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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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unentbehrlich war. Oh, die TEAG würde auch ohne mich durchschlagenden Erfolg haben. Aber wenn Siskin sein Kapital voll nützen wollte, mußte ich bleiben und für jene Verbesserungen sorgen, über die mich Fuller im Vertrauen unterrichtet hatte.
    Plötzlich ertönte der Summer, und auf dem Einweg-Fernsehschirm der Tür erschien das Bild eines schlanken, adrett gekleideten Mannes, der am linken Ärmel das Armband der amtlichen Test-Interviewer trug.
    Siskins Brauen schossen in die Höhe.
    »Ein Schnüffler! Ausgezeichnet! Das wird etwas Leben in die Bude bringen!«
    Er drückte die Taste. Die Tür glitt auf, und der Neuankömmling stellte sich vor: »John Cromwell, ATI-Nummer 1146-A2. Ich vertrete das Foster Meinungsforschungsinstitut unter Vertrag des Haushaltsausschusses des staatlichen Repräsentantenhauses.«
    Der Mann blickte an Siskin vorbei und studierte das Gewimmel der Gäste am Büfett und an der Bar. Er wirkte unsicher.
    »Du liebe Güte!« protestierte Siskin und blinzelte mir zu. »Es ist ja praktisch mitten in der Nacht!«
    »Es handelt sich um ein Testunternehmen Typ A mit Vorrang, angeordnet und unterstützt von der Gesetzgeberischen Körperschaft des Staates. Mr. Horace P. Siskin?«
    »Allerdings.« Siskin verschränkte die Arme und starrte den anderen belustigt an.
    »Gut.«
    Der Interviewer zog einen Formularblock nebst Kugelschreiber heraus.
    »Ich soll Ihre Meinung über die wirtschaftlichen Aussichten im nächsten Fiskaljahr einholen, soweit sie das Steueraufkommen betreffen.«
    »Ich beantworte keine Fragen«, sagte Siskin eigensinnig.
    Einige Gäste hatten sich umgedreht und schauten erwartungsvoll zu. Ihr Lachen war über dem allgemeinen Gemurmel deutlich zu hören.
    Der Meinungsforscher runzelte die Stirn.
    »Sie müssen aber. Sie sind ein amtlich registriertes Befragungssubjekt, Kategorie Geschäftsleute.«
    Sein Auftreten wirkte nicht nur gestelzt, es war es. Das lag daran, daß die Test-Interviewer sich gewöhnlich sehr erhaben fühlen, wenn ihre Testverträge dem öffentlichen Interesse dienen. Die normale Meinungsbefragung ging keineswegs so förmlich vor sich.
    »Ich antworte trotzdem nicht«, gab Siskin zurück. »Wenn Sie Artikel 326 des Demoskopiegesetzes prüfen …«
    »Stelle ich fest, daß gesellige Zusammenkünfte zu Befragungszwecken nicht gestört werden dürfen«, zitierte der andere diese Vorschrift. »Aber diese Privilegklausel gilt nicht, wenn die Meinungsumfrage im Interesse öffentlicher Einrichtungen durchgeführt wird.«
    Siskin belachte die sture Förmlichkeit des Mannes, ergriff ihn beim Arm und zog ihn ins Zimmer.
    »Kommen Sie schon! Wir trinken einen Schluck. Vielleicht entschließe ich mich dann doch, Ihre Fragen zu beantworten.«
    Als der ›Einlaß‹-Stromkreis die Biokapazität des Meinungsforschers nicht mehr registrierte, begann sich die Tür zu schließen. Aber sie kam zum Stillstand, weil ein zweiter Besucher eingetroffen war.
    Glatzköpfig, schmalgesichtig stand er da und sah sich im Zimmer um, nervös an den Fingern zerrend. Er hatte mich noch nicht gesehen, weil ich hinter der Tür stand und den Bildschirm beobachtete. Ich trat vor ihn hin, und er zuckte zusammen.
    »Lynch!« rief ich. »Wo waren Sie denn die ganze Woche?«
    Morton Lynch leitete den Sicherheitsdienst der TEAG. In letzter Zeit hatte er nachts gearbeitet und sich eng mit Hannon Fuller angefreundet, der ebenfalls am liebsten während der Nacht arbeitete.
    »Hall!« flüsterte er heiser und starrte mich durchdringend an. »Ich muß mit Ihnen reden. Ich muß einfach mit jemandem sprechen!«
    Ich ließ ihn herein.
    Er war früher schon zweimal vermißt gewesen – nur um dann hager und ausgezehrt von einem mehrtägigen elektronischen Gehirnreizungsrausch zurückzukehren. In den letzten Tagen hatte man sich gefragt, ob seine Abwesenheit auf die Trauer mit Fullers Tod zurückzuführen sei oder ob er sich in irgendeine Spelunke zurückgezogen hatte. Er war allerdings nicht süchtig. Außerdem konnte man ihm ansehen, daß er nicht unter den Nachwirkungen einer Großhirnreizung litt.
    Ich führte ihn in den verlassenen Dachgarten.
    »Handelt es sich um Fullers Unfall?«
    »Mein Gott, ja!« schluchzte er, sank in einen Korbsessel und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Aber es war kein Unfall!«
    »Wer hat ihn umgebracht? Wie …«
    »Niemand.«
    »Aber …«
    Im Süden, jenseits der funkelnden Lichter, die sich wie ein Teppich symmetrischer Strahlung ausbreiteten, brüllte eine Mondrakete

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