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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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dem Bildschirm, besorgt und ungeduldig.
    »Mr. Siskin ist hier!«
    Von dem Besuch angemessen beeindruckt, empfahl ich der Empfangsdame, ihn hereinzuschicken. Aber er war nicht allein. Das sah ich schon auf dem Schirm. Im Hintergrund, halb verdeckt von Miss Boykins, standen Leutnant McBain vom Vermißtendezernat und Captain Farnstock von der Mordkommission. Beide waren am Vormittag schon einmal hier gewesen.
    Siskin stürzte empört in mein Büro. Seine kleinen Hände waren zu Fäusten geballt, als er auf mich zukam. Er beugte sich über den Schreibtisch.
    »Was haben Sie eigentlich vor, Hall? Was soll die ganze Geschichte mit Lynch und Fuller?«
    Ich erhob mich respektvoll.
    »Ich habe der Polizei nur gemeldet, was geschehen ist.«
    »Das ist einfach Blödsinn, und Sie machen sich und den ganzen Konzern lächerlich!«
    Er ging um meinen Schreibtisch herum, und ich mußte ihm meinen Sessel anbieten.
    »Mag sein«, erwiderte ich, »aber so war es nun einmal.«
    McBain hob die Schultern.
    »Sie sind aber der einzige, der diese Ansicht vertritt.«
    Ich sah den Kriminalbeamten scharf an.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe jeden einzelnen Party-Gast von meinen Leuten verhören lassen. Kein Mensch hat Lynch gestern abend dort gesehen.«
    Siskin ließ sich in den Sessel sinken, und seine kleine Gestalt wurde von den gewölbten, massiven Armlehnen beinah erdrückt.
    »Natürlich nicht. Wir werden Lynch schon finden, wenn wir alle Lokale durchkämmen.« Er wandte sich an McBain. »Der Bursche ist hirnrindenreizungssüchtig. Es ist nicht das erste Mal, daß er wegen eines Elektrodenrausches nicht zu finden ist.«
    McBain sah mich streng an, richtete seine Frage aber an Siskin.
    »Sind Sie sicher, daß Lynch der Süchtige ist?«
    »Hall ist in Ordnung«, sagte Siskin widerwillig, »sonst wäre er nicht bei mir beschäftigt. Vielleicht hat er gestern abend zuviel getrunken.«
    »Ich war nicht betrunken«, protestierte ich.
    Farnstock trat vor mich hin.
    »Die Mordkommission interessiert sich für das, was dieser Lynch angeblich über einen Mord an Fuller behauptet hat.«
    »Er hat mir klargemacht, daß Fuller nicht ermordet worden ist.«
    Der Captain zögerte.
    »Ich möchte mir ansehen, wo der Unfall passiert ist, und mit einer Person sprechen, die dabei war.«
    »Das war im Funktionen-Integrationsraum. Ich bin damals in Urlaub gewesen.«
    »Wo?«
    »In meiner Hütte in den Bergen.«
    »War jemand bei Ihnen?«
    »Nein.«
    »Können wir uns den Funktionenraum ansehen?«
    »Das ist in Whitneys Abteilung«, erklärte Siskin. »Er ist Mr. Halls Assistent.«
    Er drückte eine Taste.
    Der Bildschirm wurde hell, zeigte ein paar Grätenmuster, bis das Bild eines stämmigen jungen Mannes erschien, der etwa in meinem Alter war, aber schwarzes, gewelltes Haar hatte.
    »Ja, Mr. Siskin?« sagte Jack Whitney überrascht.
    »In ungefähr zehn Sekunden kommen ein Leutnant McBain und ein Captain Farnstock den Korridor herunter. Nehmen Sie sie in Empfang und führen Sie sie durch die Abteilung Funktionenintegration.«
    Nachdem die Kriminalbeamten gegangen waren, wiederholte Siskin: »Was haben Sie eigentlich vor, Doug? Wollen Sie die TEAG ruinieren, bevor die Arbeit überhaupt begonnen hat? In einem Monat wollen wir die Werbung für Forschungsaufträge anlaufen lassen. Eine solche Sache könnte uns schwer zu schaffen machen. Wie kommen Sie auf die Idee, daß Fullers Tod nicht auf einen Unfall zurückzuführen sei?«
    » Ich habe nicht behauptet, daß es kein Unfall war.«
    Die Betonung entging ihm.
    »Wer hätte außerdem ein Interesse daran, Fuller umzubringen?«
    »Jeder, der den Erfolg der TEAG nicht wünscht.«
    »Zum Beispiel?«
    Ich deutete zum Fenster. »Die da.« Das war keine ernstgemeinte Anklage. Ich wollte nur beweisen, daß der Gedanke an einen Mord nicht abwegig war.
    Er schaute hinaus und sah, offenbar zum erstenmal, die Demonstranten. Er sprang auf und wedelte mit den Armen.
    »Sie demonstrieren, Doug! Genau, was ich erwartet habe! Das macht uns in der Öffentlichkeit wenigstens bekannt!«
    »Sie machen sich Gedanken über die Folgen der Entwicklung der TEAG, denn sie befürchten sicher, arbeitslos zu werden«, meinte ich.
    »Hoffentlich ist Ihre Sorge nicht unbegründet. Die Arbeitslosigkeit unter den Meinungsforschern wird im unmittelbaren Verhältnis zum Erfolg der TEAG stehen.«
    Mit einem ›Bis später‹ stürmte er hinaus.
    Keinen Augenblick zu früh. Das Zimmer drehte sich mit rasender Geschwindigkeit, und ich taumelte

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