Sina auf heißer Spur
gegenüber einfach so getan, als ob es allein Viktors Entscheidung gewesen wäre, Dakota zu reiten. Dass sie und Sina ihn zu dem hirnrissigen Vorhaben angestachelt hatten, hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Und Sina hatte nichts gesagt. Selbst jetzt schwieg sie, anstatt ihren Freundinnen endlich alles zu gestehen.
Viktor hatte anscheinend auch nicht gepetzt. Jedenfalls waren Sina und Tori nie zur Rede gestellt worden. Nach dem Reitunfall war ihnen Viktor aus dem Weg gegangen und auch Sina war ihm ausgewichen, so weit es ging. Bis auf gestern in der Eisdiele, da hatte er sie sogar zum Eis einladen wollen. Ein seltsamer Zufall.
Ob er am Ende wirklich etwas mit der anonymen Anzeige zu tun hatte? War er nur deshalb so freundlich zu Sina gewesen, damit sie ihn gar nicht erst verdächtigte?
Sie stand abrupt auf.
âWas ist denn jetzt los?â, fragte Tori erstaunt, die den anderen gerade einen Wachdienst auf der Ranch vorgeschlagen hatte, um sicherzustellen, dass sich der Vorfall von gestern nicht wiederholte.
âIch muss nach Hauseâ, sagte Sina.
âUnd wie findest du die Idee mit dem Wachdienst? Du sagst ja gar nichts dazu.â
âIch weià nicht. Mir ist irgendwie schlecht.â Das stimmte. Immer, wenn Sina an Viktors Unfall dachte, wurde ihr kurz danach übel. Tori dagegen schien überhaupt kein Problem mit der Sache zu haben. Wie sie mit den anderen plauderte und scherzte! Als ob sie nichts mit dem Unfall zu tun hätte.
âWir sehen uns ja morgen in der Schule.â Im Weggehen hörte Sina, wie Tori kicherte. Machte sie sich etwa über sie lustig? Manchmal fragte Sina sich, warum sie eigentlich so eng befreundet waren.
Als Sina auf ihrem Fahrrad durchs Tor radelte, kam ihr Mike mit dem Pferdetransporter entgegen.
âHi, Sina!â Mike kurbelte die Scheibe auf der Fahrerseite herunter und streckte seinen blonden Wuschelkopf durch das offene Fenster. Er arbeitete erst seit zwei Monaten als Reitlehrer und Pferdepfleger auf der Sunshine Ranch, aber in dieser Zeit war er zu Sues rechter Hand geworden. Was auch anlag, Mike kümmerte sich darum â ob es um eine verstopfte Regenrinne ging, um ein krankes Pferd oder um die Tierarztrechnung, die Sue wieder mal zu bezahlen vergessen hatte.
âHi! Was willst du denn heute hier? Hast du nicht Urlaub?â, fragte Sina.
Mike nickte. âSue hat mir erzählt, was hier gestern los war. Da dachte ich, ich schau mal nach dem Rechten. Sue klang total komisch am Telefon.â
âIch weiÃ. Wir machen uns Sorgen.â
âWo steckt sie denn?â
âSie ist ausgeritten. Wir haben die Futterkammer ausgeräumt und geputzt. Jetzt ist alles in Ordnung.â Sina überlegte, ob sie Mike von ihrem Verdacht erzählen sollte, aber bevor sie dazu kam, sprach er die Sache selbst an.
âDas mit dem verdorbenen Futter kann ich mir einfach nicht erklären. Das Brot ist vielleicht feucht geworden, aber ein ganzer Sack mit Müsli ⦠Das kommt mir echt komisch vor.â
âWir können uns auch keinen Reim darauf machenâ, stimmte Sina zu. âAber vielleicht kannst du Sue ja ein bisschen beruhigen. Ich glaube, sie überlegt allen Ernstes, ob sie die Ranch aufgeben soll.â
âSo ein Blödsinn!â Mike schüttelte seinen blonden Lockenkopf, dann zwinkerte er Sina zu. âDas kriegen wir schon wieder hin. Mach dir keine Sorgen. Aber zur Vorsicht werd ich meinen Urlaub abbrechen. Ist vielleicht besser, wenn hier jemand die Augen offen hält. Falls du verstehst, was ich meine.â
âGanz genau.â Sina lächelte erleichtert. âIch bin froh, dass du da bist, Mike.â
Er zwinkerte ihr noch einmal zu, dann kurbelte er das Fenster hoch und fuhr weiter.
Sina stieg wieder auf ihr Rad. Erst als sie fast zu Hause war, fiel ihr David wieder ein. Sie hatte doch tatsächlich drei Stunden lang nicht an ihn gedacht. Das war ihr schon lange nicht mehr passiert.
âMir ist noch ein Verdächtiger eingefallenâ, sagte Hannah, als die Sunshine-Mädchen am nächsten Tag in der groÃen Pause auf dem Schulhof zusammentrafen. âUnd zwar Robert.â
âRobert der Zweite?â, fragte Myriam zweifelnd. âDas ist doch nicht dein Ernst!â
âDer ist total gutmütigâ, meinte Ayla. âNee, das kann ich mir auch nicht vorstellen.â
Robert Hansen â Robert der Zweite, wie ihn die Mädchen
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