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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Änderung des ursprünglichen Plans
anzukündigen.
    »Zu Befehl, Sir. Plan zwei. Zündung beginnt in
fünf…, zwei, eins, JETZT.« In der Kommandozentrale war
keine Veränderung zu bemerken, kein Schlingern, keine
Erschütterung oder das bleischwere Gefühl in den Gliedern,
das mit plötzlicher Beschleunigung einherging, doch im
Schiffsbauch wand sich das Schwarze Loch in plötzlicher Qual.
Die Lord Vanek sauste mit voller Kampfstärke und
höchster Beschleunigung vorwärts, machte hundertsechzig
Kilometer pro Sekunde – das waren mehr als vierzig g.
    Ein weiterer Alarm schrillte los. »Vollständiger Scan
läuft«, meldete die Navigation. Laserstrahlen von zwanzig
Gigawatt verbreiteten sich in alle Richtungen, so gnadenlos grell,
dass sie im Umkreis von mehreren Kilometern Stahl zum Schmelzen
gebracht hätten. Im Schiffsbauch leuchteten heiß gelaufene
Wärmeaustauschregler rot auf, und sofort schoss Wasser nach,
löste den trägen Hochdruckdampf auf und sorgte dafür,
dass er achtern abziehen konnte. So kurz vor der Schlacht wäre
das Versagen der riesigen, hochempfindlichen Regler einem Selbstmord
gleich gekommen.
    »Start zum Ziel Beta beginnt«, meldeten die
Geschütze. Diesmal ließen ein heftiger Schlag und ein
mahlendes Geräusch das Schiff tatsächlich erbeben. Die
Ursache waren die beiden Raketen, die Helsingus schon geladen hatte,
als sie noch Plan Alpha verfolgt hatten. Während die Raketen vor
dem Schiff hersausten, konzentrierte sich ein Zehntel des gesamten
Ausstoßes ihrer Lasermasse auf ihr Leitwerk und versorgte die
Reaktionsmasse mit Energie.
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Gefahr am
größten war. Mirsky tat sein Bestes, auch weiterhin
Zuversicht auszustrahlen, um seiner Mannschaft ein sicheres
Gefühl zu geben. Wie hatte der Geschwaderführer es
ausgedrückt, als sie im Besprechungszimmer seines Stabs ein
Gespräch unter vier Augen geführt hatten? Falls die
schlau sind, schicken sie gerade so viele Aktiva hinaus, dass wir
selbst unsere Position preisgeben. Und dann nutzen sie alles, was sie
im Orbit zur Verfügung haben, und lassen einen wahren
Schneesturm von Minen auf uns niedergehen. Die wissen, wo wir hin
wollen, die kennen unseren Weg. Damit ist das Problem, uns zu orten,
für sie schon halb gelöst. Und wenn wir selbst mit der
Aktivierung unserer Strahlung beginnen, haben sie im Handumdrehen die
ganze Lösung. Dann ist die Frage nur noch, wie schwer sie uns
unter Beschuss nehmen und womit wir fertig werden
können.
    Der Angriff auf einen Fixpunkt – in diesem Fall auf die
Verteidigungsposten des Gegners im nahen Umkreis des Zielplaneten
– galt bei Raumschlachten von jeher als schwierigste Aufgabe.
Die Verteidiger hatten dabei die Möglichkeit, ihre
Streitkräfte rings um den Fixpunkt zusammenzuziehen und in
kürzester Zeit Abwehrraketen und Laserwaffen gegen jeden
einzusetzen, der sich dem Fixpunkt zu nähern versuchte. Und
falls die angreifende Macht tatsächlich in Erfahrung bringen
wollte, was sie da attackierte, würde sie zwangsläufig
grell leuchtende Wegweiser einsetzen müssen, die die Verteidiger
ihrerseits als Zielscheiben hernehmen konnten.
    Sekunden später atmete Mirsky erleichtert auf: »Melde,
dass sich am Markierungspunkt nichts tut. Wir befinden uns inzwischen
innerhalb ihrer Reichweite, aber die haben offenbar kein Minenfeld
gelegt.« Wären hier Minen umhergetrieben, hätten sie
die Bremskurve des Schiffes, das sie bei Höchstgeschwindigkeit
abwarf, nicht mit vollzogen, sondern wären schon weit im Vorfeld
eingeschlagen.
    »Das ist gut«, murmelte Mirsky und konzentrierte den
Blick auf zwei rote Punkte, die auf dem Hauptschirm zu sehen waren.
Sie bremsten immer noch ab, und zwar beunruhigend heftig. Es sah fast
so aus, als wollte der Gegner den Schlagabtausch bei
Nullgeschwindigkeit austragen. Die beiden Raketen der Lord Vanek schienen im Schneckentempo auf die Punkte loszukriechen –
obwohl sie in Wirklichkeit mit wilden tausend g dahinrasten
und bereits mehr als tausend K.p.S. machten. Gleich darauf wurden sie
langsamer und sparten ihre Energie, da ihre Reaktionsmasse nur noch
für das letzte Manöver ausreichte, das stattfinden
würde, sobald sie noch zehn Sekunden vom Feind entfernt waren.
Im Vorfeld der Lord Vanek sausten derweil die purpurrot
funkelnden Kreuze – sie standen für die antriebslosen
Torpedos – auf den Gegner zu.
    Eine Minute später meldete Geschütz zwei: »Habe
Rakete eins verloren, Sir. Ich kann sie zwar anpeilen, aber

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