Sinnliche Naechte in Paris
Achseln. „Wie auch immer. Omar und Jal sind sich einig, dass sie auf sich selbst aufpassen kann.“
„Egal, was Jal behauptet“, versetzte Khalil, „er ist nicht der Sultan.“
Das Gesicht seines Vaters verdüsterte sich. „Und du bist es auch nicht. Noch nicht. Ich muss meine Entscheidungen nicht rechtfertigen.“
Das stimmte. Außerdem – was versprach er sich eigentlich von dieser Diskussion? Pläne und Vereinbarungen waren bereits getroffen worden.
„Entschuldige bitte“, erwiderte Khalil und wählte einen sachlichen Ton. „Ich wollte damit nur sagen, dass du der Herrscher von Al Ankhara bist und nicht der Ministerrat.“
„Du tust gut daran, das im Hinterkopf zu behalten.“ Der Gesichtsausdruck seines Vaters wurde wieder weicher. Väterlich klopfte er Khalil auf den Rücken. „Vielen Dank, dass du uns hilfst. Einige meiner Minister fürchteten, du seist schon zu sehr den westlichen Werten verbunden, um die Bedeutung dieser Mission zu verstehen.“
„Damit meinst du Jal.“
„Ich weiß, dass du ihn nicht magst, aber Jal will nur das Beste für unser Volk.“ „Genauso wie ich“, erwiderte Khalil ruhig, „was auch immer es sein mag – und egal wie unpopulär es mich machen könnte.“ Sein Vater nickte. „Gut. Ich werde dir unseren Plan schicken. Lies ihn, und dann triff uns in einer Stunde im Ratszimmer.“
Khalil kehrte in seine Suite zurück. Ein Diener brachte ihm ein dick eingebundenes Leder-Portfolio.
Es enthielt den Plan des Ministerrats für Laylas Fahrt zu Butrus nach Kasmir. Khalil blätterte ihn durch und hätte beinahe gelacht. Das Dokument war zwanzig Seiten lang, jede Seite zierte das königliche Siegel, dabei hätte man den Plan gut und gerne in einem knappen Absatz zusammenfassen können.
Mit seinem Flugzeug würden er, Layla, ihr ursprüngliches Brautgefolge und drei Dutzend Männer aus der Palastgarde des Sultans nach Kasmir fliegen, um dort Butrus und dessen Männer zu treffen.
Noch vor wenigen Stunden hätte Khalil sich schlicht geweigert, an diesem verrückten Vorhaben teilzunehmen. Doch jetzt hatten sich die Dinge geändert.
In der vergangenen Nacht war Layla ins Meer gegangen, weil sie einen verzweifelten Versuch unternehmen wollte, zu flüchten. Dessen war er sicher. Heute hatte sie ihm mitgeteilt, dass man ihm Lügen erzählte, und das hatte sie in akzentfreiem Amerikanisch getan.
Khalil schleuderte den Plan in die Ecke, stand auf und tigerte in seinem Wohnzimmer auf und ab. Er konnte diese Hochzeit nicht zulassen, verdammt noch mal!
Zwanzig Minuten und einen Telefonanruf später hatte er seinen eigenen Plan zusammengestellt – allerdings würde er ihn erst in Gang setzen, wenn er sicher war, dass Layla ihn nicht zum Narren hielt.
Und es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Layla war im Harem untergebracht.
Das an sich war schon eine Überraschung. Der Harem wurde nämlich bereits seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt. Sein Vater hatte nicht allzu viel geändert, als er an die Macht kam, aber die Praxis, sich Konkubinen zu halten, schaffte er ziemlich schnell ab. Eine Frau, hatte er gesagt, bereite einem Mann schon mehr als genug Kopfschmerzen.
Der Harem war mit dem Rest des Palastes durch eine schwere Holztür verbunden, die soweit Khalil sich erinnern konnte, niemals verschlossen gewesen war. Heute war das anders. Er musste mehrfach laut gegen die Tür pochen, ehe jemand – der Riese – sie öffnete.
Der Mann war offensichtlich nicht besonders erfreut, ihn zu sehen.
„Der Zutritt zu diesem Bereich ist niemandem gestattet.“
Khalil betrachtete ihn kalt. Wenn es jemals den rechten Zeitpunkt für seine antiquierten Titel gegeben hatte, dann war er jetzt gekommen.
„Ich bin nicht ‚niemand‘, ich bin Scheich Khalil, Kronprinz von Al Ankhara. Tritt zur Seite.“
Er schritt an dem Unikum vorbei, ohne auf eine Antwort zu warten und steuerte direkt auf den Korridor zu. Der Riese heftete sich an seine Fersen.
Eine weitere Überraschung.
Als Kind hatte er an regnerischen Tagen oft hier gespielt. Er erinnerte sich an üppige Seidenteppiche, polierten Marmorfußboden, goldverzierte Möbel und herrliche Wandmalereien. All das war immer noch da, doch der Zahn der Zeit hatte deutliche Spuren hinterlassen. Der Harem wirkte düster und feucht, es roch nach Moder und Schimmel.
„Wo ist deine Herrin?“
„Sie ist an einem sicheren Ort.“
„Das habe ich nicht gefragt. Wo ist sie? Ich will sie sehen.“
„Sie können sie nicht sehen. Das ist
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