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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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dickem Umhang auf der steinernen Bank in ihrer Zelle. Der Büttel tauchte nicht wieder auf, aber irgendwann - morgens, wie sie annahm - wurde sein Platz von einem ältlichen, zahnlosen Mann in zerlumpter Hose und Schürze eingenommen, der mit einem schweren Holzknüppel bewaffnet war. Ein halber Sovereign sorgte für eine frische Kerze, einen Lederbeutel Wein und einen lauwarmen Teller irgendeiner undefinierbaren Suppe. Auch einen Kanten hartes Brot und einen Becher Wasser gab es - Gefängnisrationen, wie sie annahm. Rund um sie herum setzten die Geräusche sich fort; hin und wieder schnappte sie den Fetzen einer Unterhaltung auf. Die meiste Zeit aber schien sie nur in einem dämmrigen Lichtkreis umgeben von wispernder Dunkelheit zu existieren.
    Stunden verstrichen. Alexandra wurde hungriger und schmutziger. Von Zeit zu Zeit drohte das Gefühl der Hilflosigkeit sie zu überwältigen. Was spielte sich jenseits ihrer Gefängnismauern ab? Menschen lebten ihr gewohntes Leben, erledigten ihre vertrauten Aufgaben. Auch in Combe Abbey würde sich alles in den üblichen Bahnen bewegen. Ob wohl jemand nach der in Ungnade gefallenen Bibliothekarin fragte? Oder war sie in ihrer Anwesenheit derart körperlos und unscheinbar gewesen, dass sie, sobald sie aus den Augen war, auch aus den Sinnen verschwand?
    Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, als ihre Zellentür wieder geöffnet wurde und der Büttel auftauchte. Einen herrlichen Moment lang bildete sie sich ein, dass er vielleicht gekommen war, ihr zu sagen, dass Sir Stephen seine Anklage zurückgezogen hatte und dass sie frei war; aber ein einziger Blick in sein Gesicht, und ihre verzweifelte Hoffnung löste sich in Luft auf.
    »Ich werfe nur einen Blick auf dich. Das Gericht will jeden Tag was über die Gefangenen hören.«
    »Würden Sie Sir Stephen bitte ausrichten, dass ich ihn gern sprechen möchte?« Noch so eine sinnlose Hoffnung, das war ihr klar, aber trotzdem ...
    Der Büttel schüttelte den Kopf.
    »Frau, der kommt nicht hier runter. Hat Angst, sich hier was einzufangen, wenn du mich fragst. Glaub nicht, dass er sich in der Stadt aufhält, bevor das Gericht tagt. Spar dir deine Worte, bis es losgeht. Bis du vor dem Richter stehst.«
    Seufzend schluckte Alexandra ihre Enttäuschung hinunter, blinzelte die Tränen in ihren Augen fort. Ihr wurde klar, dass sie immer noch ihre zarte Hoffnung genährt hatte, ihr Cousin könnte es sich noch einmal überlegen. Jetzt war nichts mehr übrig geblieben; bis das Gericht tagte, würde sie in diesem dreckigen Loch verrotten müssen. Und wenn niemand wusste, dass sie sich hier aufhielt, würde es auch niemanden geben, der vor Gericht das Wort für sie ergriff. Sobald sie verurteilt war, gab es nichts mehr, was irgendjemand noch für sie tun konnte. Alex drehte das Gesicht zur Wand, und ein paar Sekunden später verließ der Büttel die Zelle. Der Schlüssel im Schloss wurde umgedreht. Krachend fiel der schwere Riegel von oben herunter.

Kapitel 22
    Peregrine erwachte nach einer weiteren qualvoll verbrachten Nacht und stellte fest, dass nun schon mehr als eine Woche seit Alexandras Verschwinden verstrichen war. Was sie wohl in diesem Moment gerade tat? Ob sie mit der giftigen Lady Maude am Frühstückstisch saß? Oder war sie schon bei der Arbeit in der Bibliothek und verschob auf kreative Weise Geld von einem Konto auf das andere?
    Zu seiner Überraschung bemerkte er, dass dieser Gedanke ihm zwar die vertraute Verärgerung einbrachte, aber nicht die kalte, verzweifelte Wut der letzten Tage. Vielleicht war es einfach nicht möglich, solche Wut über längere Zeit zu empfinden. Es wäre auch viel zu lähmend gewesen. Er ging zum Fenster und schaute in den hellen, frostigen Tag hinaus. Und einmal mehr schien ihm das Blut in den Adern zu gefrieren. So lange hatte er herumgesessen und gegrübelt, dass es für den Rest seines Lebens reichte, und wenn die Zeit gekommen war, würde er auch mit Alexandra fertigwerden.
    Er ging hinunter und wies Bart an, dass er Sam herbringen solle. Das Pferd stand nun schon seit über einer Woche herum und würde ungeduldig mit den Hufen scharren. Serena und Sebastian saßen bereits beim Frühstück, als er den Salon betrat. Beide musterten ihn mit scharfsinnigen Blicken, die sie sich, wie ihm klar war, seit einer Woche angewöhnt hatten.
    »Guten Morgen«, grüßte er sie, »sieht so aus, als würde es ein schöner Morgen werden.«
    »Ach, das ist dir aufgefallen?« Sebastian zog die Brauen

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