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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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würdevoll und mit einer Ruhe, die sie gar nicht empfand. Sie wickelte sich fest in ihren Umhang ein. »Was darf ich mitnehmen?«
    »Sie brauchen nicht viel«, sagte der Mann, »wo Sie hingehen, Mistress, legt man keinen gesteigerten Wert auf Bequemlichkeit. Der Karren wartet unten.«
    Sir Stephen sagte nichts mehr, sondern trat einfach zur Seite, als Alexandra an ihm vorbei durch die Tür ging.
    »Sie werden also offiziell Anklage erheben beim Gericht der Grafschaft, Sir?«, stieß der Büttel aus.
    »Aye«, bekräftigte Sir Stephen, »gleich morgen.« Er rührte sich nicht, als der Büttel Alexandra die Treppe hinunter und durch die Halle drängte, wo ihr die neugierigen Blicke aus dem hinteren Teil des Hauses nicht verborgen blieben.
    Draußen stand der grob gehauene Karren eines Bauern mit einer Schindmähre zwischen den Deichseln. Der Büttel machte eine Kopfbewegung aufwärts.
    »Dann klettern Sie mal rauf, Mistress.«
    Alex würdigte ihn keiner Antwort. Sie kletterte auf den Karren, trat wählerisch über das verrottende Stroh auf dem Boden und setzte sich mit dem Rücken zum Fahrer auf die hölzerne Bank. Ihr Wärter kletterte auf den Kutschbock und griff nach den Zügeln. Müde trottete das Pferd die Auffahrt hinunter.
    Die Fahrt auf dem schäbigen Karren in die Stadt Dorchester, wo die Gerichtsverhandlungen stattfanden, war denkbar unbequem. Die engen Straßen waren bevölkert mit Farmern, Pferdehändlern, freien Bauern und deren Frauen und Landvolk, das meilenweit hergekommen war, um auf dem blühenden Markt der Stadt zu kaufen oder zu verkaufen. Mit unverhohlener Neugierde blickten sie auf den nur allzu bekannten Karren, der von dem Büttel gelenkt wurde, und auf die in einen Umhang gehüllte Gestalt auf der Bank hinter ihm. Alex schrumpfte in ihrem Umhang zusammen und zog sich die Kapuze über den Kopf. Zwar glaubte sie nicht, dass sie erkannt werden würde, aber schon bald würde die Neuigkeit die Runde machen. Die Diener von Combe Abbey wären die Ersten, die die Geschichte von der diebischen Bibliothekarin in Umlauf bringen würden.
    Das Rathaus der Grafschaft war ein Steingebäude, in dem sämtliche Verwaltungsangelegenheiten der Gegend abgewickelt wurden. Der Büttel lenkte den Karren in einen engen, übel riechenden Hof an der Rückseite des Gebäudes und zog die Zügel an. Er kletterte vom Kutschbock, band das Pferd an einem Pfosten fest und winkte seinen Passagier herunter.
    Alexandras Herz pochte schmerzhaft, als sie widerspruchslos vom Karren kletterte. An der Rückseite des Gebäudes konnte sie die dunklen Treppenstufen erkennen, die zu einer verrammelten Tür ganz unten führten. Heftige Übelkeit stieg in ihr auf. Einen Moment lang überlegte sie, sich in die geschäftige Straße hinter sich zu flüchten. Aber ihr war klar, dass sie dem nachfolgenden Gezeter und Geschrei niemals würde entkommen können, jedenfalls nicht, wenn so viel auf der Straße los war wie im Moment. Ihre Lage würde sich nur noch verschlechtern. Es mochte sogar sein, dass sie sich in Eisen gelegt wiederfinden würde. Nein, statt zu flüchten, folgte sie dem wortlosen Befehl ihres Begleiters, die Treppe hinabzusteigen. Der Mann hielt sich dicht hinter ihr, klemmte sie ein, bewachte jeden einzelnen ihrer Schritte. Unten angekommen, steckte er einen riesigen Messingschlüssel in das Schloss, hob den schweren Riegel hoch und stieß die Tür zu einem pechschwarzen Raum auf, der nach Leibern und Abfall stank, nach Feuchtigkeit und Talg.
    Alex schluckte die Übelkeit hinunter und versuchte, nicht zu atmen, als ihr Gefängniswärter die Tür hinter sich zuschlug. Im Dunkeln zündete der Mann erst ein Zündholz und dann eine Talgkerze auf dem wackligen Tischchen nahe der Tür an. Die Talgkerze erhellte einen engen Korridor, der seitlich von Holztüren begrenzt wurde, deren obere Hälfte wiederum aus verriegelten Gittern bestand. Zitternd blickte Alex sich in der feuchten, muffigen Kälte um. Sie sah Finger, die sich um die Gitterstäbe krallten, Augen, die sie anglotzten, und sie hörte ein leises Murmeln, das in ihren verängstigten Ohren unglaublich bedrohlich klang. So als ob die Leute nichts anderes wären als gefangene Tiere, die ihre neue Beute willkommen hießen. Das war natürlich Unsinn. Wer in diesen Zellen einsaß, war genauso unglücklich wie sie selbst; aber trotzdem jagte ihr das Geräusch einen Schrecken ein.
    Der Büttel steckte den Schlüssel in eine der Holztüren und zog sie auf.
    »Du kannst dich wirklich

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