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Sind wir bald da

Sind wir bald da

Titel: Sind wir bald da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Haipl
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einfach nichts Vernünftiges dabei heraus, weil Menschen gerne davon ausgehen, dass sie recht haben, und Fakten relativ egal sind. Gilt für Menschen jeden Alters und jeder politischen und unpolitischen Ausrichtung, soweit ich das beurteilen kann.
    Mir geht der Name »Jakob« mittlerweile gut auf die Nerven. Jeden Tag Kirchen, Friedhöfe und Ortschaften, die mit dem hl. Jakob zu tun haben. Mit Jakob dem Älteren, um genau zu sein. Mir ist das jetzt schon zu biblisch. Ich bin nicht vor Jahrzehnten aus der Kirche ausgetreten, um jetzt demütig einen auf »Ich kehre in den Schoß der Mutter Kirche zurück« zu machen.
    Mit seinem Bruder Johannes gehört Jakobus neben Andreas und Simon Petrus zu den erstberufenen Jüngern. Ist also quasi ein Vintage Jünger, First Edition. Das Original! Wie es sich für einen ordentlichen Heiligen gehört, wurde er hingerichtet. Allerdings nur mit dem Schwert. Verglichen mit der Kopf-nach-unten-Kreuzigung des Petrus ist das fast wie Sterbehilfe. Jakob gilt vor allem in Spanien als »Maurentöter« (Matamoros), ist also keine muslimische Integrationsfigur in dem Sinn, und soll in Galicien in Nordwestspanien begraben worden sein. Das wiederum erklärt, warum es die Kathedrale von Santiago de Compostela gibt und warum seit Jahrhunderten Menschen dorthin pilgern. Und auch, warum der Weg dorthin Jakobsweg heißt.
    Apropos, morgen ist ganz offiziell und amtlich Jakobitag. Der 25. Juli ist der Tag des hl. Jakob. Deshalb habe ich in der Schweiz (wenn ich schon mal in Vorarlberg bin, kann ich auch gleich in die Schweiz fahren) in einem Supermarkt eine Jakobsmuschel gekauft. Keine lebende, sondern nur die Schale. Wie so oft im Leben zählt auch bei Jakobsmuscheln das Äußere. Bitte fragen Sie mich nicht, warum es in Schweizer Supermärkten Jakobsmuschelschalen gibt. Ich habe sie in einem Kühlregal gefunden und vermute, dass sie als Dekorationsgegenstand gehandelt wird. Möglicherweise kann man darin auch kleine Appetithäppchen servieren. Ist ja letztlich nichts anderes als ein kleiner Teller, so eine Muschel. Hat 0,90 € gekostet. An sich eine Okkasion für solch ein wichtiges Pilgerutensil. Umso ärgerlicher, dass ich die Muschel dann bei meiner Schwester in Vorarlberg vergessen habe. Allerdings auch wieder fair, weil sie die 0,90 € im Supermarkt bezahlt hat. Der hl. Jakob sorgt für ausgleichende Gerechtigkeit. Guter Jakob! Ich werde den morgigen Jakobitag also ohne passende Muschel erleben. Na ja.
    Zum Aufschreiben und auswendig Lernen — am Jakobitag gelten folgende Wetterregeln:
    »Jakobi heiß, lohnt Müh’ und Fleiß .«
    »Jakobi klar und rein, wird’s Christfest frostig sein .«

Samstag, 25. Juli
    Jakobitag, und es ist eher schweineheiß. Zwischendurch regnet es aber auch. Welche von den beiden Wetterregeln gilt jetzt? Ich weiß es wieder einmal nicht. Scheuen Sie sich bitte nicht, Ihre Erfahrungen dem Verlag zur Kenntnis zu bringen. Die freuen sich über Post und ich eigentlich auch.
    Es ist Jakobitag und wir sind in Bruneck im Pustertal . Bruneck deswegen, weil man es vom Defereggental aus gut erreichen kann (und genau das haben meine Eltern vor 35 Jahren mit mir gemacht, einen Ausflug von St. Jakob im Defereggental nach Bruneck im Pustertal ). Zum anderen gibt es hier eine Jakobskirche aus der Zeit um 1300. Vom romanischen Baustil ist aber infolge späterer Umbauarbeiten nur mehr wenig zu sehen. Also auch nicht anders als in anderen Wohnungen. Wenn man eine möblierte Wohnung übernimmt, weil die Großmutter gestorben ist, baut man ja auch um oder stellt zumindest die Möbel anders. Da kann sich der Besucher im Nachhinein auch nur mehr schwer vorstellen, wie der Wohnraum ursprünglich ausgesehen hat, also ohne Swarovski-Kristalle in der Vitrine. Nicht dass ich die Wohnung meiner Großmutter mit der romanischen Kirche von Dietenheim bei Bruneck im Pustertal vergleichen möchte, aber vom Prinzip her gibt es da Ähnlichkeiten, wissen Sie? Und wenn wir schon dabei sind (und Sie sich vielleicht fragen, warum ich plötzlich zumindest eine ungefähre Ahnung von dem habe, wovon ich schreibe): Meine Nichte hat in besagter Kirche ihre Erstkommunion erfolgreich bestanden. Also dachte ich mir, weil ich schon mal dort war und wenn es sich außerdem um eine tatsächlich sehenswerte Gegend samt wunderschöner Kirche handelt, warum soll ich damit hinter dem Berg halten? »Hinter dem Berg halten«, mitten in den Dolomiten — was für ein Wortspiel. Nicht dass es in dieser Gegend zu wenig

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