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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Paket mit Selbstantrieb. Wir haben
gehofft, Sie hätten vielleicht Lust, eine industrielle
Revolution in Gang zu setzen. Zumindest haben wir darauf gesetzt, bis
uns die Sache mit dem Festival zu Ohren kam.«
    Bei diesen Worten warf Rubenstein den Kopf zurück und lachte
hemmungslos, was Rachel mit Unverständnis quittierte.
    »Was soll das jetzt bedeuten?«, fragte sie
verärgert. »Ich habe vierzig Lichtjahre zurückgelegt
und ein nicht unbeträchtliches Risiko auf mich genommen, um
etwas abzuliefern, für das Sie vor sechs Monaten jeden Mord
begangen hätten. Finden Sie nicht, dass Sie mir eine
Erklärung schuldig sind?«
    »Verzeihen Sie mir bitte, gnädige Frau. Ich tue Ihnen
wirklich Unrecht. Wenn Sie das hier früher abgeliefert
hätten, auch nur vier Wochen früher, hätten Sie der
Geschichte einen anderen Verlauf gegeben, da bin ich sicher. Aber Sie
müssen wissen«, er richtete sich auf, und seine Miene wurde
wieder nüchtern, »dass wir solche Produktionsanlagen schon
am ersten Tag nach Ankunft des Festivals erhalten haben. Und bei
allem Guten, das die Dinger uns erwiesen haben, wäre es mir
mittlerweile lieber, ich hätte sie nie erblickt.«
    Sie erwiderte Rubensteins Blick. »Nun ja, das bestätigt
meine Befürchtungen. Sie haben hoffentlich so viel Zeit, mir zu
berichten, was hier los gewesen ist, während ich diesen
völlig unnützen Auftrag ausgeführt habe?«
    »Wir haben vor… äh… drei Wochen Revolution
gemacht.« Burija umkreiste den Schiffskoffer und inspizierte
ihn. »Allerdings haben sich die Dinge nicht wie geplant
entwickelt. Ich bin sicher, unsere Freundin hier, die Kritikerin,
wird es Ihnen erklären.« Er nahm auf dem Schiffskoffer
Platz. »Nur das Eschaton weiß, was die Kritiker oder auch
das Festival hier überhaupt suchen. Wir… keiner von uns war
auf das, was geschah, irgendwie vorbereitet. – Meine Träume
werden mir inzwischen vom Revolutionsausschuss zugewiesen,
können Sie sich das vorstellen? – Zwei Wochen lang nahm die
Revolution ihren Gang: So lange haben wir gebraucht, bis uns klar
wurde, dass uns hier kein Mensch braucht. Die Situation
organisierte sich selbst und wurde aus sich heraus kritisch. Die
Schwester hier hat mir die Konsequenzen vor Augen geführt,
schlimme Konsequenzen.« Er ließ den Kopf hängen.
»Wie ich erfahren habe, sind jetzt Überlebende der
kaiserlichen Flotte in der Hauptstadt gelandet, und die Menschen
strömen in Scharen zu ihnen. Sie sehnen sich nach Sicherheit,
wer wollte ihnen das verübeln?«
    »Damit ich Sie richtig verstehe«, Rachel lehnte sich
gegen den riesigen Bernsteinblock, »Sie haben also Ihre Meinung
geändert und wollen das System gar nicht mehr
verändern?«
    »O nein!« Burija stand erregt auf. »Aber das System
existiert nicht mehr. Und nicht revolutionäre Ausschüsse,
Räte oder Arbeiterkader haben es zerstört. Es wurde dadurch
vernichtet, dass die Wünsche der Menschen wahr wurden. Aber
lassen wir das für den Augenblick. Sie sehen aus, als
hätten Sie eine Schlacht hinter sich! Überall sind
Flüchtlinge unterwegs, wissen Sie. Sobald ich meine
Angelegenheiten hier geregelt habe, werde ich nach Plotsk
zurückkehren und sehen, was ich tun kann, um Stabilität
herzustellen. Vielleicht möchten Sie mich begleiten?«
    »Stabilität«, wiederholte Martin.
»Äh… welche Angelegenheiten? Ich meine, warum sind Sie
überhaupt hier? Wir scheinen uns ziemlich weit weg von jeder
Zivilisation zu befinden.« Das war noch gewaltig untertrieben,
soweit es Rachel beurteilen konnte. Sie lehnte sich zurück und
blickte mutlos auf den Wald. Den ganzen weiten Weg hierher zu machen,
nur um festzustellen, dass sie drei Wochen zu spät dran war, um
die Geschichte zum Besseren zu wenden… Festzustellen, dass das
Festival die ganze Gesellschaft eines Planeten gleichsam in einen
Informationsmixer gestopft und die Mühle auf
Höchstgeschwindigkeit eingestellt hatte – das war alles ein
bisschen zu viel, um es richtig einschätzen zu können.
Außerdem war sie müde, todmüde. Genau wie
Martin hatte sie ihr Bestes gegeben, drei Wochen lang. Wenn Martin
versagt hätte…
    »Es befindet sich jemand in diesem Block«, erklärte
Rubenstein.
    »Was?« Ein komplexes dreidimensionales Modell des
Hügels tauchte vor Rachels Augen auf, ein Modell, das von den
Informationen der umherschwebenden Spionageroboter gespeist wurde. Da
war Wassily, der sich auf der anderen Seite den Hügel
hinaufkämpfte. Hier stand Martin. Und der Block…
    Burija nickte. »Der

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