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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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verhungert sein.«
    Als die Sekretärin Torben das Tablett reichte, streifte sie ihn mit einem mitleidigen Blick. So, als ahnte sie, dass sie dem jungen Gefangenen möglicherweise seine Henkersmahlzeit servierte.
    »Das ist alles, Penny«, sagte Clark.
    Schweigend zog sie sich zurück.
    Während Torben zu essen begann, ging Clark mit sichtlicher Ungeduld im Kontrollraum auf und ab.
    »Das Internet ist Fluch und Segen zugleich«, verkündete er mit einem leichten Vibrieren in der Stimme, das Torben an seinen ehemaligen Saicom-Chef erinnerte. Das gleiche Pathos wie bei Wallins. Und vermutlich die gleiche Ignoranz, was die technischen Details betraf. Ihr habt nichts verstanden, dachte er. Ihr könnt nur billige Allgemeinplätze absondern. Vermutlich hatte dieser Miles wesentlich mehr verstanden als sein Chef. Aber er war ein Untergebener, das sah man ihm deutlich an.
    »Die gesamte Weltwirtschaft ist vom Netz abhängig – und durch das Netz angreifbar«, fuhr Clark fort. »Der Cyberwar fordert einen hohen Einsatz, auch von Ihnen, mein Freund.«
    Torben rührte etwas Zucker in seinen Espresso und trank einen Schluck. Er wollte Zeit gewinnen. Was sollte er schon zu diesem Kriegsgerede sagen? Aber einknicken wollte er auch nicht. Er wischte sich mit der Serviette über die Lippen.
    »Meinen Einsatz habe ich bereits geleistet, auch wenn es für Sie wie ein Angriff aussah.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es geht hier nicht nur um Zensur. Halten Sie mich für so beschränkt? Hier findet das Ende der Privatsphäre statt. Hier wird das Ende der freien Meinungsäußerung vorbereitet«, sagte Torben, allen Mut zusammennehmend.
    Er registrierte, dass Robert Miles unmerklich nickte. Der Typ war nicht auf den Kopf gefallen. Warum arbeitete er hier? Torben fixierte ihn mit einem scharfen Blick, den Miles ignorierte.
    Clark setzte ein abschätziges Grinsen auf. »Ihr Programm hat sicher ein heroisches Ziel, Mr. Arnström. Wenn ich es richtig begriffen habe, wollen Sie jeden Datenstrom vom Urheber bis zum Empfänger sichtbar machen. Aber Sie schätzen Ihre Lage genauso falsch ein wie die globale Situation. Ihr selbsternannten Helden. Ihr wollt das historische Stück ›Der König ist tot, es lebe der König‹ aufführen. Und dann? Die Menschen brauchen Sicherheit, keine Revolution. Genau das ist es, wofür ich verantwortlich bin. Jede Revolution frisst ihre Kinder, schon vergessen?«
    Allmählich spürte Torben blanke Wut in sich aufsteigen. Doch er wusste, dass er sich beherrschen musste. Er hatte einfach die schlechteren Karten. Dies war kein IT-Kongress, dies war ein Drahtseilakt ohne Netz und doppelten Boden. Wenn er jetzt die Fassung verlor, würde Clark ihn sofort einsperren oder diskret um die Ecke bringen lassen.
    Er öffnete die Wasserflasche und trank einen kräftigen Schluck, um sich etwas zu beruhigen.
    »Ich kann nachvollziehen, was Sie meinen«, sagte er schließlich. »Doch im Netz gibt es keine Hierarchien mehr. Daran können auch Sie nichts ändern. Niemand kann das. Die technische Entwicklung überholt die alten Strukturen.«
    Als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen, wedelte Clark mit einer Hand in Torbens Richtung. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen etwas.«
    Er ging zu dem Rechner, der auf Miles’ Schreibtisch stand, und loggte sich ein. Widerwillig stellte Torben die Wasserflasche ab und folgte ihm.
    »Setzen Sie sich«, herrschte Clark seinen Gefangenen an.
    Er zeigte eine Grafik, die Torben kannte. Es war die Statistik, die auch Wallins bei seinem Vortrag benutzt hatte, eine Aufstellung weltweit agierender Unternehmen, die Opfer von Hackerangriffen geworden waren.
    Der CIA-Chef deutete auf die Grafik. »Anonymous verursachen jährlich einen Schaden in Milliardenhöhe. Aber viel brisanter ist die Tatsache, dass die Bürger durch die ungefilterte Veröffentlichung geheimer Dokumente immer mehr verunsichert werden. So droht uns in absehbarer Zeit ein Bürgerkrieg. Wollen Sie die Verantwortung dafür übernehmen? Trauen Sie sich zu, zwischen Information und Propaganda zu unterscheiden? Mr. Arnström, trauen Sie sich das zu? Glauben Sie wirklich, dass es das Beste ist, wenn sich die Menschen plötzlich in einem völlig unkontrollierten Schwarm organisieren?« Sein Blick durchbohrte Torben geradezu.
    Torben war verwirrt. Diese Frage konnte er nicht ohne Weiteres beantworten. In seinen Diskussionen mit Peter stand oft die Frage im Raum, ob die Geheimdienste mehr Kriege verhindert oder ausgelöst hätten.
    Clark

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