Silent Control | Thriller
Gefangenen einen misstrauischen Blick zu. Der bescheidene Tonfall gefiel ihm nicht. Einer wie er ließ sich nicht so leicht hinters Licht führen.
»Ich mache es kurz, Mr. Arnström. Ich könnte Sie weiter wie einen Terroristen behandeln. Dann landen Sie in Guantanamo. Vermutlich wissen Sie, was das bedeutet: kein Gerichtsverfahren, kein rechtskräftiges Urteil, lebenslange Haft. Oder Sie ergreifen eine einmalige Chance. Über die Chance reden wir gleich.«
Die plötzliche Härte, zu der Clark von einem Moment zum anderen übergegangen war, machte ihm klar, in welch bedrohlicher Lage er sich wirklich befand. So sprach nur jemand, der ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen ging. Doch Torben war auch fasziniert von Clark. Sein Selbstbewusstsein und seine Entschlossenheit verliehen ihm die Aura unbegrenzter Macht. Endlich stand er einmal vor einem Vertreter jener Spezies von Macht, die tagtäglich über unendliche viele Schicksale entschied.
»Okay«, sagte er. »Ich bin gespannt.«
So unauffällig wie möglich musterte er seine Umgebung. Sie gingen durch lange, fensterlose Korridore. Offenbar befanden sie sich in einem unterirdischen Bunker. Etwa alle zehn Meter waren Türen in die Wände eingelassen, ausgestattet mit biometrischen Kontrollsystemen. Auf elektronischen Tafeln leuchteten rot-grüne Dioden mit den Raumnummern auf.
Als sie eine der Türen passierten, wurde diese gerade von einer uniformierten Agentin geöffnet. Er merkte sich die Raumnummer und erhaschte die ersten Ziffern, die sie an der Tastatur rechts neben der Tür eingegeben hatte. Als sich die Tür öffnete, sah er einen Raum mit Rechnern. Auf einem der Bildschirme erkannte er die Eingabemaske der CIA. Wo war er? Die Zentrale der CIA lag doch nicht in einem Bunker, so viel wusste er. Wie auch immer. Vielleicht würde ihm das noch weiterhelfen. Der Marsch dauerte ziemlich lange. Clark ging wortlos neben Torben her, während er ihn fest im Griff hielt. Er hatte sein Tempo erhöht, und Torben brauchte seine ganze Willenskraft, um seine müden Beine zu bewegen.
Endlich blieb Clark vor einer etwas breiteren Tür stehen. Torben sah, wie ein Laserstrahl die Iris von Clark abtastete. Dann öffnete sich die Tür.
»Bitte, nach Ihnen«, sagte Clark zuvorkommend. »Willkommen im sichersten Rechenzentrum der Welt.«
Torben hatte Herzklopfen, als er eintrat. Rechts neben einem Vorraum war ein kleineres Büro mit dickem Panzerglas, in dem ein Konferenztisch stand und ein extra Arbeitsplatz. Etwa zehn Meter vor ihm waren schräg nach vorn Fenster in Stahlrahmen eingelassen, die bis auf den Boden reichten, davor standen vier oder fünf Rechner mit Kristallbildschirmen. Dutzende Programme analysierten Daten. Als Clark ihn zu einem Tisch vor dem Glasbüro begleitete, konnte er in eine große Halle hinuntersehen. Es war kaum zu fassen. Wenn Torben sich nicht täuschte, war dies eines der elektronischen Spionagezentren der CIA. So etwas bekam kaum jemand zu sehen, und schon gar nicht irgendein kleiner Hacker aus dem fernen Europa.
Er starrte fasziniert in die große Halle. Vielleicht an die hundert Leute arbeiteten dort unten, umgeben von Computern, Kontrollpulten und Flat Screens.
So hatte er sich das immer ausgemalt. Ein Eldorado für einen Nerd. Allein die Vorstellung, welche Datenmengen hier zusammenliefen, verursachte ein Kribbeln in seinem Magen. Auf einem überdimensionalen Bildschirm, der die gesamte Längsseite des Rechenzentrums einnahm, sah er eine digitale Weltkarte, über der gepunktete Linien in grellen Farben verliefen. An manchen Stellen blinkten Markierungen auf, ohne dass Torben deren Sinn verstand.
Die Stimmung dort unten wirkte gereizt. Einige Mitarbeiter telefonierten laut, andere rannten von Platz zu Platz, reichten Unterlagen weiter oder diskutierten wild gestikulierend. Es ging zu wie auf dem Börsenparkett an der Wall Street.
Clark hatte sich neben Torben gestellt und wies, einem Feldherrn gemäß, auf das Gewimmel unter ihnen.
»Nun, vielleicht haben Sie jetzt einen kleinen Eindruck, wie viele Menschen die Funktionsfähigkeit unserer Wirtschaft und unserer Demokratie im Netz verteidigen.«
Torben hatte keine Ahnung, was jetzt kommen würde, doch sein Urteil stand fest: Es wäre Wahnsinn, einen Mann wie Clark zu reizen. Deshalb schluckte er den Kommentar hinunter, der ihm auf der Zunge lag: dass der CIA-Direktor leider eine wesentlich andere Vorstellung von Demokratie und Meinungsfreiheit hatte als er selbst.
Clark klopfte
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