Silent Control | Thriller
ihm wie einem Kamikaze um den Kopf.
»Warten Sie«, sagte Orlando. »Bevor die Bombe detoniert, müssen Sie aus dem Metallkasten wieder raus sein, sonst sind Sie auf der Stelle tot.«
June nickte. Nacheinander hangelten sie sich durch die enge Öffnung nach oben.
Orlando und der FBI-Beamte hievten auf zwei Stühlen stehend die Bombe nach oben.
June war bestens trainiert, weil sie regelmäßig Klimmzüge machte, aber auch Torben hatte durch seine Liegestütze genug Power in den Armen. Dennoch war es ein Kraftakt, der Torbens Bein wieder schmerzen ließ.
Sie hockten in dem engen Lüftungsschacht. June rief sich noch einmal seinen Verlauf ins Gedächtnis.
»Wir müssen nur etwa 50 Meter weit nach vorne und dann noch mal 30 Meter rechts.«
»Nur! Sehr witzig.«
Es war wie verhext. Sie mussten die Bombe alle paar Meter über hohe Kanten heben, an denen die Schächte verschweißt waren. Es war stockdunkel, schmutzig und staubig, doch sie achteten nicht weiter darauf. Auf Händen und Knien arbeiteten sie sich Meter um Meter weiter vor, bis sie eine Biegung erreichten. Schwitzend verharrten sie an der Stelle, an der June durch ein Gitter auf die gespenstische Szene blicken konnte. Unter ihnen saßen zwei Wissenschaftler an ihren Rechnern. Von ihrem Büro, das von dem großen Raum unter ihnen durch eine Glasscheibe getrennt war, war der Blick auf die Kupferspulen frei. Als einer der Männer aufstand und zu einem anderen Rechner ging, entdeckte June den CIA-Boss. Er thronte in der Mitte, konzentriert auf sein Vorhaben.
June drehte sich zu Torben, hielt den Zeigefinger vor den Mund und öffnete an der Bombe eine kleine Plastikklappe, um sie scharf zu machen und den Countdown einzustellen.
Doch der Schalter ließ sich nicht bewegen.
»Was ist?«, flüsterte Torben.
Von unten ertönte Clarks Stimme.
»Bringen Sie den Satelliten jetzt in Stellung. Das war es dann wohl Mr. President!«
In wenigen Momenten würde er seine letzten Befehle geben, dachte Roy Clark mit unbeweglicher Miene. Er wäre endlich am Ziel, und diese schwächlichen Schachfiguren in Davos würden endgültig nach seiner Pfeife tanzen. Dann würde er den ersten weltweiten Bürgerkrieg niederschlagen!
Zufrieden lehnte er sich zurück.
»Verdammt, wir schaffen das nicht mehr!«, zischte June und rüttelte an dem Schalter. Torben wusste nicht, was er tun sollte, mit Bomben kannte er sich nicht aus.
Er kroch nach vorne und versuchte, den Schalter zu bewegen. Es fühlte sich an, als wäre Sand unter den Schalter gekommen.
»Sir! Der Satellit ist in fünf Minuten in Stellung«, hallte es von unten in den Schacht.
Torben riss den Schalter nach oben. Es klackte, er konnte ihn umlegen.
Fünf Minuten! Torben hatte keine Ahnung, wie lange sie brauchen würden, um es rechtzeitig zurückzuschaffen.
June schob sich vor die Bombe und stellte den Countdown auf drei Minuten ein. Mit einem Ruck brach sie den Schalter ab. Jetzt war die Bombe scharf.
»Hau ab. Ich schaffe es schon!«
»Vergiss es.« Torben sah, dass das Kunststoffgitter von innen herausnehmbar war. »Ich weiß wie ich uns Zeit verschaffe! Ich reiß das Gitter raus und du schiebst die Bombe runter.«
»Los.« Mit einem Ruck riss Torben das Gitter aus der Verankerung. In der nächsten Sekunde schob June die Bombe in den Raum der Wissenschaftler.
Mit einem dumpfen Knall landete die EMP-Bombe auf einem Tisch. Die Wissenschaftler sprangen auf. Erschrocken starrten sie auf den Tisch.
»Scheiße, was ist das?«
June und Torben krochen, so schnell sie konnten, zurück. Immer wieder stießen sie sich an irgendwelchen Kanten. Torben dachte an Orlandos Warnung, was geschehen würde, wenn man mit Metall in Berührung kommt. Es wäre wie ein Blitzschlag. Er musste an der nächsten Abbiegung das Gitter nutzen, um den Faradaykäfig zu schließen. Er hatte keine Ahnung, ob es wirklich funktionieren würde und das Gitter den Verlauf des Impulses umleitete oder gar unterbrach.
Einer der Wissenschaftler öffnete sein Mikro, der andere blickte verstört auf den Countdown.
»Sir, hier wurde eben aus dem Lüftungsschacht eine EMP-Bombe mit einem Countdown von nicht einmal mehr drei Minuten hineingeworfen. Wir müssen abbrechen und raus hier!«
»Sie verdammter Narr«, schoss es aus den Lautsprechern. »Entschärfen Sie das Ding. Hier geht keiner raus.«
»Sir, der Schalter ist abgebrochen!«
Clarks Muskeln verhärteten sich. Er war fast am Ziel! Auf keinen Fall würde er hier freiwillig aufgeben.
»Erhöhen
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