget von drei Milliarden Dollar, um die Occupy-Bewegung vor den Wahlen zu diffamieren. Das dürfte reichen, um klare Verhältnisse zu schaffen«, ergänzte der Leiter des State Department seine Ausführungen.
    Dies war der richtige Moment für den Tigersprung. Unvermittelt griff Clark in das Geschehen ein.
    »Meine Herren, ich wundere mich, dass Sie sich noch mit Schuldzuweisungen beschäftigen, während andere bereits dabei sind, die Folgen zu verantworten. Wenn Sie die Krise nicht mit einer Umverteilung von oben nach unten beantworten wollen, müssen wir andere Maßnahmen ergreifen, und zwar jetzt!«
    Verblüffte Blicke richteten sich auf ihn. Obwohl Clark einen dunkelblauen Anzug und eine Seidenkrawatte trug, fühlte er sich plötzlich als Außenseiter. So, als ob der Pulvergeruch des Schützengrabens noch an ihm haftete.
    Auch Lou Strieber spürte die abweisende Haltung, die seinem Protegé entgegenschlug, und beeilte sich, ihn ins rechte Licht zu rücken. »Ich denke, ich muss Ihnen Roy Clark, den Direktor der CIA, nicht weiter vorstellen. Er gehört für mich zu den Männern der Stunde, zu jenen, die auch unbequeme Lösungen zu diskutieren bereit sind. Bitte Roy …«
    Er wippte in seinem Lederstuhl leicht auf und ab und nickte Clark zu.
    »Wir befinden uns in einer neuen Phase, die neue Fragen aufwirft«, erklärte Clark. »Die Antwort mag für uns alle unerfreulich sein, aber wir sollten vor polizeilicher Unterdrückung nicht mehr zurückschrecken. Wir haben es mit Verrätern an einem System zu tun, die von dessen Segnungen lange genug profitiert haben. Es ist besser, eine starke Führung an der Macht zu haben, als eine liberale

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