Silver Moon
hinterher, bis sie im Obstgarten verschwunden waren. Erst dann ging ich mit Yuma in unser kleines Häuschen und zog mich endlich um. Als ich aus dem Badezimmer zurückkam, saß Yuma am Fenster und beobachtete Suki, der schon wieder auf dem Hof sein Unwesen trieb. Mia war bei ihm, ebenso wie Jacy und Tunkasila. Mia warf gerade freudig einen Tennisball, den Suki im Flug fing und zu ihr zurückbrachte. Mia streichelte ihn, gab ihm gar einen Kuss auf die Schnauze und warf den Ball abermals.
»Weiß sie, wer er ist?«, fragte ich leise. »Sicher! Mia hat ihn sofort in ihr Herz geschlossen. Sie kam doch auch ziemlich gut damit klar, als sie von meinem Schicksal erfuhr, oder?« Als Yuma es aussprach, musste ich an Sakima denken und daran, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Das letzte Bild, was ich von ihm vor Augen hatte, war das von der Hütte im Wald … mit Maulkorb, festgebunden an einen Pfahl!
»Was ist? Findest du Kais Entscheidung so schlimm, tut es dir so weh?«, erkundigte sich Yuma unsicher. Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, das ist es nicht! Es ist nur … Sakima! Oh Gott, es tut mir so leid, verzeih mir bitte!«
»Was?«
»Was ich dir gestern früh angetan habe! Ich wollte das nicht, ich musste es aber tun! Es tut mir so unendlich leid!«
Yuma zog mich fest an sich und gab mir einen Kuss. »Ich weiß, und ich weiß auch, weshalb du es getan hast – meinetwegen! Das Opfer, das du bringen wolltest, war einfach viel zu groß! Um mich vor Brock zu schützen, hättest du diesen kranken Typen beinahe geheiratet! Kira, ich wäre lieber tot gewesen, als mit der Gewissheit leben zu müssen, dass du seine Frau bist, bei ihm lebst, mit ihm … Oh, nein! Dann lieber erschossen – ich hätte die Kugel vorgezogen!«, sagte er voller Überzeugung und gab mir zur Bestätigung einen weiteren innigen Kuss, den ich nur erwidern konnte.
Ich lag selig in seinen Armen und wir schauten gemeinsam zum Fenster hinaus. Inzwischen war auch Nino hinzugestoßen. Sogar er spielte mit Suki, was mich überraschte. »Ich werde Sakima vermissen, er fehlt mir schon jetzt!«, bekannte ich und musste an den grauen Wolf denken, der mir so sehr ans Herz gewachsen war. Ohne ihn hätte ich die vergangenen Monate kaum durchgestanden. Seine Nähe hatte mir über viele Tiefen hinweggeholfen, in meinen schwersten Stunden hatte er mir als Vertrauter zur Seite gestanden. Und obwohl ich wusste, dass es Sakima nie wirklich gegeben hatte, dass es im Grunde immer Yuma gewesen war, fehlte mir mein Wolfsfreund.
»Wenn du magst, gehe ich auf alle viere und belle hin und wieder, beißen kann ich auch«, neckte mich Yuma und biss mir zärtlich in den Hals, sodass ich lächeln musste. Dann hob er mich hoch, warf mich spielerisch über seine Schulter und trug mich zum Bett, auf das er mich fallen ließ. Er kroch zu mir und kuschelte sich dicht an meinen Körper. Wir sahen uns in die Augen … Diese wunderschönen bernsteinfarbenen, leuchtenden Augen: Yuma oder Sakima; sie waren eins, das waren sie immer gewesen!
Die Vertrautheit in seinem Blick, diese Wärme, seine Liebe, die mir entgegenstrahlte – all das schenkte mir die reine Glückseligkeit. Nie wieder wollte ich von Yumas Seite weichen, auf ewig wollte ich mit ihm zusammen sein. »Ich liebe dich«, hauchten wir gleichzeitig und mussten lächeln. Ja, so war es, wir liebten uns, bedingungslos!
Wir verbrachten den ganzen Nachmittag gemeinsam, keiner störte uns, es war ein wundervoller Samstag. Gegen Abend erkundigte ich mich danach, wie es zu der Verwandlung von Kai gekommen war. »Wie ist es passiert? Wann hat sich Kai dazu entschlossen, sein halbes Leben aufzugeben?«
»Als Kai gestern Nachmittag mit Vater, Tunkasila und Mia vom Brockhaus zurückkam, war er außer sich. Er war rasend vor Zorn, da du dich gegen deine Familie gestellt und dich für Brock entschieden hattest. Auch ich konnte es nicht glauben, als ich es hörte, war aber in diesem Wolfskörper gefangen, konnte nicht reden und wäre am liebsten sofort zu dir gelaufen, um dich da rauszuholen, aber Dad hielt mich zurück. Er meinte, ich hätte keine Chance, du hättest dich entschieden: für meine Sicherheit und für Brock! Ich verstand das nicht, das spürte sogar Mia und sie klärte mich auf. Sie sagte zu mir: ›Kira hat dich so lieb, dass sie sogar diesen schrecklichen Mann heiratet, damit er dir nichts mehr tut‹! Die Worte von der Kleinen brachen mir fast das Herz und Kai bekam einen Wutanfall. Er wollte sofort zurück zu der
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