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Sinfonie des Todes

Sinfonie des Todes

Titel: Sinfonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Öhri / Vanessa Tschirky
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sind. Sie ist die Wahnsinnige, die ihre Umgebung vergiftet und in den Abgrund zieht.«
    Wissel heftete den Blick auf die tote Frau. Plötzlich überzog ein beängstigendes Lächeln sein Gesicht, als er sich Warnstedt zuwandte, der wie angewurzelt dastand und den Worten folgte, die an sein Ohr drangen, aber seine Seele und seinen Verstand noch nicht erreichten.
    »Aber das ist nun vorbei. Lina hat mir die Möglichkeit genommen, mich an ihr zu rächen und dadurch Ruhe zu finden. Und deshalb hat mein Leben zukünftig keinen Sinn mehr. Ich könnte nicht mehr vor die Augen meiner Mutter treten, da mir jede Faser ihres Körpers, jede Geste, jedes Wort zeigen würde, dass ich versagt habe. Und ja, ich bin ein Versager, ein unwürdiger Mensch.« Wissel griff in die Tüte, die er in seinen verkrampften Fingern gehalten hatte.
    »Warum haben Sie sie getötet?«, wollte Warnstedt wissen, sich endlich wieder seiner Aufgaben als Inspektor gewahr werdend. Die Frage ließ Gustav in der Bewegung erstarren, und er sah sein Gegenüber ungläubig an.
    »Haben Sie denn immer noch nicht begriffen? Ich durfte sie nicht töten. Das ist ja das Furchtbare.«
    Und ohne dass Cyprian von Warnstedt reagieren oder gar eingreifen konnte, zog Wissel das Küchenmesser, das er mitgenommen hatte, aus der Tüte und durchtrennte sich mit einer einzigen ruckartigen Bewegung den Hals. Blut schoss aus der Kehle des Verwirrten, noch Sekunden sahen den Inspektor die trüber werdenden Augen an, in denen so viel Traurigkeit und Resignation zu erkennen war, dass Cyprian einen kurzen Moment lang den Menschen vor sich bedauerte.
    Gustavs Körper sackte nach vorn, dem Polizeibeamten entgegen. Reflexartig fing er ihn auf, wobei seine Kleidung von Blut durchtränkt wurde. Warnstedt fühlte die warme Flüssigkeit, die bis auf seine Haut drang, und er konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, sich zu übergeben.
    Behutsam legte er schließlich den toten Körper neben sich auf den Boden und besah noch einmal Lina Fichtners Leiche. Irritiert bemerkte er schließlich das Einschussloch auf ihrer Brust.
    Der Inspektor schaute sich nachdenklich um, nahm den blutigen Schlafmantel auf dem Sessel wahr, die Schleifspuren am Boden, die immer wieder von größeren Blutlachen durchbrochen wurden, den Abdruck an der Wand, der davon zeugte, dass die Leiche dort einmal angelehnt worden sein musste. Er konnte sich nur vage ausmalen, was in diesem Zimmer in den letzten Stunden geschehen war.
    Erst jetzt vernahm er das kratzende Geräusch der Grammofon-Nadel aus dem oberen Stock, das die ganze Zeit schon vorhanden gewesen, ihm aber nicht ins Bewusstsein gedrungen war. Wer den Schuss auf Lina abgegeben hatte, wusste Cyprian von Warnstedt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch er ahnte schon, tief in sich drin, dass die Erkenntnis keine angenehme sein würde.
     
     
    E N D E

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