Sind wir bald da
gehört zum Bezirk Bruck an der Mur. Da fällt mir folgender launiger Reim ein:
Bruck an der Mur,
gibt’s Dodln gnua .
Bruck an der Leitha,
sans a ned gscheiter .
Haha. Das sind die Sachen, die zeitlos sind. Darüber lacht ma auch in zwanzig Jahren noch. Habe ich übrigens von einem Grazer gelernt. Ist also fast okay für mich, weil Grazer ja auch Steirer sind. (Warum sagt man eigentlich »Steirer« und nicht »Steiermärker«? Man nennt ja Oberösterreicher auch nicht einfach »Ober«.)
Wegen Bruck an der Mur noch. Ich war einmal mit dem Auto unterwegs von Graz nach Wien. Weil ich ungern rase, nicht einmal besonders gern schnell fahre, mich aber mit Inbrunst an die Straßenverkehrsordnung halte, war ich bald unzufrieden. Hinter mir begann bei angemessener Autobahngeschwindigkeit (zirka 130) ein junger Mann mit Frau am Sozius zu drängeln. Kennzeichen BM, Bruck an der Mur. Ich finde Drängeln schon an Supermarktkassen ärgerlich, auf Autobahnen und bei Geschwindigkeiten jenseits der 100 halte ich es für a) völlig vertrottelt, b) unhöflich und c) schlicht lebensgefährlich. Hätte ich nach rechts ausweichen können (was wegen erhöhten Brummi-Aufkommens nicht der Fall war), hätte ich das sofort getan, und ich hätte den allmächtigen Schöpfer gebeten, er möge keine Unschuldigen mit in den Tod reißen, wenn er den geistesgestörten Testosteron-Junkie hinter mir im Wortsinne aus dem Verkehr zieht. So. Ich rase also eine gefühlte Ewigkeit lang mit diesem unsagbaren Idioten im Nacken dahin (160 mittlerweile) und gefährde dabei meinen Mitfahrer und nicht zuletzt mich selbst nicht unerheblich. Irgendwann hat auch die längste LKW-Kolonne ein Ende, und ich wechsle dankbar auf die rechte Spur. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, mir den Moment, wo der aus dem Genpool zu Entfernende an mir vorbeizischt, mit einem tadellos ausgestreckten Mittelfinger zu versüßen.
Das war möglicherweise menschlich nachvollziehbar, hat die Situation aber nur bedingt deeskaliert. Jetzt wollte mich dieser menschliche Abschaum nämlich nicht mehr nur zum Suizid drängen, sondern sich aktiv an meinem Dahinscheiden beteiligen. Soll heißen: Nachdem er es die liebe lange Zeit so unfassbar eilig gehabt hatte, dass es für ihn völlig okay gewesen wäre, mich und meinen Beifahrer zu töten, drosselte er jetzt die Geschwindigkeit auf 130, 100, 80, 60 und, weil ich noch immer nicht überholen wollte, auf 30 (!!! — Auf einer Autobahn!!). Ohne jede Rücksicht auf den restlichen Verkehr, nur weil er mich vor seiner Motorhaube sehen wollte, um mich von der Autobahn zu schieben. (Gibt es — an dieser Stelle gefragt und an alle Juristen unter den Lesern — so etwas wie den Tatbestand »Mord durch Blödheit«? Nein? Dann bitte nachjustieren.) Der — nennen wir ihn der Einfachheit halber »Volltrottel« — Volltrottel fuhr also mit 30 km/h auf der Autobahn Richtung Wien, ich hinter ihm her, und ich hatte Angst. Große Angst. (Solche Typen sind unberechenbar, und ich unterschreibe sofort jede feministisch motivierte Umfrage, die belegen möchte, dass Männer mit kleinem Schwanz mehr PS brauchen.) Bekreuzigt habe ich mich schlussendlich, als der Mörder in Ausbildung bei einer Tankstellenausfahrt abfuhr, quasi Boxenstopp, um sich danach wieder an mein Heck zu heften. Scheiße, jetzt hat er mich! Wie ein Wunder tat sich aber unmittelbar nach der Tankstelle die Abfahrt nach Bruck an der Mur auf, und vor die Wahl gestellt, ob er mich umbringen oder doch lieber gleich nach Hause fahren soll, hat sich der Volltrottel dann doch wohl für Letzteres entschieden. Möglicherweise hat ihm auch nur seine Freundin gut zugeredet oder ihm einen geblasen, ich weiß es nicht. Ich bin jedenfalls mit dem nackten Leben davongekommen. Mein Beifahrer (der aus Graz, der Stifter des Reimes über Bruck an der Mur und Bruck an der Leitha), wie ich soeben dem sicheren Tod entronnen, hat mir dann, während ich wegen meiner weichen Knie kaum noch das Gaspedal niederdrücken konnte, erklärt: »Du bist für solche Typen die personifizierte Provokation: rotes Cabrio, Wiener Kennzeichen und dann noch der Mittelfinger .« Verstehe ich eh, aber ich würde es trotzdem wieder tun. Volltrottel!
Das war (ich weiß, das ist ungerecht) eine spontane Assoziation zum Thema St. Jakob in Breitenau im Bezirk Bruck an der Mur.
St. Jakob bei St. Andrä ist eher weiter weg. Wir müssen von den schönen Roadsterstraßen runter auf gewöhnlichen Autobahnbeton — und auf den
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