Singularität
sich gedankenvoll über
den Bart. »Irgendetwas stimmt da nicht.«
Die Tür zur Brücke öffnete sich erneut: Leutnant
Helsingus trat ein. »Habe ich Ihre Erlaubnis, die
Abschusskontrolle zu übernehmen, Sir?«
»Tun Sie’s.« Mirsky winkte ab. »Aber
lösen Sie mir zuerst mal ein Rätsel: Wieso können wir,
beim Barte des Kaisers, zwei Antriebssignale erkennen, aber sonst
nichts?«
»Äh…« Marek hielt wohlweislich den Mund.
»Weil«, sagte Kommandeur Vulpis über Mirskys
Schulter hinweg, »die uns in eine Falle locken wollen,
Kapitän.«
»Wie sind Sie nur darauf gekommen! Offenbar wollen sie uns zu
einem Tänzchen am Abend einladen.« Mirsky grinste
böse. »Hm, Sie glauben also, dass die vor der Zündung
des Antriebs ein paar Minen gelegt haben?«
»Gut möglich.« Vulpis nickte. »Und in diesem
Fall werden diese uns in etwa«, er drückte auf die
Tastatur, »zwei-fünf-null Sekunden treffen, Sir. Wir werden
zwar nicht sonderlich lange in Reichweite irgendwelcher Dinge sein,
mit denen man Minen bestücken kann, aber bei dieser
Geschwindigkeit würde uns schon eine Sandwolke grässlich
zurichten.«
Mirsky beugte sich vor. »Geschütze, auf
automatische Verteidigung umstellen! Kommunikation, bitte
Schützenhilfe vom Stab des Geschwaderführers und von der Kamchatka und der Regina anfordern. Und sorgen Sie
dafür, dass die nach Minen Ausschau halten.« Er
lächelte grimmig. »Ich glaube, es ist an der Zeit
herauszufinden, aus welchem Holz die geschnitzt sind. Kommunikation,
richten Sie dem Geschwaderführer von mir aus, dass ich um
Genehmigung bitte, die Emissionskontrolle zugunsten der Verteidigung
zu beenden.«
»Zu Befehl, Sir.«
Die Emissionskontrolle war für ein Schlachtschiff
überaus wichtig. Aktivierte Sensoren wie Radar oder Lidar
zwangen einen fremden Raumkörper zu einem Echo, das seine
Präsenz bestätigte. Allerdings hatte ein Körper, der
weit genug entfernt (oder getarnt) war, kein so lautes Echo, dass man
es hätte registrieren können.
Wenn man den Ursprungsimpuls in den Raum hinaussandte, gab man
dabei aber gleichzeitig die exakte Position des eigenen Schiffes
preis. Jeder Gegner, der zufällig außerhalb der
Echo-Weite, aber innerhalb des Impuls-Empfangs herumspionierte,
würde die Ortung vornehmen können. Während sich das
Kampfgeschwader Rochards Welt unter Einsatz von Emissionskontrolle
genähert hatte, war es bemüht gewesen, sich heimlich
anzuschleichen. Das erste Schiff, das aktiv Strahlungen
emittierte, würde seine Präsenz in aller Deutlichkeit
ankündigen: Indem es den Gegner »ausleuchtete«,
würde es sich selbst zur Zielscheibe machen.
»Sir?«
»Ja, Leutnant Marek?«
»Was, wenn mehr als zwei Schiffe da draußen sind? Ich
meine, wir selbst haben ja auch Sonden und eine Raumfähre an
Bord. Was, wenn wir’s mit einer größeren Streitmacht
zu tun haben und die zwei Schiffe, die wir sehen können, nur
Köder sind?«
Kapitän Mirsky grinste verkniffen. »Das ist nicht nur
möglich, Leutnant, sondern so gut wie sicher.«
»Minenabfang am ersten Markierungspunkt, vier Minuten.«
Vulpis las das Timing von den leuchtenden Digitronen ab, die er vor
sich hatte, und blickte gleich darauf zum Sessel des Befehlshabers
hinüber. Mirsky nickte.
»Geschütze, Torpedos ausrüsten. Raketen in
Bereitschaft halten. Fernsteuerung, Status rot, blau und
orange.« Mirsky war gelassen und gesammelt, seine Anwesenheit
wirkte sich beruhigend auf die angespannte Mannschaft in der
Kommandozentrale aus.
Mit lautem Gebimmel meldete sich das rote Telefon. Mirsky
hörte kurz zu und legte dann auf. »Radar, Sie haben die
Genehmigung, aktive Strahlung einzusetzen.«
»Aktivieren jetzt, Sir. Eins-null Sekunden für
Zündung des Doppler-Impulses, vier schnelle Achterserien, danach
auf Störsequenz Alpha. Köder ausschicken, Sir?«
»Köder ausschicken.« Mirsky faltete die Hände
im Schoß und sah mit starrem Blick auf den Hauptschirm.
Äußerlich wirkte er zwar gelassen, aber er machte sich
ernsthafte Sorgen. Bei seinen Befehlen ging er von bestimmten
Annahmen über den Gegner aus, die richtig oder falsch sein
konnten. Zwangsläufig setzte er damit sein eigenes Leben, das
des Schiffes und aller Menschen an Bord aufs Spiel. Er war wenig
zuversichtlich, denn aufgrund der verfügbaren Informationen
konnte er sich eine wohl begründete Vorstellung vom Gegner
machen. Vielleicht hat diese Frau von den Vereinten Nationen doch
richtig gelegen, überlegte er trübsinnig und sah sich
in der
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