Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
das gut, May Northcott! Kennst du die Strafe für einen Diener, der zum Dibbuk wird?«
»Dibbuk? Was soll das heißen? Ich bin nicht vertraut mit diesen Ausdrücken«, sagte Gabriel und runzelte finster die Stirn.
»Ich werde dich in den tiefsten Tiefen von Abaddon einsperren«, warnte Magoth mich. »Ich werde dich jede Qual erleiden lassen, die mir einfällt, und ich versichere dir, Dienerin, ich habe Tausende von Jahren damit zugebracht, mir Foltern auszudenken, die selbst Dämonen erster Klasse in die Knie zwingen und um Gnade betteln lassen.«
Mir zog sich der Magen zusammen.
»Du wirst jeden Tag überleben, in ewigen Qualen, ohne Hoffnung auf Erlösung, May Northcott. Nicht einen Funken Hoffnung!«
Ich nickte, den Blick fest auf Gabriel gerichtet. Ich wollte seinen Anblick ein letztes Mal tief in mich aufnehmen. Wer wusste, wann ich ihn wiedersehen würde – bis dahin wollte ich mich an sein starkes Kinn, an seine Grübchen, an seine unsäglich schönen Augen erinnern. Ich wollte ihn mir so einprägen, dass die schlimmste Folter von Magoth ihn mir nicht nehmen konnte.
Den Mann, den ich mehr liebte als mein Leben.
»Magoth, siebter Geistfürst von Abaddon, Herr über dreißig Legionen, Marquis des Ordens der Zwänge, hiermit weise ich in aller Form deine Herrschaft über mich zurück und lehne dein Angebot ab. Nimm das Phylakterium«, sagte ich und drehte die Hand, die Gabriel hielt, so, dass ich ihm die Schachtel in die Hand drücken konnte. »Es gehört dir. Ich gebe es dir freiwillig.«
Magoth schrie so schrill, dass alle Fensterscheiben im Raum zerbarsten. »Nein! Das wirst du nicht tun!«
Es war, als ob um uns herum ein Tornado losbrechen würde. Magoths Wut richtete sich auf alle Gegenstände im Raum. Bücher explodierten, Möbelstücke zerbarsten in tausend Teile, es regnete Glas, Metall und Holz, als er schreiend auf mich zustürzte. Ich ließ die Schachtel in dem Moment los, als Gabriel begriff, was vor sich ging. Voller Panik blickte er mich an und versuchte, sie mir zurückzugeben. »Nein, May …«
»Es kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden«, sagte ich. Ich hätte ihn so gerne geküsst. Nur noch ein letztes Mal.
»Ein letztes …« Gabriel las meine Gedanken, und seine Augen wurden dunkel, als ihm die volle Tragweite meiner Entscheidung aufging. »Nein! Das erlaube ich nicht. Gefährtin …«
»Sie ist nicht mehr deine Gefährtin«, knurrte Magoth und riss mich weg. »Sie ist ein Dibbuk. Ich kann sie am Leben lassen oder vernichten, ganz wie es mir beliebt.«
Seine Hand lag kalt auf meinem Arm, ein eisiger Schmerz schoss durch meinen Körper und senkte sich tief in meine Seele.
Gabriel schüttelte den Kopf. Wut, Schmerz und Verwirrung zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. »Warum, mein kleiner Vogel? Warum tust du das?«
»Es sollte alles anders ausgehen. Du solltest das Phylakterium nehmen, damit ich Magoths Forderung nicht direkt ablehnen musste. Ich dachte, es gäbe eine Chance für uns. Ich wollte es so gerne glauben.« Ich legte all meine Gefühle in meinen Blick und hoffte, er könne über die Worte hinaus lesen, was in meinem Herzen geschrieben stand.
»Weißt du was, ich habe eine Idee«, sagte Magoth. Seine Stimme klang auf einmal ganz normal. Seine Finger, die meinen Arm mit eisigem Griff umschlossen, entspannten sich und begannen, meine Haut zu streicheln. »Ursprünglich wollte ich dich ja vernichten – langsam, über mehrere Jahrhunderte, damit dir auch das ganze Ausmaß meines Zorns bewusst wird –, aber ich glaube, ich habe eine viel bessere Idee. Ich habe schon lange überlegt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mir eine Gemahlin zu nehmen. Und es wäre doch dumm, wenn ich mir die perfekte Kandidatin entgehen ließe, die mir doch sozusagen in den Schoß gefallen ist.«
Magoth schlang den Arm um mich und zog mich dicht an sich.
Gabriel wollte sich auf ihn stürzen, aber ich hob die Hand, um ihn aufzuhalten. Magoth würde ihn zerstören, wenn er versuchte, mich zu befreien. »Nicht, Gabriel! Das ist es nicht wert.«
Er hielt inne. Sein ungläubiger Blick brachte mich beinahe um. Mein Herz zersprang, und ein nie gekannter Schmerz erfüllte mich. Verstand er denn nicht? Sah er nicht, dass dies der einzige Ausweg für uns war? Wusste er denn nicht, wie viel ich aufzugeben bereit war, nur damit wir eine gemeinsame Zukunft hatten? »Du willst hierbleiben?«
Ich nickte stumm und forschte in seinem Gesicht nach einem Zeichen, dass er verstanden
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