Sina auf heißer Spur
die Angelegenheit für sie erledigt ist, wenn die Futterkammer bei der nächsten Ãberprüfung tipptopp in Ordnung ist. Und tipptopper als jetzt geht es ja wohl nicht mehr.â
âWenn es denn so bleibtâ, sagte Hannah.
âWie meinst du das?â
âDenk doch mal nach. Derjenige, der das verdorbene Müsli in die Kammer gebracht hat, kennt sich offensichtlich hier aus. Das heiÃt, dass er jederzeit aufs Neue zuschlagen kann. Er muss nur eine abgelaufene Packung Leckerlis oder verfaultes Heu im Regal verstecken, die Polizei anrufen und schon bekommt Sue richtig Ãrger. Am Ende muss sie die Ranch vielleicht sogar zumachen, nur weil sie jemand reinlegen will.â
âAber wer?â, fragte Myriam. âWer soll sie reinlegen wollen, das ist doch die alles entscheidende Frage.â
âDa gibt es genug Möglichkeitenâ, stellte Tori fest. âEs könnte ein Reitschüler sein. Ein Nachbar, der Postbote, ein Vertreter, ein Stadtstreicher. Jeder hat Zugang zur Futterkammer. Hier ist doch niemals irgendwas abgeschlossen.â
âEine von uns. Es könnte auch eine von uns gewesen seinâ, sagte Ayla.
âStimmt. Theoretisch könnte auch eine von uns dahintersteckenâ, warf Sina ein.
âAber warum? Keine von uns will, dass die Sunshine Ranch dichtmacht. Und die Reitschüler und ihre Eltern haben bestimmt auch kein Interesse daran. Ganz zu schweigen von den Angestellten.â
âAuf den ersten Blick nichtâ, gab Hannah zu. âAber wenn man ein bisschen genauer hinsieht, gibt es schon ein paar Leute, die die Ranch nicht ganz so toll finden wie wir.â
âDenkst du da konkret an jemanden?â, wollte Tori wissen.
âDie Fischers zum Beispiel.â Hannah wies mit dem Kopf zu dem hohen Zaun, der die Sunshine Ranch vom Nachbargrundstück trennte. Die Mädchen stöhnten im Chor auf. âMit denen gibt es doch ständig Ãrger.â
âHerr Fischer war erst gestern wieder auf der Ranch und hat sich über die Pferdeäpfel beschwert, die angeblich vor seiner Einfahrt lagenâ, fiel Juliana ein.
âDabei reitet doch keine von uns da entlang.â Ayla schüttelte empört den Kopf. âDiese Fischers sind einfach schrecklich. Ich hab manchmal das Gefühl, die sind nur zufrieden, wenn sie was zum Meckern haben.â
Sina blickte zu dem groÃen, alten Haus hinüber, das hinter dem hohen Zaun und einigen Bäumen kaum zu erkennen war.
Seit Sue die Sunshine Ranch gekauft hatte, ging ihr das Nachbarpaar auf die Nerven. Schon beim geringsten Anlass standen die beiden Rentner auf der Matte, um sich zu beschweren. Frau Fischer störte sich am Kindergeschrei und dem Geschnatter der Enten, an Washingtons Bellen, dem Meckern von Ziege Ilka, dem Grunzen von Horst und Klothilde und dem Wiehern der Pferde. Und natürlich an dem âfürchterlichen Gestankâ, den die Tiere ihrer Meinung nach verbreiteten.
Herr Fischer rief das Ordnungsamt an, wenn einer der Ranchbesucher einen Zentimeter zu weit auf der StraÃe parkte oder etwa mit einem Reifen auf seinem Grundstück stand. Er beschwerte sich über Pferdeäpfel, Gänsefedern und die Blätter des Kirschbaums, die im Herbst auf sein Grundstück fielen, weil die Ãste des Baums über den Zaun wuchsen.
âDie beiden sind der totale Horror. Aber glaubst du im Ernst, dass sie verdorbenes Futter verstecken und dann anonym Anzeige erstatten?â, fragte Myriam.
âAlso, ich traue ihnen grundsätzlich alles zuâ, sagte Hannah.
Myriam zuckte mit den Schultern.
âWen haben wir denn noch?â, fragte Juliana.
Sina und Tori sahen sich an. Jede wusste, was die andere dachte. Aber keine wollte den Namen als Erste aussprechen. SchlieÃlich senkte Tori den Blick und Sina gab sich einen Ruck.
âViktor Hagenbuschâ, sagte sie leise.
âViktor?â, fragte Ayla.
Zu ihrem Ãrger merkte Sina, dass sie rot wurde. Dabei gab es dazu wirklich keinen Grund. Der Unfall im Sommer war ja nicht ihre Schuld gewesen. Jedenfalls nicht allein.
âViktor? Der reitet doch schon lange nicht mehr hierâ, sagte Juliana. âWarum sollte der was gegen die Ranch haben?â
Wieder wechselten Sina und Tori einen schnellen Blick.
âRaus mit der Spracheâ, meinte Juliana. âIhr verbergt doch was!â
Tori räusperte sich. âAlso. Das war eine blöde Geschichte mit Viktor.â
âEine
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