Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
aus.
»Er ist ein Erzmagier, einer der mächtigsten Männer überhaupt«, sagte Magoth. Seine Stimme triefte vor Vergnügen.
» Agathos daimon «, stöhnte ich und sank in mich zusammen, als mir klar wurde, warum mir der Name so bekannt vorkam. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, warum er mich denn gerade zu einem Erzmagier geschickt hatte, dem Leiter des Komitees, das das Au-delà (Anderwelt) regierte, wenn er doch wusste, dass es schlimme Konsequenzen haben würde. Aber die Antwort lag auf der Hand – in Magoths Augen war das Endresultat das Risiko wert.
»Ja. Anscheinend hast du dir einen sehr gefährlichen Feind gemacht.« Sein Blick nahm einen berechnenden Ausdruck an. »Er hat einen hohen Preis auf deinen Kopf ausgesetzt.«
Ich schluckte. »Geld?«
»Unter anderem. Ein paar Millionen Dollar.« Er wedelte mit der Hand. »Und eine Gefälligkeit.«
Mein Herz sank, und meine Zunge lag schwer wie Blei in meinem Mund. »Eine … eine Gefälligkeit?«
»Ja. Offenbar hat Dr. Kostich es nicht besonders gerne, wenn jemand seine Wertsachen stiehlt. Er hat die Diebesfänger losgeschickt, und er hat nicht nur eine Belohnung ausgesetzt, sondern auch seine Dienste angeboten.«
Ach du lieber Gott! Eine Gefälligkeit – für Gefälligkeiten von Magiern töteten Leute. Kriege waren deshalb ausgebrochen, Leben aufs Spiel gesetzt worden, alles nur wegen einer solchen Gefälligkeit. Und hier bot dieser Magier – nein, Erzmagier , der Mächtigste der Mächtigen – nicht nur ein paar Millionen Dollar zu meiner Ergreifung an, sondern auch noch die Erfüllung eines Wunsches. »Ich bin tot«, murmelte ich und ließ den Kopf in meine Hände sinken.
»Glücklicherweise ist das nicht der Fall. Ich frage mich jedoch …« Magoth kniff die Augen zusammen und schnipste die Asche seiner Zigarette in einen umgedrehten Totenschädel, der zum Aschenbecher umfunktioniert worden war. »… warum regt Kostich sich eigentlich über den Verlust seines Liquor Hepatis so auf?«
Mit gespielter Gelassenheit begegnete ich seinem bohrenden Blick. »Ich dachte, Liquor Hepatis sei wertvoll.«
Er zog erneut an seiner Zigarette. »Das ist es, mein Liebling, das ist es. Vor allem das, was Kostich besaß – es war die reinste Form, das Arkanum der Seele. Nur ein Meister-Alchimist kann es herstellen, und es dauert viele Jahre, bis es so rein ist wie das, welches jetzt in deinem Besitz ist?«
Das war sowohl eine Frage als auch eine Aufforderung. Schweigend holte ich das Fläschchen aus meiner Innentasche und stand auf, um es ihm zu geben. Er ergriff die Phiole, aber bevor ich auch nur zurückweichen konnte, packte er meine Hand und zog mich auf seinen Schoß.
»Hör auf, dich zu wehren; deine Tugend ist nicht in Gefahr. Jedenfalls im Moment nicht«, fügte er grinsend hinzu. Dann drehte er meine Hand um, um meine Handfläche zu betrachten.
Ich erschauderte, weil eine solche Kälte von ihm ausging.
»Du verbirgst etwas vor mir«, sagte er mit leiser, sanfter Stimme, die schön geklungen hätte, wäre da nicht dieser drohende Unterton gewesen.
»Das könnte ich doch gar nicht«, antwortete ich. »ich bin an dich gebunden. Ich muss deine Befehle befolgen.«
Sein Zeigefinger glitt über meine linke Brust. »Ich höre dein Herz rasen, süße May. Wovor fürchtest du dich?«
»Ich mag es nicht, wenn du mich festhältst«, sagte ich. Hoffentlich stellte ihn diese wahrheitsgemäße Antwort zufrieden.
»Hm.« Sein Finger fuhr über meine Lippen. Ich wandte den Kopf zur Seite und versuchte mich aus seinem Griff zu winden. Zu meiner Überraschung ließ er mich los.
»Diese Täuschung, die ich bei dir spüre, ist neu und faszinierend, aber leider kann ich sie nicht weiter zulassen«, sagte er in aller Ruhe, während ich mit bebenden Händen meine Tasche ergriff.
»Wenn ich die Macht hätte, dir nicht zu gehorchen, wäre ich dann hier?«
Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, seine Augen waren halb geschlossen. »Du verbirgst tatsächlich etwas vor mir, May Northcott.«
Die Härchen auf meinen Armen richteten sich auf, als er mich bei meinem vollen Namen nannte. Sagen konnte ich nichts mehr, deshalb schüttelte ich nur den Kopf.
Anmutig erhob er sich und trat mit einem Ausdruck auf mich zu, den andere vielleicht als charmant wahrgenommen hätten. Aber mich ängstigte er damit zu Tode. »So ein hübsches Gesicht. Du bist so verführerisch, und doch glaube ich, dass du dir dessen gar nicht wirklich bewusst bist. Nun, diese Zeit wird kommen,
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