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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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auf dem Gesicht des
Geschwaderführers aus. »Ich glaube, Sie brauchen keine Zeit
damit verschwenden, nach denen zu suchen, Kapitän. Falls wir sie
finden würden, müssten wir sie ja nur wieder über Bord
werfen, nicht wahr? Ich nehme an, der Prokurator hatte bei dieser
getürkten Gerichtsverhandlung die Hand im Spiel,
stimmt’s?«
    »Äh… Ich nehme es an, Sir.«
    »Also gut. Dann brauchen wir uns über die Zivilisten
wenigstens keinen Kopf mehr zu machen. Und falls sie sich bei unserem
Einsatz einen leichten Sonnenbrand holen, macht das auch nichts. Ich
bin sicher, Sie veranlassen alles Nötige.«
    »Ja, Sir!« Mirsky nickte.
    »Das wäre also erledigt«, sagte Bauer forsch.
»Und jetzt zur Lage: Wann müssten wir nach Ihrer Berechnung
in die Nahverteidigungszone des Feindes eintreten?«
    Mirsky überlegte kurz. »Etwa in zwei Stunden, Sir.
Vorausgesetzt, unsere Emissionskontrolle hat ausgereicht und der
Mangel an Rückstrahlungen bedeutet tatsächlich, dass der
Feind nichts von unserer Anwesenheit ahnt.«
    »Bin froh, dass Sie diese Einschränkung geltend gemacht
haben. Wie sieht Ihr Zeitplan bis zum Einsatz aus?«
    »Wir sind jetzt schon einsatzbereit, Sir. Das heißt, es
gibt noch ein paar unwesentliche Posten, die erst in etwa einer
Stunde so weit sind, aber die Einsatzleitung und die Geschütze
sind bereits auf Wachposten und auf die Schlacht eingestellt. Die
Geschütze stehen sozusagen Gewehr bei Fuß. Die Messe
müsste bald warmes Essen verteilen, aber im Prinzip sind wir von
jetzt auf nachher bereit.«
    »Sehr gut.« Bauer schwieg kurz, blickte auf seinen
Schreibtisch, rieb sich mit dem langen, knochigen Zeigefinger
über die Nase und sah wieder auf. »Mir gefällt diese
Stille nicht, Kapitän. Das riecht nach einer Falle.«
     
    Voller Angst blickten Martin und Rachel instinktiv nach oben, um
die Quelle des Lärms auszumachen.
    An Bord eines Raumfahrzeugs bedeutet jedes
Außengeräusch Probleme, große Probleme. Die
Rettungskapsel trieb mit mehr als solarer Fluchtgeschwindigkeit auf
Rochards Welt zu. Schon ein kleines Schrotkorn, das ihnen in die
Quere geriet, würde sie mit der Kraft eines Raketengeschosses
vernichten können. Während ein Schlachtkreuzer wie die Lord Vanek mit zentimeterdicken Diamantpanzerungen und
Schwingmetallen ausgestattet war, die den Aufprall von Raumschutt
abdämpfen konnten, war die Hülle des Rettungsbootes so
dünn, dass man sie mit einem Federmesser hätte durchbohren
können.
    »Masken«, japste Rachel. Ein Gewirr aus miteinander
verbundenen durchsichtigen Beuteln entrollte sich aus der Konsole vor
Martin und fiel ihm in den Schoß. Die Beutel hatten
komplizierte Verschlüsse und waren innen mit einer Art
Gasbehälter versehen.
    Währenddessen griff Rachel hinter ihren Sitz, zog einen Helm
heraus und zerrte ihn sich über den Kopf. Sein Rand verschmolz
mit ihrem Trikot, an ihrem Hals tropfte Dichtungsmittel herunter.
Gleich darauf blinkten innerhalb des Visiers primitive Symbole auf.
Als Rachel hörte, wie sich hinter ihrem rechten Ohr die
Luftzufuhr einschaltete, atmete sie erleichtert aus. An ihrer Seite
war Martin immer noch damit beschäftigt, sich in die
durchsichtige Hülle zu zwängen. Sie blickte auf.
»Pilot: Oberen Sensor aktivieren, Bild auf mittleren Schirm
legen.«
    »O Scheiße«, sagte Martin vor sich hin.
    Der Schirm zeigte einen nicht näher zu identifizierenden
Nebel, der vor dem Hintergrund winziger Sterne hin und her waberte.
Während sie das Bild betrachteten, zog sich der Nebel Schwindel
erregend schnell zurück, bis sich ein klarer Umriss
herauskristallisierte, der sich bewegte.
    Rachel wandte sich zu Martin um und starrte ihn an. »Wer es
auch sein mag, wir können ihn nicht da draußen
lassen«, erwiderte er auf ihre stumme Frage.
    »Schließlich sind wir eine Rettungsbake«, stimmte
sie grimmig zu. »Pilot, die Sauerstoffreserven neu berechnen.
Auf der Grundlage, dass wir fünfzig Prozent mehr verbrauchen
werden als vorgesehen. Was heißt das für unsere
Überlebenschancen?«
    Ein bernsteinfarbenes Raster flackerte über den Schirm.
»Jede Menge Spielraum«, bemerkte Martin. »Wie
steht’s mit Landnähe? Hm.« Er deutete auf sein
Notebook. »Ich glaube, wir können’s schaffen. Das
Verhältnis zwischen Masse und Schubkraft wird dadurch nicht
sonderlich beeinträchtigt.«
    »Glaubst du’s oder weißt du’s?«, fragte
sie spitz. »Falls wir halbwegs hinunterkommen und uns dann der
Saft ausgeht, könnte es uns diesen kleinen Ausflug

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