Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
Vom Netzwerk:
jeden anderen. Verstanden?«
    Lukas nickte. Er
starrte auf das Tablett, zerteilte eine Kartoffel und musste schon wieder an
seinen Vater denken. Bernard drehte sich um und schnappte sich erneut das
Rückpaneel des Servers.
    »Ich kann das wieder
anbringen«, nuschelte Lukas um die Kartoffel in seinem Mund herum. Er sog Luft
ein, um sich nicht die Zunge zu verbrennen, schluckte und spülte mit Wasser
nach.
    Bernard ließ die
Platte stehen. »Gute Idee«, sagte er. »Vielleicht kannst du das gleich als
Erstes erledigen.«
    Endlich verstummte
das aufgeregte Läuten des Servers, und im Raum wurde es still bis auf das
Klappern von Lukas’ Gabel auf dem Teller. Der Moment ähnelte der plötzlichen
Ruhe nach den Wutanfällen seines Vaters. Bernard wäre bald weg, so wie sein
Vater damals auf dem Küchenboden oder im Bad weggetreten war.
    Wie auf ein
Stichwort stand sein Chef auf und stellte sich so vor das Deckenlicht, dass er
erneut einen Schatten auf Lukas warf.
    »Lass dir dein
Abendessen schmecken«, sagte er. »Peter holt später das Geschirr ab.«
    »Ach? Ich dachte,
das hier wäre erst das Mittagessen.«
    »Es ist schon nach
acht.« Bernard zog seinen Overall gerade. »Übrigens, ich habe heute mit deiner
Mutter gesprochen.«
    Lukas legte die
Gabel weg. »Ja?«
    »Ich habe ihr noch
mal erklärt, dass du eine wichtige Arbeit für den Silo verrichtest, aber sie
will dich unbedingt sehen. Ich habe mit Sims geredet, ob wir sie hier
hereinlassen …«
    »In den Serverraum?«
    »Nein, nur vorn in
die IT. Damit sie sehen kann, dass es dir gut
geht. Ich hätte das Treffen woanders vereinbart, aber Sims hält das nicht für
eine gute Idee. Er ist sich nicht sicher, wie stark die Loyalität unter den
Technikern ist. Er sucht noch immer nach undichten Stellen.«
    Für Lukas war das
ein Witz. »Sims ist paranoid. Keiner unserer Techniker wird sich mit den Mechanikern
einlassen. Die Techniker werden den Silo nicht verraten und Sie noch viel
weniger.«
    »Trotzdem hat er
mich davon überzeugt, dich in größtmöglicher Sicherheit zu halten. Ich gebe dir
Bescheid, sobald ich ein Treffen mit deiner Mutter vereinbaren kann.«
    Er beugte sich vor
und drückte Lukas’ Schulter. »Danke für deine Geduld. Ich freue mich, jemanden
unter mir zu haben, der begreift, wie wichtig dieser Job ist.«
    »Oh, das habe ich
voll und ganz begriffen!«, sagte Lukas. »Es ist nur zum Besten des Silos.«
    »Gut. Lies weiter im
Buch der Weisung. Vor allem die Abschnitte über die Rebellionen und Aufstände.
Ich will, dass du aus dieser Revolte hier lernst. Für alle Fälle. Gott verhüte,
dass es während deiner Dienstzeit noch einmal geschieht!«
    »Ja.« Lukas wischte
sich die Finger an der Serviette ab. Bernard wandte sich zum Gehen.
    »Ach …« Er drehte
sich noch einmal zu Lukas um, »ich weiß, dass ich es dir nicht noch einmal
sagen muss, aber du darfst unter keinen Umständen das Telefon abheben. Ich habe
die Führung der anderen IT-Abteilungen noch
nicht über dich informiert. Deine Stelle könnte in ernsthafte Gefahr geraten,
wenn du mit einem von ihnen sprichst, bevor ich dich vorgestellt habe.«
    Lukas schüttelte den
Kopf. »Als würde ich mit jemandem sprechen wollen, der sogar Sie nervös macht!
Nein danke!«
    Lächelnd rieb sich
Bernard die Stirn. »Du bist ein guter Mann, Lukas. Ich bin froh, dass ich dich
habe.«
    »Und ich bin froh,
dass ich dem Silo dienen darf.« Er griff sich ein weiteres Rippchen und
lächelte zu seinem Schattenspender hinauf. Schließlich ging der Chef der IT und kommissarische Mayor. Das Geräusch seiner Stiefel
auf den Stahlplatten wurde zu der massiven Tür hin schwächer, die Lukas
zwischen den Rechnern und all ihren Geheimnissen gefangen hielt.
    Lukas aß und
lauschte, wie Bernard seinen neuen Code ins Schloss eingab – eine Folge
vertrauter Pieptöne. Die Zahlen kannte Lukas nun nicht mehr. Er konnte sich
selbst nicht öffnen.
    Es ist zu deinem
Besten – hatte Bernard zu ihm gesagt. Er kaute auf einem Stück Fett, als die
schwere Tür zuschlug.
    Er ließ den Knochen
auf den Teller fallen und musste beim Anblick der Kartoffeln ein Würgen
unterdrücken, weil er daran dachte, wo die Gebeine seines Vaters nun lagen. Er
stellte das Tablett auf den Stahlboden, zog seine Füße aus der Bodenluke und
ging zur Rückseite des offenen, jetzt stillen Servers.
    Die Kopfhörer
glitten leicht aus der Tasche, er setzte sie auf, fuhr dabei über seinen
inzwischen drei Wochen alten Bart. Er nahm das Kabel und steckte

Weitere Kostenlose Bücher