Silent Control | Thriller
Aktionen können trotz aller Vorsichtmaßnahmen aufliegen. Aber sie sind wirklich gut. Einige Provider haben das Netz entgegen staatlicher Anordnung wieder freigegeben. Bis eben wurden alle Versuche, Infos auf gekaperten Websites der New York Times und der Washington Post abzusetzen, gelöscht, aber jetzt lassen sie uns gewähren.«
»Klar«, Nova ließ das Schild fallen, »die haben ja das Kriegsrecht ausgerufen. Damit sind die Medien eigentlich unter staatlicher Kontrolle.«
Ein paar junge Leute kamen aus der Kirche und rauchten. Die Stimmung war gedrückt. Niemand hatte damit gerechnet, wie brutal der Staat Zähne zeigen würde.
»Wenn wir wenigstens wüssten, wie es in Europa aussieht«, sagte Kilian. »Dort müssten noch ein paar Provider aktiv sein. Im Gegensatz zu China und Russland, die haben sich schon vor Tagen komplett vom Internet verabschiedet und die Handynetze abgeschaltet.«
Wieder rollte ein Armeewagen über den Broadway. Auf dem Dach war ein Lautsprecher angebracht.
»Alle Bürger sind angehalten, den Anordnungen der Heimatschutzbehörde und der nationalen Katastrophenschutzbehörde Folge zu leisten!«, hallte es durch die menschenleere Straße. »Der Justizminister hat erlassen: Jeder, der den Staat angreift, durch Gewalthandlungen, mündliche Äußerungen oder Statements im Internet, wird als Terrorist und damit als Staatsfeind eingestuft.«
Nova und Kilian hatten schweigend zugehört.
»Merkwürdig, dass bis jetzt keine Stellungnahme vom Präsidenten zu hören war«, wunderte sich Kilian.
»Finde ich auch. Ich dachte immer, der kapiert wenigstens, was Occupy will.«
Mit aufheulendem Motor raste ein Bus vorbei. Sie konnten Festgenommene darin erkennen, die von bewaffneten Soldaten in Schach gehalten wurden. Nova spürte ein Frösteln. Die Arme um den Körper geschlungen, erhaschte sie den leeren Blick eines jungen Mädchens, das seinen Kopf an die Scheibe gelehnt hatte.
Erschöpft setzte sich Nova auf die Treppenstufen und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
Hinter ihr war eine ältere Frau aus dem Gotteshaus getreten. Sie setzte sich neben Nova und bot ihr einen Schluck von dem Tee an, der in der Sakristei ausgeschenkt wurde.
»Trink mal was, wir sind hier alle total runter.«
Während Nova zu dem Pappbecher griff, öffnete sich die Kirchentür ein zweites Mal. Ein Typ in Tarnhose mit einem Ziegenbart sprang auf die Stufen.
»Wir sind wieder online«, rief er überschwänglich.
Nova entfuhr ein kurzer Aufschrei. Wie elektrisiert, nestelte sie ihr Handy aus der Tasche und schaltete es mit zitternden Händen ein.
»Komm, bitte, bitte«, murmelte sie.
Jede Sekunde, die sie warten musste, war eine Qual. Doch dann hatte sie ein Signal. Die Handynetze funktionierten auch wieder. Sie erblickte die Mail mit einer Menge von Dateianhängen.
»O mein Gott, das ist Torben, der verdammte Hund! Kilian, Kilian!«
Kilian war sofort in die Kirche zurückgegangen, als er gehört hatte, dass das Netz wieder aktiv war. Jetzt hockte er sich zu einigen Anonymous in die Kirchenbank, die alle einen Laptop auf dem Schoß hatten.
»Was geht ab?«, fragte er.
Der junge Mann, neben dem er saß, sah ihn fassungslos an.
»Da ist eine Info im Darknet! So krass, dass es einen umhaut. Geheimpläne von der CIA!«
Kilian strahlte. Was auch immer da draußen geschah, die größte Last war ihm genommen, denn die Botschaft im Darknet war von Torben.
Von hinten stürmte Nova auf ihn zu. »Ich habe eine Mail von Torben! Er sitzt in einem CIA-Bunker irgendwo in der Wüste!« Sie fiel Kilian um den Hals. »Er lebt!«
»Das ist ja irre!«
»O Gott, ich bin so froh.«
»Was ist das für ein Bunker, in dem er gefangen ist?«
Nova spürte, wie ihr vor Aufregung das Herz an die Rippen schlug.
»Weiß ich nicht, aber er hat Datenpakete ins Darknet geschickt, die absolut brisant sind. Es ist viel schlimmer, als wir beide dachten.«
»Habe ich auch gerade gehört«, sagte Kilian, während er sich vorsichtig von Nova losmachte. Obwohl diese Umarmung sich nicht gerade unangenehm angefühlt hatte.
Der junge Typ, den er angesprochen hatte, zeigte auf seinen Laptop. »Wir bereiten eine Warnung vor. Die schicken wir ab, sobald alle Netze frei sind.«
Kilian setzte sich zu ihm. »Vielleicht kann ich euch helfen. Ich bin zwar kein Hacker, aber so was Ähnliches.«
»Außerdem hat er fachliche Unterstützung von einem echten Profi«, grinste Nova, die sich neben Kilian in die Bank zwängte. »O Mann, wenn Wallins uns
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