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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Über den Rest des Salates spannte er eine Frischhaltefolie und schrieb einen Zettel für Laura, welcher auf die Köstlichkeit im Kühlschrank hinwies. Dann begann er, sich für den Abend in Schale zu werfen. Viele seiner Freunde und hauptsächlich Laura sagten ihm einen abscheulichen Geschmack in Kleiderfragen nach. Er selbst aber konnte nichts abstoßendes an einer Kombination aus brauner feingerippter Cordhose, blauschwarzem kanadischen Holzfällerhemd aus Flanell, dunkelbraunen Gesundheitsschuhen Größe 46 mit rutschfester Sohle und einen zur Feier des Tages keck um den Hals geschlungenen roten Seidenschal finden. Letzteres war zugegebenermaßen Imponiergehabe in Reinkultur.
    Bis zur lockeren Verabredung im Weinfaß war noch reichlich Zeit, und Herr Schweitzer beschloß, zur Auflockerung noch eine, gegebenenfalls auch zwei Apfelweingaststätten aufzusuchen. Mal schaun, wen man so traf.
    Später, er war niemandem von Belang begegnet, machte er sich wohlgemut auf den Weg ins Weinfaß, welches nur ein wenig mehr als einen halben Kilometer entfernt war. Er hätte auch zwei Stationen mit der Bahn fahren können. Da er sich aber ansonsten keiner sportiven Aktivität hingab, befand er, daß die Fortbewegung zu Fuß ihm ganz gut stünde. Außerdem war er als Gemütsmensch dem Dahinschlendern in der Abenddämmerung sehr zugetan. Junge Damen und Herren in Begleitung oder aber auf der Suche danach bevölkerten die Trottoirs. Man war diesen Sommer wieder sehr luftig angezogen, interpretierte Herr Schweitzer die aktuelle Mode auf seine Weise.
    Das Weinfaß war leer bis auf die Wirtin. „Ach, der Herr Schweitzer. Lange nicht gesehen.“
    „Quatsch. Gestern“, gab Simon Schweitzer einsilbig zurück, was aber keineswegs mürrisch klang.
    Bertha, so ihr Name, war auch keineswegs eingeschnappt, sondern trug unbeeindruckt mit Kreide auf einer weinblattförmigen Tafel eine Portion schwarze Oliven zu drei Euro ein. Simon Schweitzer ging die Tafel durch, doch hatte er weder Appetit auf Schafskäse, noch auf Peperoni oder Schmalzbrot.
    „Nichts los heute“, erklärte Simon Schweitzer die Abwesenheit von Gästen.
    „Bei dem Wetter tummelt sich das Volk in den Gartenlokalen. Kann ich gut verstehen. Würde ich genauso machen.“ Bertha kam jetzt zu ihm an das als Tisch genutzte Weinfaß aus Eichenholz, wovon es in der winzigen Kneipe nur noch zwei weitere gab. Barhocker gab es keine. Auch am Tresen konnte man nur stehen. „Was magst du denn?“
    Simon Schweitzer zuckte mit der Schulter. Er war kein Weinkenner. Mit Müh und Not und etwas Geduld konnte er einen Rot- von einem Weißwein unterscheiden. Bertha kannte das und deutete auf eine weitere Tafel, welche den Wein der Woche aus Südafrika offerierte.
    Haut Cabrière Pinot Noir aus Franschhoek, sehr dicht am Gaumen und seidiger Abgang, las Herr Schweitzer mit Befremden und fragte sich, wie man wohl einen Abgang beschreiben würde, bei dem der Abgänger einfach besoffen umkippte. „Klingt gut. Den probier ich mal.“
    „Den hast du gestern schon probiert. Da hat er dir gemundet. Ich geh mal davon aus, daß der Wein sich über Nacht nicht grundlegend geändert hat.“
    „Ich schließe mich den Worten meiner Vorrednerin vorbehaltlos an. War heute schon jemand hier?“ leitete Simon Schweitzer betont unverfänglich über.
    „Nein. Du bist der erste. Warum fragst du? Erwartest du jemanden?“ Bertha stellte das Weinglas auf das Faß. Fragen stellen und Zuhören waren ihre herausragenden Eigenschaften. Nicht umsonst sagte man ihr nach, daß sie über alle Vorgänge auf dem Berg, so die landläufige Bezeichnung für die Bungalowsiedlung auf dem Lerchesberg, wo die Frankfurter Hautevolee sich eingerichtet hatte, Bescheid wisse.
    „Nicht direkt. Später vielleicht“, gab Herr Schweitzer keinerlei Informationen preis. So plump ließ er sich nicht aus der Reserve locken. Schließlich war er ja vom Fach, sozusagen. Bertha tat, als wäre nichts gewesen und legte passend zur Provenienz des Weines Musik der Gruppe Ladysmith Black Mambazo auf.
    Ein weiteres Glas Rotwein später erschienen zwei der drei Damen von gestern. Für Simon Schweitzer insofern eine große Enttäuschung, da es sich bei dieser Zweidrittelmehrheit um den völlig bedeutungslosen Teil des gestrigen Trios handelte. Wo war Babsi? War ihr etwas zugestoßen? Hätte er, Simon Schweitzer, wäre er anwesend gewesen, das Unglück verhindern können?
    Damit nicht genug, schenkten sie ihm auch keinerlei Beachtung. Er war aufs

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