Silent Control | Thriller
Unterlagen.
Dann begann er mit belegter Stimme in das Mikrofon zu sprechen, das an seinem Platz stand.
»Meine Damen, meine Herren, die jüngsten Nachrichten sind erdrückend. Ob in Deutschland, Italien oder Spanien, ob in den USA oder Japan, überall wird nun mit scharfen Waffen und mit Massenverhaftungen reagiert. Wir mussten vor meiner Ankunft auch über New York das Kriegsrecht verhängen. Und ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis auch die europäischen Kollegen den Notstand ausrufen. Ausrufen müssen!«
Du klingst schon wie einer dieser Hardliner, schoss es ihm durch den Kopf. Er seufzte unhörbar. Politik ist ein schmutziges Geschäft, hatte sein Vater immer gesagt, der sein Leben lang einen Handwerksbetrieb geführt hatte. Stets hatte er seinem Vater widersprochen. Jetzt hätte er es nicht mehr getan. Politik wurde gerade zu einem sehr dreckigen Geschäft.
KAPITEL 47
WÜSTE NEVADA – BUNKER WHITESTAR
Mit immer neuen Sprengladungen versuchten Clarks Männer, die Wand, in der die Stahlschleuse verankert war, so weit zu zerstören, dass sie hindurchgelangen konnten. Auf der linken Seite hatten sie bereits große Brocken des Stahlbetons herausgesprengt.
Der CIA-Direktor suchte Deckung hinter einer Säule, während er die nächste Detonation abwartete. Seine Gedanken wanderten nach Davos, wo in diesen Minuten über Silent Control entschieden wurde. Er hatte dafür gesorgt, dass CIA-Agenten rund um das Kongresszentrum das Stromnetz und jede Kommunikation lahmlegten, doch ewig konnte dieser Zustand nicht andauern.
Es blieb kaum noch Zeit, um mit der psychotronischen Anlage auf das Unterbewusstsein der Politiker einzuwirken.
Clark wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine einflussreichen Auftraggeber erwarteten viel von ihm – nicht weniger als eine neue Weltordnung, in der das Kapital regierte. Er duckte sich, um der Staubwolke einer weiteren Explosion zu entgehen, und sah auf die Uhr. Sobald man in Washington erfuhr, dass die Kommunikation zum Präsidenten erneut unterbrochen war, würde der Vizepräsident nicht nur über New York, sondern landesweit das Kriegsrecht verhängen. Das war seine Sternstunde.
Die Wucht dieser Detonation war noch stärker als die der vorherigen. Zu spät hielt sich Clark die Ohren zu. Sein Schädel dröhnte, und ein Summen im Ohr blieb zurück. Er musste jetzt handeln. Doch noch immer war die Schleuse nicht passierbar. Der Stahlbeton war zur Verstärkung von einem Metallgitter durchzogen, das zu engmaschig war, um hindurchzusteigen.
»Sir«, ertönte Miles’ Stimme an Clarks Ohr.
Er rückte das Headset gerade. »Ja? Neuigkeiten?«
»Der Kill switch act wird von mehreren europäischen Staaten aufgehoben. Und vom Rechenzentrum aus hat jemand Zugriff auf Ihre geschützten Dateien. Noch arbeiten die Filter. Aber selbst wenn ich die internen Server runterfahre – ein Datenpaket ist bereits an ein Handy in New York gegangen.«
»Was?« Clark schüttelte sich, als wolle er das Summen aus seinem Ohr verjagen. Außerdem hörte er ein entferntes Donnern, als gäbe es weitere Sprengungen im Bunker. Oder spielte ihm seine Wahrnehmung einen Streich?
Wieder schüttelte er sich. Alles in ihm war in Aufruhr. Wenn im Internet seine geheimen Dateien zirkulierten, war das die größte Katastrophe, die hatte passieren können. Jetzt verfluchte er die digitale Welt. Er hätte alles vom Server löschen sollen. In der Welt der Informationstechnologie war er ein Fossil, ein Dinosaurier. Er wünschte sich für eine Sekunde zurück in einen Schützengraben.
»Verdammte Scheiße!«, brüllte er. »Sonst noch was?«
»Ja, Sir, Ihr Stellvertreter Eliston ist aus dem Koma erwacht. Wir konnten ein Telefongespräch abhören, das er geführt hat. Mit Peter Norris!«
Mit versteinerter Miene starrte Clark an die Wand. Hatte er’s doch geahnt. Er lebt!
Diese Katze hatte neun Leben. Sie waren aus dem gleichem Holz geschnitzt, kannten alle Methoden. Nun war sein intimer Feind tatsächlich aus der Ferne zu seiner größten Bedrohung geworden, hatte diesen elenden Hacker vorgeschoben und sich selbst in der Deckung gehalten.
Verdammter Bastard, dachte Clark. So leicht kommst du mir nicht davon! Wenn es Norris gelungen war, an die Daten zu kommen, war alles vorbei. Offenbar hatte er noch keine Ahnung, in welchen Dimensionen sein Programm Mkultra weiterentwickelt worden war.
Plötzlich riss die Verbindung ab.
»Miles?«
Er würde diesen gewissenlosen Feigling Norris nackt durch die
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