Singularität
ist es, verdammt noch mal?« Erneut knirschte er mit
den Zähnen, während er die Hosen hochzog.
»Botschafterin von Ursprungserde. Noch ein anderer,
gehört von Bauteilen her zu ihrem Bienenstock. Und ein unklarer
Fall. Haben sich speziell nach dir erkundigt. Willst du sie
treffen?«
Burija glotzte sie ungläubig an. »Sie kommen hierher?«
»Sie landen hier. Bald schon.«
Im Rettungsboot war es heiß und dunkel, außerdem stank
es nach Gas. Der Abgasfilter hatte mittlerweile ein asthmatisches
Keuchen entwickelt. Schätzungsweise würde das
Versorgungssystem nur noch etwa einen Tag lang für Luft sorgen,
die sie atmen konnten. Danach würden sie sich in ihre
Raumanzüge flüchten müssen. Allerdings würden sie
sich schon viel früher den Gefahren des Wiedereintritts in die
Atmosphäre aussetzen müssen.
»Glauben Sie wirklich, dass die Sache sicher ist?«,
fragte Wassily.
Rachel verdrehte die Augen. »Er fragt, ob’s sicher
ist«, murmelte Martin. »Junge, hättest du auf Nummer
Sicher gehen wollen, wärst du beim Aufbruch der Flotte besser zu
Hause geblieben.«
»Aber ich verstehe das nicht. Sie haben mit den Fremden
gesprochen, obwohl es unsere Feinde sind! Die haben gerade unsere
halbe Flotte vernichtet! Aber Sie lassen sich von denen
Navigationsdaten und Ratschläge zur Kurskorrektur geben. Warum
sind Sie so vertrauensselig? Woher wollen Sie denn wissen, dass die
uns nicht gleichfalls umbringen?«
»Sie sind nicht unsere Feinde«, erwiderte Rachel, die
geduldig die Tastatur an der Konsole des Autopiloten bediente.
»Das waren sie auch nie – jedenfalls nicht die Sorte von
Gegnern, mit denen der Admiral und sein fröhlicher Haufen
gerechnet haben.«
»Aber wenn das nicht Ihre Gegner sind, müssen Sie auf
deren Seite stehen!« Wassily, mittlerweile völlig
entgeistert, sah von einem zum anderen.
»Nein«, sagte Rachel und fuhr fort, den Autopiloten mit
Informationen zu futtern. »Vorher war ich mir nicht ganz sicher,
aber inzwischen bin ich es: Das Festival ist völlig anders, als
du annimmst. Ihr Jungs habt hier draußen mit dem Angriff einer
fremden Macht gerechnet, die mit Schiffen und Soldaten vorgeht,
stimmt’s? Aber im Universum gibt es noch mehr als Menschen,
Nationen und multinationale Organisationen. Ihr habt gegen einen
Schatten gekämpft.«
»Aber dieser Schatten hat doch all diese Schiffe vernichtet.
Er ist uns feindselig gesonnen! Er…«
»Reg dich ab.« Martin beobachtete ihn argwöhnisch. Undankbarer kleiner Scheißer. Oder ist er nur hoffnungslos
verwirrt? Rachels lockeres Gespräch mit den Kritikern hatte
Martin stärker beunruhigt, als er zugeben mochte, beinahe ebenso
sehr wie ihr überraschend erfolgreicher Rettungsversuch. Das
Spiel, das Rachel trieb, war schwer zu durchschauen, viel schwerer
als er angenommen hatte.
»Es gibt hier keine Seiten«, sagte er schließlich.
»Die Kritiker sind keine Gegner, sie gehören nicht einmal
zum Festival. Wir haben deinen Leuten klar zu machen versucht, dass
sie mit etwas völlig Fremdem würden rechnen müssen,
aber sie wollten nicht hören.«
»Was meinen Sie damit?«
»Das Festival besteht nicht aus Menschen, hat nicht einmal
entfernt mit der Menschheit zu tun. Du und deine Leute, ihr denkt in
menschlichen Maßstäben, stellt euch Menschen mit typisch
menschlichen Motivationen vor. Aber mit solchen Vorstellungen liegt
ihr völlig falsch und das war von Anfang an klar. Man kann dem
Festival nicht den Krieg erklären, genauso wenig wie man dem
Schlaf den Krieg erklären kann. Das Festival ist ein
selbst-replikatives Informationsnetz. Wenn die Sonde in irgendein
System eintritt, baut sie ein Netzwerk der Kommunikation auf, das
sich von selbst weiter ausdehnt und alle bewohnten Welten dieses
Systems integriert. Sie zieht alle Informationen, die sie bekommen
kann, aus der Zivilisation, die sie ins Visier genommen hat, und
produziert weitere Sonden. Diese Sonden führen einige Parasiten
mit sich, gespeicherte Lebensformen, die Körper herausbilden und
sich darauf herunterladen, sobald sie einen Bestimmungsort erreichen
– aber das ist nicht der Lebenszweck dieses Systems.«
Wassily hielt Maulaffen feil. »Aber es hat uns doch
angegriffen!«
»Nein, hat es nicht«, entgegnete Martin geduldig.
»Es ist nicht intelligent. Es ist ein Fehler, das Verhalten
dieses Systems dadurch analysieren zu wollen, dass man ihm eine
bewusste Intention unterstellt. Es hat lediglich einen bewohnten
Planeten entdeckt, in dessen Umkreis – einem Umkreis
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