Sina auf heißer Spur
Nach der Sache im Sommer hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt.
âLass mal!â, rief sie ihm nach. âIch wollte hier nur jemanden ⦠ich hab jemanden gesucht.â
Jetzt kam er wieder zurück. âEcht? Schade. Na, auch gut. Hast aber was verpasst, ich hätte dich nämlich eingeladen.â Er steckte sein Portmonee zurück in die Hosentasche. Anscheinend hatte er auch keine Lust mehr auf Eis.
âIch muss losâ, sagte Sina. âHausaufgaben machen.â
Sie wurde rot. Dieselbe blöde Ausrede, die David benutzt hatte! Und Viktor glaubte ihr offensichtlich genauso wenig, wie sie David geglaubt hatte.
Als Sina die Eisdiele verlieÃ, spürte sie seinen Blick im Rücken. Aber genau wie David vorhin drehte sie sich nicht mehr zu ihm um.
Unter Verdacht
âBoah, ich fühl mich wie Horst nach einem ausgiebigen Schlammbad.â Juliana reckte ihren langen Körper. An ihrem Haar klebten Strohhalme und Staubflocken wie Lametta und Engelshaar an einem Weihnachtsbaum.
âNur nicht so entspanntâ, meinte Hannah.
Die anderen Pferdemädchen lachten. Horst war das Hängebauchschwein, das mit seiner Schwester Klothilde auf der Sunshine Ranch wohnte, seit Sue die Tiere vor ein paar Monaten einem Wanderzirkus abgekauft hatte.
Den ganzen Nachmittag hatten die Freundinnen damit verbracht, die Futterkammer aufzuräumen und zu putzen. Nun waren sie verschwitzt und schmutzig, aber dafür blitzte der Verschlag neben dem Stall nur so vor Sauberkeit. Sie hatten sämtliche Säcke, Dosen und Eimer nach drauÃen geschleppt, die Regale gewischt, die Spinnweben aus den Ecken gefegt und den Boden gekehrt. Hannah hatte sogar das kleine Fenster geputzt. Dann hatten sie alles wieder nach drinnen gebracht und ordentlich verstaut. Jetzt schüttete Hannah das Putzwasser mit Schwung in den Blumentrog im Hof und setzte sich zu den anderen Mädchen in die Spätsommersonne.
Um sie herum sammelten sich Sues Gänse und Hühner und pickten nach den Körnern, die aus den Futtersäcken in die Ritzen der Pflastersteine gerieselt waren. Zwei Enten stritten sich so lange um ein fettes Maiskorn, bis ein Spatz es ihnen wegschnappte.
Das Gegacker zog auch Washington an. Als er sah, dass es für ihn nichts zu fressen gab, lieà er sich neben den Freundinnen auf den Boden fallen und schloss enttäuscht die Augen.
âIst doch erstaunlich, wie viel Dreck sich im Lauf der Zeit angesammelt hatâ, sagte Ayla und hustete.
âTrotzdemâ, sagte Tori. âDas Futter war einwandfrei. Alles frisch. Nirgends eine Spur von Schimmel.â
âHast du was anderes erwartet?â, fragte Juliana. âSue kontrolliert doch ständig die Haltbarkeitsdaten. Wenn irgendwas nicht mehr ganz in Ordnung ist, wird es sofort weggeworfen.â
âIch wette, sie ernährt die Tiere auf der Ranch besser als sich selbstâ, sagte Sina.
âUnd dann eine anonyme Anzeige. Das ist doch der Hammer!â, murmelte Myriam.
âMich hat es nur gewundert, dass sie gestern nicht total ausgerastet istâ, warf Hannah ein. âIch hätte erwartet, dass sie die Polizisten vom Hof jagt. Wie neulich diesen Typen von der Zeitung, der sie zu ihrer Karriere in Hollywood interviewen wollte. Aber gestern ist sie völlig ruhig geblieben.â
âNa, ruhig würde ich das nicht nennenâ, widersprach Tori. âMir kam sie eher geschockt vor.â
âSie war total fassungslosâ, stimmte Sina ihr zu. âWo steckt sie überhaupt? Hat eine von euch sie heute schon gesehen?â
âSie ist ausgerittenâ, erklärte Ayla. âSchöne GrüÃe und vielen Dank fürs Putzen soll ich euch ausrichten.â
âUnd? Wie war sie so drauf?â, fragte Sina.
âIch weià nicht. Sie wirkte irgendwie total ⦠versteinert. Hoffentlich denkt sie nicht wirklich darüber nach, die Ranch aufzugeben.â
âNa, hör mal! Sie würde doch nicht einfach alles hinschmeiÃen. Wegen so einer Lappalieâ, meinte Myriam.
âEine Lappalie nennst du das?â, fragte Tori. âAlso, ich seh das anders. Ich meine â irgendjemand hat ganz offensichtlich versucht, sie zu linken, indem er das verdorbene Futter in der Kammer deponiert hat.â
âAber der Plan ist nicht aufgegangenâ, überlegte Myriam. âSue hat zwar eine Verwarnung bekommen. Aber die Beamten haben selbst gesagt, dass
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