Silent Control | Thriller
ihm ihren Ausweis vor die Nase. »Ohne ihn hätten Sie nichts von Clarks Putsch erfahren. Ich kümmere mich persönlich um ihn, wenn wir in Langley gelandet sind.«
»In Ordnung, Agent Madlow, Sie sind die Ranghöhere. Sie tragen die Verantwortung.«
Torben fühlte sich zerschlagen, außerdem schmerzte seine Wunde. Nach den Strapazen der vergangenen Stunden hatte er nur noch Hunger und Durst. Und schlafen wollte er auch endlich – tagelang schlafen.
June zog ihn mit sich. »Den hätten wir in die Tasche gesteckt.«
»Ich muss mit meinen Freunden sprechen, die ich da reingezogen habe!«, sagte Torben. Der Gedanke, dass man vielleicht auch Nova seinetwegen in die Mangel genommen haben könnte, quälte ihn.
Fragend sah June ihn an. Dann fielen sie sich in die Arme. Schweigend standen sie da, mitten in der Wüste. Ihre Haare flatterten im Wind der einfliegenden Militärhubschrauber, die sie mit ihren Scheinwerfern erfassten.
Von einem der Hubschrauber aus beobachtete ein mürrischer Mitarbeiter des Pentagons die Szene. Während er eine SMS-Botschaft empfing, beschrieb der Pilot einen Kreis um Torben und June und setzte zur Landung an.
»Stellen Sie einen Kontakt zum Pentagon her«, wies der Beamte den Piloten an.
Zwei Sekunden später stand die Verbindung.
»Sir, ich habe eben erfahren, dass im Bunker eine EMP-Bombe gezündet wurde«, sagte er in das Mikrofon, das an seinem Kopfhörer befestigt war. »Es ist kaum anzunehmen, dass dort noch relevante Daten auffindbar sind.«
»Dann fliegen Sie nach Utah«, ertönte eine Stimme im Kopfhörer. »Dort sind die letzten Back-ups. Sie dürfen keine Fehler machen, und bringen Sie alles sofort in die Zentrale. Und noch eins: Keine weiteren Zeugen, und kümmern Sie sich um die Wissenschaftler.«
»Jawohl, Sir!«
Er gab dem Piloten eine neue Anweisung. Der Hubschrauber drehte ab und flog in die Morgendämmerung, die den Himmel über dem Horizont rötlich färbte.
Es war nur eine kurze Verschnaufpause. June und Torben wollten so schnell wie möglich den Ort verlassen, und Torben hatte seine Zweifel, ob der ganze Spuk schon ein Ende hatte. Eine Datei konnte er mit allen Mitteln nicht im Bunker öffnen. Ihr Name: Operation Helix. Da der EMP-Impuls alles gelöscht hatte, konnte er nur hoffen, dass alles im Netz oder bei Anonymous gelandet wäre.
Die Isolation der vergangenen Tage, die widersprüchlichen Nachrichten, die Ungewissheit, was von Silent Control schon umgesetzt worden war, nagten an ihm. Seine innere Anspannung war nur für einen Moment gewichen.
Sehr aufrecht ging June zu einem Hubschrauber, der am nächsten parkte. Daneben stand ein uniformierter Soldat und rauchte eine Zigarette.
»Sir, ich habe den Befehl diesen Mann in die CIA-Zentrale zu bringen und …«
Der Rest ging im Lärm landender Hubschrauber unter. Torben sah nur, wie sie ihren Ausweis vorzeigte und dann zurückkam.
»Wir fliegen erst mal zum Stützpunkt Nellis«, erklärte sie. »Man wird dir dort eine Menge Fragen stellen, fürchte ich. Aber du bist frei. Von da an haben wir einen Learjet zur Verfügung.«
»Klingt gut.«
Mit geübten Bewegungen stieg Torben in den Hubschrauber. Mittlerweile kannte er die nötigen Handgriffe. Er setzte den Helm auf und schaltete das Mikro ein. Die Rotorblätter drehten sich schon, als er sich an June wandte. »Kannst du für mich eine Handynummer wählen?«
»Du kannst sie selbst eintippen!«
Doch Torben war abgelenkt. Durch das Wirrwarr von Soldaten, FBI-Beamten und Sanitätern hindurch konnte er erkennen, wie Roy Clark auf einer fahrbaren Trage an ihrem Hubschrauber vorbeigerollt wurde. Für einen kleinen Moment registrierte er Clarks weit geöffnete Augen, die nichts zu sehen schienen. Als hätte er keine Verbindung mehr mit der Außenwelt.
»Wow, er lebt also noch«, murmelte er.
»Was, wen meinst du?«
Mit der rechten Hand zeigte Torben aus dem Fenster. »Na, deinen Chef. Ein Wunder, dass er überlebt hat, oder?«
»Der ist zäh, der alte Kämpfer. Scheint ihm aber nicht gut bekommen zu sein.«
»Puuh, ich werde nie verstehen, wie man so werden und denken kann. Er kannte nur eine Dimension. Alles andere war ihm scheinbar egal.«
Die Rotoren nahmen an Fahrt auf. June gurtete sich fest.
»Ganz so einfach ist es nicht. Ich kannte auch den anderen Clark. Immer voller Angst, jemand könnte an seinem Image kratzen. Er glaubte an seine Sache so sehr, dass es kein Links und Rechts, kein Mitgefühl, keine Fragen mehr gab. Er hat Frau und Kind. Ich
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