Singularität
vorbereiten.
Skalieren Sie alle auf eins-null-null Kilotonnen, stellen Sie die
beiden ersten auf maximale Strahlung ein, die nächsten drei auf
Raumtrümmer entlang der Hauptachse. Geschütz eins, ich will
zwei bestückte D4-Torpedos für passiven Start,
einminütige Verzögerung der Antriebszündung
einprogrammieren.«
Kapitän Mirsky lehnte sich in seinem Sessel zurück.
»Vorhersage?«, murmelte er in Richtung von Kommandeur
Vulpis.
»Halten uns bereit, Sir. Ist ein bisschen beunruhigend, dass
wir bis jetzt noch nichts gesehen haben, aber ich kann Ihnen volle
Manövrierkraft innerhalb von vierzig Sekunden versprechen,
sobald wir ein Antriebssignal hereinbekommen.«
»Gut. Radar, gibt’s was Neues?«
»Möchte melden, dass wir nichts Neues empfangen haben,
Sir.«
»Da kommt Freude auf.« Sie befanden sich zwei Stunden
außerhalb der Planetennähe. Mirsky musste mit sich
kämpfen, um seine Ungeduld zu zügeln. Während er mit
den Fingern auf die Sessellehne klopfte, saß er da und wartete
auf ein Zeichen, irgendeines, das verriet, dass es in diesem leeren
Kosmos irgendwo noch weiteres Leben gab. Das verhängnisvolle
Läuten eines Lidar-Impulses zum Beispiel, der vom getarnten
Schiffsrumpf der Lord Vanek abglitt. Oder das Gekräusel
von gravitomagnetischen Wellen. Irgendetwas, das zeigte, dass der
Feind da draußen war, zwischen dem Geschwader von
Schlachtschiffen und dessen Zielort.
»Irgendwelche Ideen, Kommandeur Vulpis?«
Vulpis’ Augen huschten über die voll bemannten Posten.
»Mir wäre weitaus wohler, wenn die versuchen würden,
uns zu markieren. Entweder wir haben sie völlig überrumpelt
oder…«
»Danke für diesen Beitrag«, sagte Mirsky kaum
hörbar. »Marek!«
»Sir!«
»Sie haben ein Gewehr, das geladen ist. Schießen Sie
nicht, bis Sie das Weiße in deren Augen sehen.«
»Sir?« Vulpis starrte seinen Kapitän an.
»Sie finden mich in meiner Kabine, falls sich irgendetwas
tut«, sagte Mirsky leichthin. »Sie haben das Kommando, bis
Kommandeur Murametz oder ich zurückkehren. Geben Sie mir sofort
Bescheid, wenn etwas Neues auftaucht.«
In seiner Privatkabine, direkt unterhalb der Kommandozentrale,
ließ sich Mirsky tief seufzend in den Sessel fallen. Gleich
darauf betätigte er die Wählscheibe des Telefons.
»Zentrale, bitte fragen Sie den Geschwaderführer, ob er
kurz Zeit für mich hat. Ja, gut.« Eine Minute später
leuchtete das Display des Telefons auf. »Sir!«
»Kapitän.« Geschwaderführer Bauer zeigte die
Miene eines viel beschäftigten, sehr erschöpften
Managers.
»Ich kann Ihnen einen Bericht über diesen…
äh… ärgerlichen Zwischenfall geben, falls Sie jetzt
Zeit dafür haben.«
Bauer legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Falls Sie sich
kurz fassen können«, erwiderte er müde.
»Kein Problem.« Mirskys Augen funkelten im Gaslicht.
»Es war alles die Schuld meines Sicherheitsoffiziers, dieses
Idioten. Wenn er’s nicht geschafft hätte, sich selbst
umzubringen, hätte ich ihn in Ketten legen lassen.« Er
holte tief Luft. »Aber er war’s nicht allein. Im Vertrauen
gesagt, würde ich angesichts dieser Situation eigentlich
empfehlen, meinem Schiffsoffizier, dem Flottenkommandeur Murametz,
einen Verweis zu erteilen, wenn nicht sogar eine offizielle
Ermittlung einzuleiten. Nur ist der Feind jetzt so nah,
dass…«
»Einzelheiten, Kapitän. Was hat er getan?«
»Leutnant Sauer hat seine Befugnisse weit überschritten,
indem er versucht hat, die Spionin von der Erde – ich meine,
diese Frau – durch die getürkte Verhandlung eines
Kriegsgerichts aus der Reserve zu locken. Irgendwie hat er’s
geschafft, Kommandeur Murametz mit ins Boot zu holen. Verdammter
Mangel an Urteilsvermögen, wenn Sie mich fragen. Es war nicht
seine Angelegenheit, sich auf diplomatisches Gebiet zu begeben und
dort ein Chaos anzurichten. Jedenfalls ist er zu weit gegangen,
sodass die Frau in Panik geraten ist. Normalerweise wäre es kein
Problem, aber irgendwie hat sie es…« Er hustete in die
Faust.
Bauer nickte. »Ich glaube, ich kann mir den Rest
zusammenreimen. Wo ist sie jetzt?«
Mirsky zuckte die Achseln. »Außerhalb des Schiffs,
zusammen mit dem Vertragsingenieur. Vermisst. Wahrscheinlich tragen
sie Raumanzüge. Keine Ahnung, wo sie jetzt sind oder was, zum
Teufel, sie sich dabei gedacht haben. Übrigens wird auch der
junge Prokurator vermisst, Sir. Und dort, wo früher eine Kabine
war, prangt jetzt ein peinliches Loch in der
Schiffshülle.«
Langsam breitete sich ein Lächeln
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