Sina auf heißer Spur
zuerst die Futterkammer ausgeräumt. Alles, was nicht tipptopp in Ordnung ist, wird entsorgt. Danach nehmen wir uns den Stall und die Scheuer vor. Wir dürfen nichts übersehen.â
Normalerweise hätte sich Sina über Toris Kommandoton geärgert, aber nun war sie einfach nur froh über die entschiedene Art ihrer Freundin.
âGlaubst du denn, das bringt was?â Hannah blinzelte nervös unter dem langen, dunklen Pony hervor, der ihr Kindergesicht noch runder erscheinen lieÃ.
âNa klar. Wenn die Polizisten beim nächsten Mal nichts mehr finden, lassen sie Sue in Ruhe, das hast du doch gehört.â
âAber vielleicht nützt das Aufräumen ja gar nichtsâ, wandte Ayla leise ein.
âWie meinst du das?â Tori zog fragend die Augenbrauen hoch.
Aber Sina hatte verstanden. âDu meinst, dass da irgendjemand seine Finger im Spiel hat?â
âGanz genau. Der Sack mit dem schimmeligen Müsli wäre Juliana doch gestern aufgefallen. Wenn er schon in der Kammer gestanden hätte.â
âAber da war nichtsâ, ergänzte Juliana.
âVersteht ihr? Das bedeutet, dass irgendjemand den Sack heute in die Kammer gebracht hat. Zusammen mit dem verdorbenen Brot.â
âUnd wer immer das getan hatâ, fuhr Tori nachdenklich fort. âDer hat Sue auch angezeigt.â
Von einer Sekunde auf die andere war Sinas Mund ganz trocken.
âWer könnte so etwas tun?â, flüsterte Ayla.
âUnd warum?â, wisperte Hannah.
Sina raste über den holprigen Trampelpfad in Richtung Stadtzentrum. Mit etwas Glück würde sie es noch einigermaÃen pünktlich zur Eisdiele schaffen. Wenn sie mit aller Kraft in die Pedale trat und alle Ampeln grün waren und die Schranke am Bahnübergang offen stand â¦
Aber natürlich standen sämtliche Ampeln auf Rot, die Schranke war zu und Sina traf erst mit zwanzigminütiger Verspätung bei Alberto ein. Als sie in die Eisdiele stürmte, wollte David gerade gehen.
âEntschuldigung! Ich bin viel zu spätâ, keuchte sie.
âIst nicht so schlimm.â David zuckte mit den Schultern, aber sein Gesichtsausdruck sagte etwas anderes. Sein Gesichtsausdruck sagte: Ich bin total genervt.
Sina wollte ihm von dem verdorbenen Futter erzählen, aber sie war noch völlig auÃer Atem. Während sie nach Luft rang, starrte David sie an. Und plötzlich sah Sina sich selbst, wie er sie sehen musste.
Die widerspenstigen dunklen Locken standen in alle Richtungen ab, ihre Stirn glänzte und auf ihrem Kinn prangten drei groÃe Pickel. Sie trug immer noch ihre dreckigen Reitklamotten, die ausgebeulte Jeans mit den Grasflecken und das verschwitzte T-Shirt, auf dem zu allem Ãberfluss ein groÃes Herz mit der Aufschrift âIâm your darlingâ gedruckt war.
Sie sah definitiv nicht gut aus. Und sie roch auch nicht gut. Sie stank nach Pferd.
âPferde stinken nichtâ, widersprach Sina ihrer Mutter immer, wenn die ihre dreckigen Reitklamotten mit spitzen Fingern in die Waschmaschine beförderte. âSie duften!â
Aber in diesem Moment war ihr Jankos warmer, durchdringender Pferdegeruch ausgesprochen unangenehm.
âTut mir leidâ, flüsterte sie.
âSchon gut.â
âIch lad dich zum Eis ein. Als Entschädigung dafür, dass ich dich so lange hab warten lassenâ, sagte Sina.
âNee. Ich muss ⦠leider weg. Mir ist gerade eingefallen, dass ich ⦠äh ⦠noch Hausaufgaben machen mussâ, stotterte David.
Das war so offensichtlich eine Ausrede, dass Sina gar nicht mehr versuchte, ihn zum Bleiben zu überreden. Er hob unsicher seine Hand und grüÃte. Dann war David weg.
Sina sah durch die Schaufensterscheibe, wie er auf sein Fahrrad stieg und losfuhr, ohne sich noch einmal umzuwenden. âVerdammtâ, murmelte sie. âVerdammt, verdammt, verdammt.â
David ging seit Beginn des Schuljahres in ihre Klasse. Er war aber kein Sitzenbleiber wie Tilman oder Jan, obwohl er ein bisschen älter war als die anderen Jungs. Seine Eltern waren in den Sommerferien aus Hamburg in ihre Stadt gezogen.
David sah richtig gut aus. Er war groà und dunkelhaarig und trug seine Haare so lang, dass sie ihm in die Augen fielen. Nur wenn er den Kopf zurückwarf, um sie aus der Stirn zu schütteln, sah man, dass er strahlend blaue Augen hatte.
David war von Anfang an der Schwarm aller
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