Silver Moon
sie nur bis zur Tür begleiten. Was ist in den Hofpausen, was ist, wenn wir ein einziges Mal unvorsichtig sind? Was, wenn Suki in seinem Übermut an den Waldrand hetzt und Brock nur darauf lauert? Ein einziger Schuss könnte alles zerstören! Wir sind unendlich verletzbar und bieten Vater und Brock eine große Angriffsfläche! Wir werden nicht immer und überall aufpassen können!«, machte ich deutlich und sowohl Anouk als auch Yuma verstanden, wie verfahren unser aller Leben plötzlich aussah.
»Aber wenn wir zusammenhalten und vorsichtig sind, müsste es doch für den Anfang reichen. Brock und dein Vater werden vielleicht irgendwann aufgeben«, sagte Anouk.
Ich schenkte ihr nur ein trauriges Lächeln.
»Vater wird nie aufgeben! Er betrachtet uns als sein Eigentum und sein Eigentum ist abhandengekommen. Er wird es sich zurückholen und dann vernichten, sodass es nie wieder abhandenkommen kann!«, versuchte ich unsere Situation darzustellen, wobei mir noch etwas einfiel. »Morgen hat Mia Geburtstag. Wir können bei diesem schönen Wetter noch nicht einmal draußen feiern, ohne die Furcht im Nacken zu spüren, dass jeden Moment etwas Schlimmes passieren könnte!«
»Mia hat Geburtstag? Sie hat überhaupt nichts gesagt! Meine Güte, morgen ist Sonntag und wir haben noch gar nichts für sie vorbereitet!«, bemerkte Anouk erschrocken und blickte auf die Uhr.
»Kurz nach acht. Kommt, lasst uns rüber in die Küche von Mutter gehen, wir backen ihr eine riesige Torte!«, schlug Anouk vor und ich teilte ihre Meinung. Wir wollten gerade zur Haustür gehen, als Anouk nach Suki rief … ohne Antwort.
Sie rief ihn noch mal … wieder nichts! Ich blickte Yuma irritiert an. Er sah genauso skeptisch aus wie ich.
»Suki, komm bitte! Wir wollen jetzt nicht Verstecken spielen, zeig dich endlich! Wo steckst du nur?«, setzte Anouk noch mal nach. Sie kniete sich auf den Boden und sah unter dem Bett nach, schaute in den Kleiderschrank, ging ins Badezimmer, sogar in der Duschkabine suchte sie nach Suki, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. In der ganzen Hütte war kein kleiner Wolf mehr.
»Vielleicht ist er nach draußen gegangen, ich habe ja die Hundeklappe in der Haustür!«, überlegte Yuma laut. Ja, eine andere Möglichkeit gab es gar nicht. Anouk riss sofort die Tür auf und stürmte nach draußen. Sie rief laut Sukis Namen, wieder und wieder, aber von dem kleinen Wolf fehlte jede Spur.
»SUKI! KAI! Verdammt, komm doch her, das ist kein Spiel mehr, bitte komm zu uns!«, flehte Anouk verzweifelt, aber ohne Erfolg. Anstatt Suki kamen Jacy, Mia und Kaya aus dem Haus gelaufen, Tunkasila folgte mit Nino.
»Was ist los? Wo steckt Suki?«, fragte Jacy überrascht und seine Augen suchten den Hof ab. »Ich weiß es nicht! Wir waren bei Kira und Yuma in der Hütte, er saß die ganze Zeit neben uns, und plötzlich ist er einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt! Oh, Dad, das darf doch nicht wahr sein, oder? Wo ist er nur hin? Tunkasila, das hat doch nichts mit der Verwandlung zu tun? Dass er sich plötzlich in Luft auflöst …?«
»Nein, nein, ganz bestimmt nicht! Du kennst doch Kai, der heckt irgendetwas aus! Worüber habt ihr zuletzt geredet?«, wollte Tunkasila wissen. Ich dachte genauso angestrengt nach wie Anouk und mir wurde ganz anders, als mir einfiel, was unser Thema gewesen war.
»Über … über … Brock und Thoralf Bach und darüber, wie gefährlich unsere Zukunft sein wird, nun, da wir alle auf deren Abschussliste stehen!«, berichtete Anouk stotternd.
Als sie es aussprach, schwante mir Böses. Ich ahnte, wohin Suki gegangen sein konnte, und sah betroffen zu Yuma.
»Er wird doch nicht … oder etwa doch?«
»Ihr meint, er ist zu diesem Wahnsinnigen gelaufen? Hat er vergessen, dass er ein kleiner, hilfloser Wolf ist?«, fragte Anouk bestürzt und brach in Tränen aus.
»Jetzt erst mal langsam! Glaubt ihr allen Ernstes, dass Kai in seiner momentanen Situation so waghalsig ist und Brock als Wölflein entgegentritt?«, wollte Jacy wissen und ich fand keine andere Antwort als: »Ja! So schätze ich meinen Bruder ein!«
Anouk brach weinend in den Armen ihrer Mutter zusammen und ich suchte die Nähe von Yuma. »Wir hätten besser auf ihn achtgeben müssen! Uns in seiner Gegenwart so offen und frei über all die Sorgen auszulassen, war vermutlich falsch gewesen!«, bekannte ich.
»Kira, mach dir keine Vorwürfe! Kai lässt sich nur schwer von seinem Vorhaben abbringen. Er ist eine starke Persönlichkeit, hat
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